Simandou

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Simandou ist eine 110 Kilometer lange, von Nord nach Süd verlaufende Hügelkette in den Regionen Kankan in Oberguinea und Nzérékoré in Waldguinea, im Südosten des westafrikanischen Staates Guinea. Sie gehört zum Schutzgebiet des bedrohten Guineawaldes und umfasst gleichzeitig mit etwa 2,5 Milliarden Tonnen das größte bekannte, abbaubare Eisenerzvorkommen der Welt, das 1996 entdeckt und noch nicht ausgebeutet wurde. Seither bestehen jedoch konkrete Pläne zum kommerziellen Abbau dieses hochwertigen Erzes, das ungefähr 65 % Eisengehalt aufweist.[1]

Geographie

Die Hügelkette liegt östlich von Kérouané und westlich von Beyla, sie beginnt in der südlichen Kankan-Region und endet in der nördlichen Nzérékoré-Region. Sie ist 110 Kilometer lang und einige Kilometer breit und umfasst eine Fläche von 1.500 km². Der höchste Punkt liegt im Süden mit dem Pic de Fon (1658 m ü. M.), in der Mitte befindet sich der Pic de Tibé (1504 m ü. M.) und im Norden ist etwas tiefer der Pic de Going (1431 m ü. M.).[2]

Naturgeschichte

Der Landstrich Simandou, der vorwiegend in Waldguinea und teilweise in Oberguinea liegt, ist ein wichtiges Schutzgebiet für das Ökosystem des gesamten Guineawaldes in Westafrika. Der Guineawald ist eines der biologisch reichsten und zugleich am stärksten gefährdeten Ökosysteme der Welt. Er erstreckte sich ursprünglich über den Süden Guineas, Sierra Leone, Liberia, die südliche Elfenbeinküste, Ghana und bis nach Togo. Er bedeckte eine Fläche von 420.000 km², aber aufgrund menschlicher Aktivitäten sind fast 70 Prozent des Waldes verschwunden.

Die Hügelkette Simandou umfasst sowohl Savanne, Tieflandwald als auch Galeriewälder. Der Wald um den Pic de Fon im Süden umfasst eine Fläche von etwa 256 km², das viele typische Tier- und Pflanzenarten des Ökosystems der guineischen Bergwälder beherbergt, darunter auch gefährdete Arten wie die Nimba-Otterspitzmaus (Micropotamogale lamottei), der Westafrikanische Schimpanse (Pan troglodytes verus), die Dianameerkatze (Cercopithecus diana diana) und der Sierra Leone prinia (Schistolais leontica), ein seltener Vogel im westafrikanischen Hochland. Der Frosch Hylarana fonensis ist nur hier bekannt. Das Gebiet war bisher durch seine Abgeschiedenheit natürlich geschützt, aber seine Artenvielfalt ist nun durch das Vordringen der Landwirtschaft, Buschfeuer, Jagd, Holzschlag, Straßenbau, Ausbeutung von Erzminen und durch schwache, träge Behörden bedroht.

Der Wald des Pic de Tibé mit einer Fläche von 60,75 km² wurde 1945 klassifiziert, der des Pic de Fon mit einer Fläche von 256 km² 1953.[3]

Projekt Abbau Eisenerz in Simandou

Die größten Eisenlagerstätten liegen unweit des Dorfes Moribadou am Pic de Fon und in Ouéléba, sie sind nur vier Kilometer voneinander entfernt und haben eine Länge von ungefähr 7,5 km und sind bis zu 1 km breit. Die Eisenschichten sind hier aus metamorphisierten Itabiriten in Staurolith-Qualität, die zu Hämatit-Goethit-Mineralisationen angereichert wurden.

