Smodajny

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Smodajny (deutsch Schmodehnen) ist ein Ortsteil der Stadt- und Landgemeinde (Gmina) Sępopol im Nordosten des Powiats Bartoszycki in der Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen.

Lage

Smodajny liegt ca. 3 km südlich der polnisch-russischen Staatsgrenze an einer Nebenstraße, die von Sępopol bis nach Gierkiny (Gerkiehnen) führt und an der Grenze endet (vor 1945 führte sie weiter zur Kreisstadt Gerdauen sowie zur Reichsstraße 131 nach Königsberg). Ein Grenzübergang nach Schelesnodoroschny (Kaliningrad) ist nicht vorhanden. Es besteht eine regelmäßige Busverbindung nach Bartoszyce und Sępopol.

Geschichte

Schmodehnen gehörte bis zum 13. Jahrhundert zum Gebiet der Barten, einem Teilstamm der baltischen Prußen; das Siedlungsgebiet lag östlich des Flusses Alle.

Nach der Eroberung des Landes durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert wurden in den ehemals prußischen Gebieten zahlreiche neue Dörfer gegründet und besiedelt; im Gebiet des Kreises Gerdauen vor allem zwischen 1360 und 1400. Der Südwesten des Kreises, in dem Schmodehnen liegt, ist ein Gebiet von neuen Dörfern mit deutschen Namen (Dietrichsdorf, Lindenau, Groß Schönau), für die Gründungsurkunden existieren, sowie von Orten mit Namen prussischer Herkunft (Schmodehnen, Laggarben, Gerkiehnen, Woninkeim).[1]

Das Zinsbuch 1414–1437 des Deutschen Ordens notiert für Smedeyn 3 Freigüter, 14 Hufen Bauernland, 1 Müller, 1 Krüger.[2]

Die Bauernhöfe waren 2–3 Hufen groß; die Freigüter der sogenannten Kleinen Freien – diese meist prußischer Herkunft – waren etwa zwei- bis dreimal so groß. Der Unterschied zwischen Bauern und Freien war insbesondere rechtlicher Art. Die Freien konnten über ihren Besitz frei verfügen, insbesondere vererben und verkaufen, sie waren dem Orden dafür zu Militärdiensten verpflichtet (Kleine Freie: Reiterdienst mit 1 Pferd). Die Bauern konnten über ihren Besitz ohne Zustimmung der Herrschaft nicht frei verfügen und waren zu regelmäßigen, erheblichen Frondiensten an diesen verpflichtet.[3]

Die drei Freigüter Schmodehnens blieben als Kölmische Güter (Kölmer = freier Großbauer) erhalten; die Bauernhöfe des Dorfes wurden 1614 vom Kurfürsten an eine adlige Familie abgabenfrei auf Dauer übereignet; Grünhof wurde an das adlige Großgut Sillginnen verkauft.[4]

Im 18. Jahrhundert gehörte Schmodehnen zu den Dörfern, die teilweise der Landesherrschaft, teilweise adligen Grundherren unterstanden: in einem Landesverzeichnis von 1785 wird der Ort aufgeführt als Adlig Schmodehnen und als Cölmisch Schmodehnen – mit jeweils unterschiedlicher Kirchspiel- bzw. Gerichtszuständigkeit.[5]

Als Ergebnis der Agrarreform zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die in Gemengelage liegenden Ländereien der drei kölmischen Güter separiert (1815); die drei Bauernhöfe Adlig Schmodehnens wurden 1821 gegen Zahlung einer jährlichen Rente an ihre frühere Herrschaft von den Verpflichtungen gegenüber dieser befreit[6]

1893 wurden Adl. Schmodehnen und Cölm. Schmodehnen zur Landgemeinde Schmodehnen zusammengelegt; mit den Nachbargemeinden Dietrichsdorf und Woninkeim bildet der Ort das Amt Woninkeim (ab 1931: Dietrichsdorf). Grünhof blieb ein rechtlich selbständiger, gemeindefreier Gutsbezirk. 1928 wurden die Gutsbezirke in Preußen aufgelöst, Grünhof wurde Bestandteil der Gemeinde Schmodehnen.[7]

Schmodehnen war bis 1945 ein Dorf – und Gut – im südwestlichen Teil des Kreises Gerdauen, Regierungsbezirk Königsberg, Provinz Ostpreußen. Die Gemeinde gehörte zum Amt Dietrichsdorf, 3 km und zum Kirchspiel Laggarben, 5 km entfernt. Der nächstgelegene Bahnhof war Schakenhof, 8 km, die Kreisstadt Gerdauen lag 15 km entfernt und Königsberg ca. 80 km.

Einwohnerentwicklung

  • 1785: 17 Feuerstellen (Adl. Schmod. 12; Cölm. Schmod.: 5; keine Angabe zu Grünhof)
  • 1833: 189 Einwohner (Adl.-Schmod.: 31, Cölm Schmod.: 83, Grünhof 75)[7]
  • 1910: 226 Einwohner (Schmodehnen 150, Grünhof 126)[8]
  • 1933: 238 Einwohner
  • 1939: 217 Einwohner[9]

Wirtschaft

Schmodehnen war eine ausschließlich landwirtschaftlich geprägte Gemeinde; die Bodenbeschaffenheit ist sandiger Lehm; die Bodengestalt eben bis leicht wellig. Vorherrschend waren Acker- und Grünwirtschaft mit Rindvieh- und Pferdezucht.

Zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche der Gemeinde – wie auch ein Großteil der des Kreises – systematisch drainiert (Melioration).

