Siegfried Kadner

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Siegfried Kadner (* 29. Mai 1887 in Kirchenthumbach; † 19. April 1970 in Berlin) war ein deutscher Lehrer und antisemitischer Schriftsteller im Dienste der NS-Propaganda[1].

Leben

Als Sohn eines Forstmeisters geboren, studierte Kadner nach dem Besuch des Alten Gymnasiums Regensburg Deutsch, Französisch und Erdkunde in Marburg, Paris und Straßburg. Während seines Studiums wurde er 1906 Mitglied der Marburger Burschenschaft Rheinfranken. 1911 machte er sein Staatsexamen und wurde nach einer Zeit in England Hilfslehrer in Wandsbek.

Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1918 wurde er Mitglied der SPD. 1919 wurde er in Kiel zum Dr. phil. promoviert. Er wurde Studienrat in Berlin, wo er nebenbei als Dozent für deutsche Stilkunde an der Volkshochschule arbeitete. Ab 1929 erhielt er von der Berliner Universität Lehraufträge über Rassenkunde. 1933 war er als Kultur- und Pressereferent tätig. 1933 wurde er Mitglied des NS-Lehrerbundes und der NSDAP (Mitgliedsnummer 2.637.572). Er wurde Mitglied der SS und war als Gauredner für Rassenkunde und Vererbungslehre im Gauschulungsamt tätig. Von 1933 bis 1935 war er ehrenamtlicher Leiter der Volkshochschule. Kadner wurde Mitglied der Reichskulturkammer und war Mitarbeiter im SS-Schulungsamt. Er wurde SA-Oberscharführer. Für die SS-Leithefte verfasste er einige Beiträge. Kadner war Schüler von Herman Wirth. 1941 wurde er Oberstudienrat.

In den 1960er Jahren war Kadner für den Blanvalet Verlag als Übersetzer aus dem Französischen tätig.

Rezeption

Kadners Werk Rasse und Humor wurde 2021 in einer Studie[2] zum jüdischen Witz analysiert.[3][4] Darin kommt der Autor zum Schluss, dass Kadner in seinem Werk die unüberbrückbare Trennung von jüdischer und deutscher Kultur propagiert.

„Zwei rassisch, gesinnungsmäßig und kulturell getrennte Welten! Von der einen führt zur anderen keine Brücke, nicht einmal die der sprachlichen Verständigung.“

Siegfried Kadner: Rasse und Humor, S. 211.

Ehrungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Gottfried August Bürgers Einfluss auf Ernst Wilhelm Schlegel. Dissertation Universität Kiel 1919, Berlin 1919.
  • Die Prosaschmiede. Vom richtigen Lesen, Sprechen, Schreiben. Berlin 1932.
  • Deutsche Väterkunde. Einkehr in der Vorzeit. Breslau 1934.
  • Rasse und Humor. 2. Auflage, München, Berlin 1939. Neu aufgelegt 2018 im rechtsextremen[6] Verlag der Schelm.[7]
  • Vorstoss ins Unbekannte. Entdeckungsfahrten in Tat und Dichtung. Berlin 1939.
  • Übersetzer von: Jean-Charles: Die Knilche von der letzten Bank. Berlin 1965.
  • Übersetzer von: Jean-Charles: Knilche bleiben Knilche. Berlin 1968.

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 373–374.

Einzelnachweise

  1. Louis Kaplan: Vom jüdischen Witz zum Judenwitz. Die Andere Bibliothek GmbH, Berlin 2021, ISBN 978-3-8477-0439-3, S. 278 ff.
  2. Louis Kaplan: Vom jüdischen Witz zum Judenwitz. Eine Kunst wird entwendet. Die Andere Bibliothek, Berlin 2021.
  3. Jakob Hessing: Studie zum jüdischen Witz. Das zweischneidige Schwert. In: Der Tagesspiegel vom 8. Dezember 2021.
  4. Tobias Lehmkuhl: Louis Kaplan: „Vom jüdischen Witz zum Judenwitz“. Geistesakrobatik und ihre Feinde. In: Deutschlandfunk vom 8. August 2021.
  5. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 373.
  6. Razzia bei rechtsextremem Versandhandel "Der Schelm" in Panorama vom 18. Dezember 2020.
  7. books.google.de/books?id=ue_RzQEACAAJ

Weblinks