Simmersbach
Simmersbach Gemeinde Eschenburg Koordinaten: 50° 49′ 18″ N, 8° 22′ 50″ O
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Höhe: | 373 m ü. NHN |
Fläche: | 7,22 km²[1] |
Einwohner: | 1286 (30. Jun. 2019)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 178 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35713 |
Vorwahl: | 02774 |
Simmersbach
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Simmersbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Eschenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.
Geografische Lage
Simmersbach liegt im Nordosten des Lahn-Dill-Kreises, direkt an der Grenze zum Landkreis Marburg-Biedenkopf. Umgeben ist der Ort von Ausläufern des Rothaargebirges im Nordwesten und dem Gladenbacher Bergland im Osten. Er liegt im Tal des Simmersbachs, einem Zufluss der Dietzhölze.
Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend: Roth (Gemeinde Eschenburg), Oberhörlen (Gemeinde Steffenberg), Lixfeld (Gemeinde Angelburg), Hirzenhain, Eiershausen und Eibelshausen (alle Gemeinde Eschenburg).
Nordwestlich des Ortes erhebt sich der Staffelböll (536 m ü.NN), südöstlich der Hornberg (570 m ü.NN) und der Mattenberg (577 m ü.NN). Nordöstlich befindet sich der Galgenberg (541 m ü.NN).
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Simmersbach erfolgte unter dem Namen Symmersbach im Jahr 1323[2]
In dem landwirtschaftlich orientierten Dorf versuchte man sich Ende des 18. Jahrhunderts die wenigen vorhandenen Bodenschätze nutzbar zu machen und so wurde unterhalb des Hornbergs eine Schiefergrube mit dem Namen Grube Wolfsschlucht eröffnet.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Simmersbach:
„Simmersbach (L. Bez. Gladenbach) evangel. Pfarrdorf; liegt 3 1⁄2 St. von Gladenbach, und gehört dem Freiherrn von Breidenstein. Man findet 63 Häuser und 369 Einwohner, die alle evangelisch sind, sodann 1 Kirche, die gut gebaut ist, 1 Pfarrhaus, 1 Schulhaus, 2 Mahlmühlen mit 1 Oelmühle, und ein Grenznebenzollamt II. Klasse. Unter den Einwohnern sind 60 Bauern und 10 Handwerker. In der Gemarkung werden Schiefersteine gebrochen. Im 15. Jahrhundert gehörte der Ort zum Breidenbacher Kirchengebiet.“[3]
Mit dem Aufblühen der Industrie ab Ende des 19. Jahrhunderts wandten sich die Simmersbacher mehr und mehr von der für sie inzwischen unrentablen Landwirtschaft ab und fanden Arbeit in den Hütten und Fabriken des nahen Dietzhölz- oder Dilltals. So wurde aus dem einstigen Bauerndorf eine Wohngemeinde.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Simmersbach zusammen mit seinem Nachbarort Roth, die bis dahin zum Landkreis Biedenkopf gehörten, kraft Landesgesetz dem Dillkreis zugeordnet und mit den Gemeinden Eschenburg, Hirzenhain zur Großgemeinde Eschenburg zusammengeschlossen.[4] Die Inkraftsetzung erfolgte zum 1. Juli 1974 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt.[5][6] Für alle sechs Ortsteile von Eschenburg wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Simmersbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][8][9]
- vor 1567 Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Blankenstein, Grund Breidenbach
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Blankenstein, Grund Breidenbach[10]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Blankenstein, Grund Breidenbach
- ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Blankenstein, Grund Breitenbach (Obergericht; Gericht Lixfeld)[11]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen, Amt Blankenstein[12][13]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Blankenstein[14]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)[11]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Biedenkopf
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Biedenkopf
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Simmersbach 1275 Einwohner. Darunter waren 30 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 243 Einwohner unter 18 Jahren, 564 zwischen 18 und 49, 258 zwischen 50 und 64 und 216 Einwohner waren älter.[15] Die Einwohner lebten in 456 Haushalten. Davon waren 90 Singlehaushalte, 120 Paare ohne Kinder und 198 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 309 Haushaltungen lebten keine Senioren.[15]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[2] | |
• Um 1480: | 18 nassauische Eigenleute |
• 1577: | 29 Hausgesesse |
• 1630: | 23 Hausgesesse (2 zweispännige, 14 einspännige Ackerländer, 7Einläuftige [einschließlich Witwen]) |
• 1677: | 21 Männer, 2 Witwen, 2 Jungmannschaften, 8 ledige Mannschaften |
