Sophienterrasse
Die Sophienterrasse ist eine Straße in Hamburg-Harvestehude. Sie ist nicht identisch mit dem angrenzenden Quartier Sophienterrassen. Große Teile der Wohnbebauung an der Sophienterrasse stehen als Ensemble unter Denkmalschutz, dazu gehören eine von Semmy Engel und dessen Sohn entworfene Anlage im für Hamburg seltenen Bauhaus-Stil (Sophienterrasse 11). Ein sehr dominantes Gebäude ist die ehemalige Wehrmachts-Standortkommandantur nach Plänen von Hermann Distel und August Grubitz (Sophienterrasse 14), heute Eigentumswohnungen.
Geschichte
Ab 1860 war der Kaufmann und spätere Konsul Julius Friedrich Wilhelm Reimers der Eigentümer der Grundstücke Harvestehuder Weg Nr. 28 bis 36, die entlang der heutigen Straße Sophienterrasse bis an den Mittelweg heranreichten. Zur Erschließung legte er 1861 eine Privatstraße an und benannte sie nach seiner Frau Maria Sophie Frederica Reimers (1826–1918) Sophienterrasse.[1] Auf dem Grundstück ließ Reimers die Villa Sophia, einen „von Zinnen bewehrten, palaisartiges Bau“, errichten.[2] Der große Mittelteil des Geländes mit der Villa wurde 1935 vom Deutschen Reich gekauft und mit einer Standortkommandantur und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden bebaut. Dort war das Generalkommando des Wehrkreises X der Wehrmacht untergebracht. Die Entwürfe für diesen Baukomplex mit monumentaler Dreiflügelanlage und einem durch strenge Pfeiler geordnetem Mittelrisalit stammten von den Architekten Distel & Grubitz. Die Villa Sophia wurde durch den Kommandierenden General des X. Armeekorps, General Wilhelm Knochenhauer (1878–1939), bezogen. Von 1939 bis 1945 hieß die Sophienterrasse General-Knochenhauer-Straße. Nach dem Krieg kamen britische Truppen in dem Militärgelände unter. Von 1956 bis 2005 war dort das Standortkommando der Bundeswehr in Hamburg untergebracht. Nach dem Abzug der Bundeswehr war die künftige Nutzung umstritten.[3][4] Das Bundesfinanzministerium verkaufte 2006 die rund 44.000 Quadratmeter große Liegenschaft, welche bis an den Harvestehuder Weg reicht, für einen geschätzten Kaufpreis zwischen 35 und 40 Millionen Euro an die Frankonia Eurobau Investment.[5] Nach längeren Auseinandersetzungen wurde für das Grundstück ein neuer Bebauungsplan erstellt. Er sieht die Errichtung von Wohnungen und Büros vor.[6]
Gegenwart
Das ehemalige Standortkommando der Bundeswehr an der Sophienterrasse 14 wurde von 2012 bis Ende 2016 als Teil des Immobilienprojekts Sophienterrassen zu einem Appartementhaus umgebaut.[7] Die massive Fassade und das Treppenhaus blieben aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten. Das Gebäude wurde jedoch fast komplett entkernt und grundlegend saniert. In dem nunmehr als „Sophienpalais“ bezeichneten Gebäudekomplex entstanden insgesamt 105 Wohnungen.[8]
An der Hausnummer Sophienterrasse 1a, Ecke Mittelweg, befindet sich das ehemalige Kreiswehrersatzamt der Bundeswehr aus den 1950er-Jahren. Das Gebäude sollte zu einem Flüchtlingsheim für rund 200 Asylberechtigte in 23 Wohneinheiten umgebaut werden. Eine Baugenehmigung wurde 2014 erteilt. Betroffene Anwohner klagten jedoch dagegen, woraufhin die Bezirksverwaltung im Bebauungsplan Harvestehude 15 die Fläche für den Gemeinbedarf änderte.[9] Stadt und klagende Anwohner schlossen 2015 einen Vergleich. Dabei reduzierte die Stadt die Kapazität auf 190 Menschen, die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft endet 2024.[10] 2016 wurde das umgebaute Gebäude von Flüchtlingen bezogen, beschränkt auf 190 Bewohner in 23 Wohnungen.[11]
Literatur
- Hermann Hipp: Harvestehude – Rotherbaum. Christians, Hamburg 1976, ISBN 3-7672-0425-8, S. 17.
- Christian Hanke: Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte. Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, ISBN 3-929229-41-2, S. 190.
- Eberhard von Wiese: Hier ist das Paradies. Schicksale am Harvestehuder Weg. Frankfurt 1967, S. 31.
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Hamburger Abendblatt, 1. März 2012
- ↑ Hamburger Abendblatt, 25. September 2014
- ↑ Luxus-Siedlung auf Sophienterrasse. Abgerufen am 23. Oktober 2014.
- ↑ Kampf um die Sophienterrasse. Abgerufen am 23. Oktober 2014.
- ↑ 300 neue Wohnungen an der Sophienterrasse, HA vom 30. Mai 2006, abgerufen am 29. Juli 2015
- ↑ Verordnung über den Bebauungsplan Harvestehude 13.
- ↑ Magdalena Gärtner: Luxuswohnungen an der Sophienterrasse – Ende der Baustelle in Sicht. In: Eimsbütteler Nachrichten. 26. September 2016, abgerufen am 20. September 2020.
- ↑ Investoren verwandeln denkmalgeschützte Nazi-Bauten in umstrittene Luxus-Oasen. In: Monopol Magazin. Abgerufen am 20. September 2020.
- ↑ Harvestehude – Stadt ändert den Bebauungsplan für die Sophienterrasse , HA vom 7. Juli 2015, abgerufen am 29. Juli 2015
- ↑ Helene Flachsenberg: Sophienterrasse: Die Flüchtlinge können kommen. In: Eimsbütteler Nachrichten, 17. September 2015.
- ↑ Wiebke Dördrechter, Philipp Woldin: Warum das Villenviertel seine Flüchtlinge jetzt doch liebt. In: Die Welt, 13. März 2017.
Koordinaten: 53° 34′ 35,1″ N, 9° 59′ 42,4″ O