Spinoloricus cinziae

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Spinoloricus cinziae

Spinoloricus cinziae

Systematik
Scalidophora
Stamm: Korsetttierchen (Loricifera)
Ordnung: Nanoloricida
Familie: Nanaloricidae
Gattung: Spinoloricus
Art: Spinoloricus cinziae
Wissenschaftlicher Name
Spinoloricus cinziae
Neves, Gambi, Danovaro & Kristensen, 2014

Spinoloricus cinziae ist eine im Jahr 2014 beschriebene Tierart und wurde in einem salzreichen, sauerstofflosen Becken im Mittelmeer entdeckt.[1] Es handelt sich, neben zwei weiteren Vertretern der Loricifera aus den Gattungen Rugiloricus und Pliciloricus, um das bislang einzige bekannte mehrzellige Lebewesen, das in keiner Lebensphase auf Sauerstoff angewiesen ist.[2][3] Zur Energiegewinnung setzt S. cinziae ein sogenanntes Hydrogenosom ein.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Der Artzusatzcinziae“ ehrt Cinzia Corinaldesi, eine italienische Meeresbiologin und die Ehefrau des an der Erstbeschreibung beteiligten Co-Autors Roberto Danovaro.[1]

Erste Exemplare von Spinoloricus cinziae wurden in Sedimentproben aus dem L’Atalante-Becken, einem anoxischen, hypersalinen Becken (englisch deep, hypersaline anoxic basin, DHAB; auch

brine pool

) entdeckt. Die Sedimentproben wurden bei Forschungsfahrten in den Jahren 1998, 2005 und 2008 gesammelt. 2010 erfolgte durch Danovaro und Kollegen unter der Bezeichnung „Spinoloricus nov. sp.“ eine erste Vorab-Beschreibung.[3] Die eigentliche, gültige Erstbeschreibung erfolgte dann erst 2014 durch Neves und Kollegen.[1]

Merkmale

Ausgewachsene Tiere erreichen eine maximale Körperlänge von nur 243 µm. Die Lorica des weiblichen Holotypus weist eine Länge von etwa 125 µm bei einer Breite von 80 µm auf. Der Mundkegel erreicht beim Holotypus eine Länge von ca. 58 µm.[1]

Neves et al. listen in ihrer Erstbeschreibung folgende arttypische Merkmale auf:[1] Der Mundkegel zeigt acht gleich lange „Rippen“ und die Furca, an der Basis des Mundkegels, ist nicht sklerotisiert. Die Mundöffnung der Art weist im Inneren sechs kleine, stilettartige Scaliden („Stylets“) auf. Der Kopf (Introvert) trägt neun Reihen von Scaliden, von denen die zweite aus neun, jeweils aus drei Segmenten aufgebauten, beinartigen „Spinoscaliden“ besteht. Die dritte Reihe besteht aus sieben kräftigen, federartigen Scaliden, die vierte aus insgesamt 16 Spinoscaliden, wobei sich acht beinartige aus je zwei Segmenten bestehende Scaliden mit acht ebenfalls zweigliedrigen Scaliden mit einem federartigen distalen Ende abwechseln. Die achte Reihe besteht aus 30 sehr langen, unsegementierten Scaliden mit einer verdickten Basis. Die neunte Reihe schließlich ist aus 30 kurzen, schnabelartigen Scaliden aufgebaut, die sich jeweils mit 30 rundlichen, plattenförmigen Scaliden abwechseln. Letztere tragen jeweils einen winzigen posterior vorragenden Stachel.

Am Hals befinden sich acht einzelne Trichoscaliden, die mit sieben doppelten Trichoscaliden alternieren. Dieses Merkmal tritt bei allen Vertretern der Nanaloricidae auf; allerdings sind bei Spinoloricus cinziae die doppelten Trichoscaliden getrennt. Die Lorica wird von sechs Einzelplatten mit einer wabenförmigen Skulpturierung gebildet. Die sechs Einzelplatten der Lorica sind anterior mit großen Stachel versehen, die an den Ecken der Platten jeweils noch eine kleine Nebenspitze aufweisen. Am hinteren Ende der Lorica befinden sich dorsal sieben Grübchen („Flosculi“) und zwei Furchen, die von den Flosculi flankiert werden.

Verbreitung und Lebensraum

Spinoloricus cinziae ist bislang nur aus den Sedimenten des L’Atalantebeckens im zentralen Mittelmeer bekannt, wo die Art als Vertreter der Meiofauna in einer Wassertiefe von über 3000 m in Erscheinung tritt. Die hohe Dichte (1,23 g/cm³) der hypersalinen Wässer am Grund dieses Beckens ermöglichen keinen Austausch mit den darüber liegenden Wasserschichten mehr, der Lebensraum von Spinoloricus cinziae enthält dementsprechend keinen frei verfügbaren molekularen Sauerstoff.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ricardo Cardoso Neves, Cristina Gambi, Roberto Danovaro, Reinhardt Møbjerg Kristensen: Spinoloricus cinziae (Phylum Loricifera), a new species from a hypersaline anoxic deep basin in the Mediterranean Sea. Systematics and Biodiversity, Volume 12, 2014 - Issue 4, S. 489–502 doi:10.1080/14772000.2014.943820 (pdf)
  2. Patrick Jackson: First oxygen-free animals found. Abgerufen am 10. Februar 2018.
  3. a b c R. Danovaro, A. Dell'Anno, A. Pusceddu, C. Gambi, I. Heiner & R. M. Kristensen: The first metazoa living in permanently anoxic conditions. In: BMC Biology, Vol. 8, No. 30, 10 S., 2010. doi:10.1186/1741-7007-8-30