Siegfried Haenle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Franz Theodor Siegfried Haenle (auch Hänle; geboren als Samuel Haenle; geb. 28. Juni 1814 in Heidingsfeld; † 30. September 1889 in Ansbach) war Schriftsteller, Rechtsanwalt und Regionalhistoriker, der sich vor allem mit der Geschichte der Stadt Ansbach beschäftigte.

Leben und Wirken

Franz Theodor Siegfried Haenle wurde am 28. Juni 1814 als Samuel Haenle in Heidingsfeld bei Würzburg geboren. Die Stadt besaß damals eine große israelitische Gemeinde, die Familie Haenle war ebenfalls jüdischen Glaubens. Der Vater arbeitete als Weinhändler. Im Jahr 1820 zog die Familie in die Stadt Mainbernheim im Steigerwaldvorland. Hier baute der Vater eine Weingroßhandlung auf. Haenle blieb zeitlebens mit Mainbernheim verbunden.[1] Sein Bildungsweg führte ihn an das Schweinfurter Gymnasium, wo er im Jahr 1834 sein Abitur machte.

Anschließend studierte Haenle an den Universitäten München und Würzburg Philosophie und Jura und schloss das Studium mit dem Universitätsexamen ab. Im Jahr 1848 trat Haenle als Berichterstatter aus der Frankfurter Nationalversammlung auf. Im Jahr 1854 trat er zum Christentum über und benannte sich im Zuge dieses Religionswechsel in Franz Theodor Siegfried Haenle um. Mit dem Übertritt zum Protestantismus gelang es Haenle auch in der lutherisch geprägten Stadt Feuchtwangen Fuß zu fassen. 1855 wurde er dort Anwalt.

Bereits drei Jahre später wechselte Haenle in die Kreishauptstadt Ansbach. Er übte dort zwischen 1858 und 1879 das Amt eines Rechtsanwalts am Ehescheidungsgericht des Konsistoriums Ansbach aus. Als solcher wurden ihm mehrere Titel verliehen. 1866 wurde er Vorstandsmitglied im bayerischen Anwaltsverein. Er gründete 1871 den Deutschen Anwaltsverein mit.[2] Zwischen 1872 und 1889 verantwortete er den Inhalt der Vereinszeitschrift „Juristische Wochenschrift“. Siegfried Haenle wurde zum Justizrat ernannt, erhielt das Ritterkreuz des Ordens vom heiligen Michael und den preußischen Kronenorden. Siegfried Haenle starb am 30. September 1889 in Ansbach.

Im Jahr 1938 erschien eine antisemitische Schrift (Schütz: Wer war Siegfried Haenle?), die Haenles Konversion verurteilte und den Schriftsteller posthum schmähte.

Werke (Auswahl)

Bereits ab 1844, noch während seines Studiums, verfasste Haenle historische und belletristische Werke, die vor allem die mittelfränkische Geschichte und die Geschichte der Stadt und des Fürstentums Ansbach zum Inhalt hatten. Er veröffentlichte außerdem Aufsätze in den Jahresberichten des Historischen Vereins für Mittelfranken, zu dessen Vorstandsmitgliedern er ab 1862 gehörte. Als solcher hielt er auch Vorträge über die Ansbacher Geschichte. Daneben wirkte er auch als Autor für die Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Haenle arbeitete mehrfach für Reiseführer mit dem Schriftsteller Karl von Spruner zusammen.

  • Deutsche Lustschlösser. Würzburg o. J.
  • Der moderne Liebeshof. 1839.
  • Eine Pariser Familien-Geschichte. Würzburg 1840.
  • mit Karl von Spruner: Ausflug in die fränkischen Bäder Kissingen, Bocklet, Brückenau und deren Umgegend. Anhang zum Handbuch für Reisende auf dem Maine. Würzburg 1844. Neudruck Braunschweig 1992. Digitalisat
  • mit Karl von Spruner: Würzburg und seine Umgebungen. Würzburg 1844. Neudruck Würzburg 1980.
  • Das gute Recht Schleswig-Holsteins. Ansbach 1867.
  • Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach. Ansbach 1867. Digitalisat
  • Urkunden und Nachweise zur Geschichte von Heinrich Topler, Bürgermeister der freien Stadt Rotenburg. Ansbach 1871. Digitalisat
  • Erinnerungen an die Hohenzollern in Ansbach. 1873.
  • Skizzen zur Geschichte von Ansbach. Ansbach 1874.
  • Urkunden und Nachweise zur Geschichte des Schwanen-Ordens. Ansbach 1876. Digitalisat
  • Das Buch vom Schwanenorden. Ein Beitrag zu den Hohenzollerischen Forschungen. Berlin 1881.

Weblinks

Wikisource: Siegfried Hänle – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. o. A.: Kalendarium. In: Im Bannkreis des Schwanbergs 1971. Heimat-Jahrbuch für den Landkreis Kitzingen. Würzburg 1971. S. 25.
  2. Ansbach Plus: Siegfried Hänle, in Archive-today, abgerufen am 6. Juni 2022.