Es wurde geschätzt, dass etwa 2,25 Milliarden Tonnen hochwertiges Eisenerz im Tagbau abgebaut werden kann. Simandou hat das Potenzial zum größten Eisenerzbergwerk Afrikas zu werden. Denn in seinem Boden liegen 2,5 Milliarden Tonnen Erz mit einem Eisengehalt von 63 bis 66 %. Es wird damit gerechnet, dass gegen 100 Millionen Tonnen Eisen pro Jahr abgebaut werden könnten, die ein Volumen von 18 Millionen Kubikmeter aufweisen und bis zu 45.000 Arbeitsplätze schaffen würden. Um das Eisen überhaupt abbauen und nutzen zu können, muss aber zuerst eine 650 Kilometer lange Eisenbahnlinie durch Guinea an die Atlantikküste und ein Tiefseehafen bei Matakong erstellt werden, was ungefähr 14 bis 18 Milliarden US-Dollars kosten wird.

Von 2006 bis 2012 soll Benny Steinmetz über den französischen Geschäftsmann Frédéric Cilins Mamadie Touré, der vierten Frau des damaligen guineischen Staatspräsidenten Lansana Conté, 10 Millionen US-Dollar gezahlt haben, um so besser an die Abbaurechte von Simandou gelangen zu können. 2008 wurde Rio Tinto Group, der Lizenznehmer der Simandou-Konzession, von der guineischen Regierung unter Lansana Conté aufgefordert, die nördliche Hälfte, die Bereiche eins und zwei von insgesamt vier Teilen, an die Firma Beny Steinmetz Group Resources (BSGR) abzutreten, das von dem israelischen Diamantenhändler Beny Steinmetz gegründet wurde. 2010 unterzeichneten Rio Tinto und die Aluminum Corporation of China (Chinalco) einen Vorvertrag zur Entwicklung des Eisenerzabbauprojekts. Im gleichen Jahr 2010 verkaufte BSGR 51 % seiner Anteile für 2,5 Milliarden US-Dollar an den brasilianischen Rohstoffkonzern Vale. 2011 zahlte die Rio Tinto Group 10,5 Millionen US-Dollar an François de Combret, einem engen Berater des Präsidenten Alpha Condé, um die Abbaurechte behalten zu können. 2014 annullierte die guineische Regierung die Bergbaurechte von BSGR in Simandou, jedoch 2019 nach Vermittlungsbemühungen des ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy einigten sich BSGR und der Staatspräsident Guineas, die gegenseitigen Korruptionsvorwürfe und das Schiedsgerichtsverfahren zurückzuziehen. Diese Vereinbarung führte dazu, dass die BSGR ihre Rechte an Simandou aufgab, aber einen beachtlichen Anteil an der kleineren Zogota-Erzlagerstätte, die südöstlich von Simandou liegt, behalten konnte. Diese Mine soll von der britischen Firma Niron Metals unter der Führung des konservativen Politikers Mick Davies erschlossen und abgebaut werden.[4][5]

Wegen all dieser Rechtsstreitigkeiten um die Abbaurechte, auch wegen der Ebolafieber-Epidemie 2014 bis 2016 und der sinkenden Eisenpreise wurde das fertig ausgearbeitete Abbauprojekt 2016 auf Eis gelegt und erst 2019 wieder aufgenommen. 2020 wurde mit dem internationalen Konsortium SMB-Winning eine neue Vereinbarung getroffen.[6] An diesem Grossprojekt sind finanziell der Staat Guinea (7,5 %), Aluminum Corporation of China (Chinaclo 41,3 %), Rio Tinto (44,5–46,57 %, je nach Quelle) und der Weltbank International Finance Corporation (4,625 %) beteiligt.[7] Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums setzte sich im September 2021 für die Freilassung des gestürzten Präsidenten Alpha Condé ein, um die geplanten Infrastruktur- und Abbauprojekte nicht zu gefährden und bald realisieren zu können. Denn China ist daran interessiert, die Abhängigkeit vom australischen Eisenerz zu reduzieren und durch guineisches zu ersetzen.[8]

Literatur

  • Nicolas Di Boscio, Mark Slade und Jordan Ward: Digging deeper for development: the case of Simandou and the Southern Guinea Growth Corridor. Mineral Economics, Volume 27, Springer, Schweiz 2014, S. 127–134 (englisch)
  • Ross Harvey: Mining for Development in Guinea: An Examination of the Simandou Iron Ore Project. Policy Briefing 83, Governance of Africa’s Resources Programme, SAIA, Februar 2014 (englisch)[9]

Weblinks

Einzelnachweise