Spes
Spes (lateinisch; ‚Hoffnung‘) ist eine geistliche Tugend und in der römischen Mythologie die Personifikation der Hoffnung, besonders auf Kinder und gute Ernte. Ihre Entsprechung in der griechischen Mythologie war Elpis (altgriechisch Ἐλπίς Elpís, deutsch ‚Erwartung, Hoffnung‘).
Darstellung
Spes wurde als ein schlankes, auf den Zehen leicht hinschwebendes Mädchen dargestellt. In der Rechten hielt sie eine Blume. Im Typus glich es den altertümlichen Bildern der voll gekleideten Venus. An ihrer Seite befand sich eine Krähe als Symbol der langen Dauer.
Statuen der Spes befinden sich unter anderem
- in der Villa Ludovisi in Rom,
- als Figur von Bertel Thorvaldsen auf einer hohen Säule über der Grabstätte der Familie Humboldt in Berlin-Tegel,
- als Stütze für Thorvaldsen in der 2. Aedicula der Glyptothek-Ostfassade in München, nach Thorvaldsens Skizze in Marmor ausgeführt von Arnold H. Lossow.
Spes von Bertel Thorvaldsen, Humboldt-Grabstätte, Berlin-Tegel
Spes-Skulptur im Thorvaldsen-Museum, Kopenhagen
Spes, Wandmalerei in der Sankt-Aloysius-Kirche, Bowling Green, Ohio
Kult
Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. war ihr Kult in Rom etabliert. 477 v. Chr. weihte der Konsul Gaius Horatius Pulvillus nach einem Sieg über die Etrusker der Spes einen Tempel auf dem Esquilin.[1]
In der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wurde ihr von dem Konsul Aulus Atilius Caiatinus ein Tempel auf dem Forum Holitorium (dem Gemüsemarkt) in Rom geweiht.[2] Der Tempel wurde mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, zuletzt neu geweiht von Germanicus im Jahr 17.[3] Reste des Tempels sind als Teil der Kirche San Nicola in Carcere erhalten.
Außerhalb von Rom ist 110 v. Chr. ein Tempel der Spes, Fides und Fortuna in Capua bezeugt.[4]
In der Variante der Spes Victrix wurde die Hoffnung auf die Siege des Kaisers über die äußeren Feinde Roms verehrt. Einige kleinasiatische Städte verehrten Spes Victrix nicht nur kultisch, sondern prägten die Spes Victrix als personifizierte Hoffnung gelegentlich auch auf die Rückseiten ihrer Bronzemünzen. Dies dokumentiert wie sehr sich die kleinasiatischen Städte an Rom und seine Kaiser in ihren Kulten angenähert hatten.[5]
Literatur
- René Bloch: Spes. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 811–812.
- Friedrich Wilhelm Hamdorf: Spes. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band VII, Zürich/München 1994, S. 804–806.
- Georg Wissowa: Spes. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 4, Leipzig 1915, Sp. 1295–1297 (Digitalisat).
Weblinks
- Spes in: Das große Kunstlexikon von P. W. Hartmann, gedruckt 1996
Einzelnachweise
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 2,51,2; Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer 9,24,4
- ↑ Cicero, De legibus 2,28; Tacitus, Annalen 2,49
- ↑ Titus Livius, Ab urbe condita 25,7,6; Cassius Dio 50,10,3
- ↑ CIL 10, 3775
- ↑ M. Karola, J. Nollé: Götter Städte Feste - Kleinasiatische Münzen der Römischen Kaiserzeit. Staatliche Münzsammlung, München 1994, ISBN 9783922840060, S. 98.