• 1742: | 48 Haushalte |
• 1791: | 320 Einwohner[16] |
• 1800: | 323 Einwohner[17] |
• 1806: | 364 Einwohner, 63 Häuser[13] |
• 1829: | 369 Einwohner, 63 Häuser[3] |
Simmersbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 320 | |||
1800 | 323 | |||
1806 | 364 | |||
1829 | 369 | |||
1834 | 366 | |||
1840 | 377 | |||
1846 | 387 | |||
1852 | 406 | |||
1858 | 412 | |||
1864 | 384 | |||
1871 | 399 | |||
1875 | 468 | |||
1885 | 428 | |||
1895 | 487 | |||
1905 | 559 | |||
1910 | 616 | |||
1925 | 675 | |||
1939 | 735 | |||
1946 | 982 | |||
1950 | 962 | |||
1956 | 932 | |||
1961 | 964 | |||
1967 | 1.049 | |||
1970 | 1.070 | |||
1980 | 1.153 | |||
1985 | 1.093 | |||
1990 | 1.172 | |||
1995 | 1.365 | |||
2000 | 1.399 | |||
2005 | 1.412 | |||
2008 | 1.333 | |||
2011 | 1.275 | |||
2015 | 1.258 | |||
2018 | 1.216 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [2][18][19]; ab 2008: Haushaltsplan Gemeinde Eschenburg 2019[20]; Zensus 2011[15] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[2] | |
• 1830: | 369 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1885: | 428 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1961: | 905 evangelische (= 93,88 %) und 49 katholische (= 5,08 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[2] | |
• 1867: | Erwerbspersonen: 67 Landwirtschaft, einer Forstwirtschaft, vier Bergbau und Hüttenwesen, 18 Gewerbe und Industrie, vier Verkehr, eine Erziehung und Unterricht, eine Kirche und Gottesdienst, drei Gemeindeverwaltung |
• 1961: | Erwerbspersonen: 218 Land- und Forstwirtschaft, 265 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 29 Dienstleistungen und sonstiges. |
Die Philippsbuche
Im Jahr 1552 kehrte Landgraf Philipp von Hessen aus fünfjähriger Gefangenschaft zurück in seine Heimat und betrat am 10. September am Staffelböll erstmals wieder hessischen Boden. Wenige Jahre später pflanzten die Simmersbacher zum Gedenken daran an dieser Stelle eine Buche, die so genannte Philippsbuche. 1910 wurde unter dem Baum ein Denkmal errichtet.
1963 musste die mittlerweile 400-jährige Buche gefällt werden, da sie abgestorben war. Aus einem Ableger von ihr wurde aber ein neuer Baum gepflanzt. Die Philippsbuche wurde zwischenzeitlich zum Naturdenkmal erklärt und ist bis heute ein beliebtes Wanderziel.
Wirtschaft und Infrastruktur
Simmersbach verfügt über ein Dorfgemeinschaftshaus und einen Sportplatz mit Kunstrasenbelag.
Außerhalb des Ortes in Richtung Oberhörlen befindet sich das kleine Gewerbegebiet Streitwasser.
Verkehr
Die Bundesstraße 253 (Dillenburg–Frankenberg) führt als Ortsumgehung direkt an Simmersbach vorbei. Bis zur Autobahn 45 (Anschlussstelle Dillenburg) sind es etwa 13 km.
Bildung
In Simmersbach gibt es einen Kindergarten und eine Grundschule. Weiterführende Schulen können in Eibelshausen (Kooperative Gesamtschule) oder Dillenburg (Gymnasium) besucht werden.
Weblinks
- Ortsteil Simmersbach. In: Webauftritt der Gemeinde Eschenburg.
- Simmersbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Simmersbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Simmersbach- Natur und Tierwelt am Rande des Rothaargebirges
Einzelnachweise
- ↑ a b Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im März 2020.
- ↑ a b c d e f Simmersbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 269 (Online bei google books).
- ↑ Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ Benennung von Gemeindeteilen im Dillkreis vom 21. November 1974. In: Der Regierungspräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr. 49, S. 2257, Punkt 1663 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,7 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 357.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Blankenstein anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 6c) (google books).
- ↑ Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 7, 430 (Online bei google books).
- ↑ a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 247 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Neuste Länder und Völkerkunde, Band 22, S. 416, Weimar 1821
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 52 .
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 191 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 204 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Simmersbach im Wandel der Zeiten (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Dill-Zeitung, 23. Oktober 2010, S. 23
- ↑ Haushaltsplan 2019. (PDF; 1,92 MB) Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, S. 51, abgerufen im Januar 2021.