1939 bestand das Dorf aus drei Gütern, zwei Bauernhöfen, den Gebäuden und Grundstücken der ehemaligen Schmiede und der (Bockwind-)Mühle (beide Gewerbe wurden in den 20er Jahren aufgegeben), ein Kolonialwarengeschäft sowie eine unterschiedliche Anzahl von Insthäusern (Landarbeiterhäusern) auf den Gütern.

Gutshof Grünhof (poln. Gaj): 331 ha groß, ca. 1 km von der alten Ortsmitte gelegen, früher Vorwerk des adligen Rittergutes Sillginnen. Die Bauernhöfe Schmodehnens sowie die Mühle gehörten bis zur Bauernbefreiung ebenfalls zum Gut Sillginnen. Ab 1862 im Besitz der Familie Sucker, die einen 48 Morgen großen Park mit botanisch wertvollem Baumbestand anlegte. In Grünhof war die Schule des Ortes.

Wohnhaus und Stallungen sind überwiegend erhalten geblieben; das Gut wurde nach 1945 als Staatsgut fortgeführt; die landwirtschaftlichen Flächen der Schmodehnens werden von dort aus bewirtschaftet; nach 1989 wurde das Staatsgut Privateigentum.

Gutshof Romahnshof: 192 ha; seit 1721 im Besitz der Familie Romahn. Das Gut wurde Ende des 19. Jahrhunderts als sogenannter Abbau aus der Dorfmitte ausgelagert, die Hofanlage samt Wohnhaus neu erbaut. Das Wohnhaus ist nach 1945 erhalten geblieben, Stallungen wurden teilweise abgerissen.

Gutshof Schmodehnen: 155 ha. Das Gut kam 1689 durch Einheirat in den Besitz der Familie Erdtmann (kölmische Freie aus Plienkeim, Kreis Bartenstein); es war das Erbschulzengut des Dorfes. 1939 wurde das 250-Jahre-Jubiläum gefeiert. Das Wohnhaus ist 1945 durch Brand zerstört worden, die Stallungen in den 70er Jahren abgerissen. Die zum Hof gehörenden Insthäuser sind teilweise nicht mehr vorhanden bzw. verfallen. Die gesamte Hofanlage ist Wildnis.

2 Bauernhöfe (55 bzw. 30 ha): Sämtliche Gebäude sind nicht mehr vorhanden. Die Gebäude des Schmiede-  und des Mühlengrundstückes sind nicht mehr vorhanden.[10][11]

Die Mitte des Ortes wurde bis 1945 durch den Gutshof Schmodehnen sowie die kleineren Bauernhöfe und Gewerbegrundstücke gebildet. Dieser Kern existiert nicht mehr. Heute befindet sich am Ort des ehemaligen Gutshofs ein Pumpwerk der polnischen Wasserbetriebe sowie eine Bushaltestelle mit dem Namen Smodajny mit regelmäßigem Busverkehr nach Bartoszyce (Bartenstein), Gierkiny (Gerkienen) und Sępopol (Schippenbeil). Von dem ursprünglichen Gutshof sind nur ein Insthaus, Reste des Stalls sowie Fundamente und Grundmauern erhalten. 

Söhne und Töchter des Dorfes

  • Gotthard Erdtmann (1902–1998), Oberstrichter, Oberstaatsanwalt in Braunschweig[12]

Literatur

  • Oskar W. Bachor (Hrsg.): Der Kreis  Gerdauen. Würzburg, Holzner 1968.
  • Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. Berlin, Siedler 1992.
  • Martin Rousselle: Das Siedlungswerk des Deutschen Ordens im Lande Gerdauen. In: Altpreußische Forschungen. Bd. 6, 1929. S. 220–255.
  • Robert Stein: Die Umwandlung der Agrarverfassung Ostpreußens durch die Reform des 19. Jahrhunderts. Bd. 1: Die ländliche Verfassung Ostpreußens am Ende des 18. Jahrhunderts. Jena 1918. Nachdruck Hamburg, Selbstverl. Verein f. Familienforschung Ostpreußen 1997.
  • Wulf D. Wagner: Kultur im ländlichen Ostpreußen. Geschichte, Güter und Menschen im Kreis Gerdauen. 2 Bde. Husum, Husum Druck- u. Verl.ges. 2008 – 2009

Einzelnachweise

  1. Wagner, S. 40; Rousselle S. 239, 243
  2. Das große Zinsbuch des Deutschen Ritterordens (1414-1438) Hrsg. P. Thielen. Marburg 1958. S. 29, 67.
  3. Boockmann, Der Deutsche Orden. München, Beck S. 121–125
  4. Wagner, S. 1088
  5. Goldbeck, Johann Fr.: Vollständige Topographie des Königreiches Preußen. 1. Teil: Topographie von Ostpreußen. Königsberg 1785. Nachdruck Hamburg 1990. S. 167.
  6. Krug, Leopold: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen. Berlin 1833 (Volltext-Version). S. 363–413 (Kreis Gerdauen) hier: S. 392, S. 399.
  7. a b territorial.de: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 – 1945. Amt Woninkeim . Zugriff 15. Juli 2016.
  8. Gemeindeverzeichnis.de: Gemeindeverzeichnis 1900. Zugriff 15. Juli 2016
  9. Amtliches Gemeindeverzeichnis des Deutschen Reiches 1939, 2. Auflage 1941
  10. Wagner: Grünhof: S. 651 ff; Romahnshof: S. 1016/17; Schmodehnen: S. 1088–93.
  11. Stellungnahme des ehem. Vertreters für das Kirchspiel Laggarben, Kurt Erdtmann, an die Heimatkreisgemeinschaft Gerdauen vom 17. September 1999
  12. Gotthard Erdtmann (marjorie-wiki.de)

Koordinaten: 54° 18′ 50,9″ N, 21° 8′ 23,5″ O