Free Solo

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Als Free Solo (englisch für freies Solo) wird beim Klettern die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel bezeichnet. Auch im Slacklinesport wird das Begehen einer Highline ohne Sicherung so genannt.[1] Der Ausdruck impliziert in der Regel fatale Folgen eines Absturzes, so dass z. B. kurze Kletterrouten direkt über dem Meer nicht als Free Solo, sondern eigenständig als Deep Water Soloing angesehen werden. Auch die Begehung von sehr hohen Boulderproblemen, sogenannten Highballs, wird nicht als Free-Solo-Klettern angesehen. Free Solo ist nicht mit dem Freiklettern bzw. Freeclimbing zu verwechseln, bei dem im Allgemeinen sehr wohl gesichert wird. Stattdessen ist es als besondere Spielform des Freikletterns einzuordnen.

Motivation

Kletterer begehen ihre Free-Solo-Routen hauptsächlich der persönlichen Herausforderung, manchmal jedoch auch der Aufmerksamkeit wegen, da mit Klettern im Vergleich zu populäreren Sportarten nur schwierig Geld zu verdienen ist. Das Sich-Einlassen auf die Ausgesetztheit, wie es beim Solo-Klettern gegeben ist, bringt eine Nähe von höchster Lebensintensität und Todesgefahr mit sich. Genau das ist der Reiz, der die meisten Free-Solo-Kletterer zu solch lebensgefährlichen Aktionen treibt.

Bei einer Free-Solo-Begehung kennt der Kletterer die Route im Allgemeinen so gut, dass er sie Griff für Griff und Tritt für Tritt vor seinem inneren Auge durchsteigen kann. Im Regelfall wird ein vernünftiger Sportler seine für ein Free-Solo ausgewählte Route nur dann in Angriff nehmen, wenn er sich zu 100 % sicher ist, dass seine körperliche und geistige Tagesform diese Begehungsart auch zulässt. Von Wolfgang Güllich ist beispielsweise bekannt, dass er mehrere Tage lang jeden Morgen zum Einstieg einer Route ging, die er Free-Solo begehen wollte, nur um nach kurzer Zeit wieder unverrichteter Dinge umzudrehen. Erst als er eines Morgens sicher war, es an diesem Tag wirklich schaffen zu können, durchstieg er die Route erfolgreich.

Free Solo im Spitzenbereich (Auszug)

Bekannte Vertreter des Free-Solo-Kletterns sind beziehungsweise waren u. a.: Kurt Albert, Dani Arnold, Hansjörg Auer, John Bachar, Thomas Bubendorfer, Peter Croft, Stephanie "Steph" Davis, Catherine Destivelle, Wolfgang Güllich, Derek Hersey, Alex Honnold, Alexander Huber, Robert Jasper, Dave MacLeod, Dan Osman, Dean Potter, Albert Precht, Paul Preuß, Andreas Proft, Herbert Ranggetiner, Alain Robert, Pete Whittaker und Ueli Steck.

Einseillängenrouten

Alle Schwierigkeitsangaben sind in internationalen französischen Schwierigkeitsgraden angegeben.

  • 1985 Erstbegehung der Route Adrenalin (8b) im Nördlichen Frankenjura durch Wolfgang Güllich im free solo.[2]
  • 1986 bewältigte Wolfgang Güllich im Yosemite Valley in 200 Metern Höhe die Dachroute Separate Reality im Schwierigkeitsgrad 7a+.
  • 1993 kletterte Alain Robert Gorge of the Verdon (8b)
  • 2004 verbesserte Alexander Huber die maximale Sportkletterschwierigkeitsstufe für die Free-Solo-Begehung mit der Route Kommunist auf UIAA X+ (8b+)
  • 2006 kletterte Herbert Ranggetiner seine Route www.hornhaut.ade in Osttirol (8b)
  • 2008 kletterte Dave MacLeod mit der Route Darwin Dixit im spanischen Klettergebiet Margalef erstmals eine mit französisch 8c bewertete Route Free Solo.[3]
  • 2010 kletterte Andreas Proft im spanischen Klettergebiet Bernia barfuß die Route The First and Last (8b).[4]
  • 2021 kletterte Alfredo Webber die Route Panem et Circenses (8c) bei Arco.[5]

Mehrseillängenrouten

  • 2002 durchstieg Alexander Huber die 500 Meter hohe, mit 7a+ bewertete Hasse-Brandler an der Großen Zinne.
  • 2007 kletterte Hansjörg Auer die berühmte Route Weg durch den Fisch (7b+, 900 m hoch) an der Marmolata-Südwand free solo.
  • 2014 kletterte Alex Honnold die Route El Sendero Luminoso (5.12d, 7c+), eine 15-Seillängen-Tour in der Nähe von Monterrey, Mexiko.
  • 2017 kletterte Alex Honnold die Route Freerider (5.12d, 1000 Hm) free solo in unter vier Stunden. Ihm gelang damit die erste Free-Solo-Begehung einer Route am El Capitan.

Freesolo im urbanen Raum

Auch an Wolkenkratzern oder Stahlgitter-Konstruktionen kann Freesolo geklettert werden. Das ungesicherte Lattice Climbing/Extremgittersteigen (auch LC Solo) ist die älteste Form von urbanem Extremklettern.

Schon vor 140 Jahren gab es die ersten Freesolo-Lattice-Climber (Extremgittersteiger) an von Menschenhand geschaffenen Bauten. Auch in der heutigen Zeit gibt es sowohl Freesolo-Lattice-Climber als auch einige Freesolo-Felskletterer die sich an beiden Arten versuchen, das Gittersteigen wird von den meisten als leicht bis mittel in der Schwierigkeitsskala angegeben, da man fast immer einen guten Halt hat, jedoch gaben viele Kletterer auch an, dass die körperliche Anstrengung ähnlich wie beim Felsklettern ist.

Siehe auch

Literatur

  • Robert Bösch: Soloklettern provoziert. In: Die Alpen. Nr. 2, 2005, S. 22–24 (sac-cas.ch – nur nach login aufrufbar).

Einzelnachweise

  1. Thomas Becker: »Free Solo ist nicht irgend so ein Coolness-Instagram-Bullshit«. In: OutDoor Society. Messe München GmbH, 16. Juli 2019, abgerufen am 17. Februar 2021.
  2. Sebastian Schwertner: Kletterführer Frankenjura, Band 1, 5. Auflage, Panico Alpinverlag, Köngen 2008, ISBN 978-3-926807-89-2; S. 34
  3. climbing.de: Dave MacLeod klettert „Darwin Dixit“ (8c) free solo Zugriff: 2. April 2008
  4. klettern.de: Andreas Proft hat barfuß und free solo 8b geklettert. Zugriff: 8. Mai 2010
  5. Alfredo Webber im Interview