Skrupulosität

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Die Skrupulosität oder religiöse Angst ist eine Manifestation von Zwangsstörungen, die hauptsächlich durch den Ausdruck einer tiefen Schuld und Unbehagen in Bezug auf moralische und religiöse Fragen gekennzeichnet ist. Sie wird häufiger auch als Angststörung bezeichnet. Sie ist persönlich belastend, objektiv dysfunktional und wird oft von erheblichen Beeinträchtigungen der sozialen Funktionsfähigkeit begleitet. Sie wird in der ICD-10 nicht als eigenständige Störung aufgeführt und kann ggf. sowohl als Angststörung als auch als Zwangsstörung kategorisiert werden.[1][2] Vom religiösen Wahn unterscheidet sie sich dadurch, dass sie nicht im Zusammenhang mit einer Psychose steht, sondern als Teil einer neurotischen Störung einzuordnen ist.

Der Begriff leitet sich vom lateinischen Skrupulum ab, einem scharfen Stein, der einen stechenden Schmerz für das Gewissen bedeutet. Im deutschen Sprachraum tauchte er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im seelsorgerischen Kontext auf.[3][4]

Behandlung

Die Behandlung ist ähnlich wie bei anderen Formen der Zwangs- oder Angststörungen. Die Expositions- und Reaktionsprävention (ERP), eine Form der Verhaltenstherapie, ist bei Skrupulosität beschrieben.[1]

Andere Therapiestrategien oder die seelsorgerische Betreuung beinhalten die Feststellung von Widersprüchen zwischen zwanghaftem Verhalten und moralischen oder religiösen Lehren und die Information von Einzelpersonen, dass religiöse Figuren seit Jahrhunderten Strategien nahelegen, die ERP ähneln[5].

In seinem Buch A Thousand Frighties Fantasies dokumentierte der Psychologe William Van Ornum die Gefühle der Angst und des Leidens der Betroffenen und schlug neue Verhaltenstechniken vor.[6]

Literatur

  • Beattie, Trent (2011). Scruples and Sainthood. Loreto Publications 2011. ISBN 978-1-9302-7896-7. (Englisch)

Einzelnachweise

  1. a b Chris H. Miller, Dawson W. Hedges: Scrupulosity disorder: an overview and introductory analysis. In: Journal of Anxiety Disorders. Band 22, Nr. 6, August 2008, ISSN 0887-6185, S. 1042–1058, doi:10.1016/j.janxdis.2007.11.004, PMID 18226490. (Englisch)
  2. Brett Deacon, Elizabeth A. Nelson: On the Nature and Treatment of Scrupulosity. In: Pragmatic Case Studies in Psychotherapy. Band 4, Nr. 2, 12. Mai 2008, ISSN 1553-0124, S. 39–53, doi:10.14713/pcsp.v4i2.932. (Englisch)
  3. Augustinus Gemelli: Skrupulosität und Psychasthenie. Psychopathologische Studien vorzüglich für Beichtväter. Regensburg und Rom, Friedrich Pustet, 1915 (Übersetzt aus dem Italienischen).
  4. Hermann Dimmler: Skrupulosität und religiöse Seelenstörungen Ludwig Auer Verlag, Pädagogische Stiftung Cassianeum in Donauwörth, 1930.
  5. Jonathan S. Abramowitz, Ryan J. Jacoby: Scrupulosity: A cognitive–behavioral analysis and implications for treatment. In: Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders. Band 3, Nr. 2, 1. April 2014, ISSN 2211-3649, S. 140–149, doi:10.1016/j.jocrd.2013.12.007. (Englisch)
  6. William van Ornum: A Thousand Frightening Fantasies: Understanding & Healing Scrupulosity & Obsessive Compulsive Disorder. Wipf & Stock Publishers; Reprint edition 2004. ISBN 978-1-5975-2019-5. (Englisch)