Spitalkirche (Bad Leonfelden)
Die Spitalkirche Bad Leonfelden (auch Spitalskirche oder Josephi-Kirche) in der Stadt Bad Leonfelden im Mühlviertel in Oberösterreich ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk, das im frühen 16. Jahrhundert an das zuvor gegründete Bürgerspital von Leonfelden angebaut wurde. In den 1780er-Jahren wurde das Kirchengebäude profaniert.
Geschichte
Nach der Gründung des Bürgerspitals hatten Richter und Rat von Leonfelden 1505 den Patronatsherren Abt Thomas Dienstl von Stift Wilhering um Erlaubnis zum Bau einer Kirche für das Spital gebeten, der Stiftsbrief wurde aber erst unter dessen Nachfolger Caspar I. am 29. Juni 1514 ausgestellt.[1] Die Spitalkirche wurde in den Jahren 1517 bis etwa 1520 errichtet. Für das seelische Wohl der Bewohner des Bürgerspitals sorgte ein Spitalsgeistlicher, der dem Pfarrer der Stadtpfarrkirche Leonfelden unterstellt war. Die Pfleglinge konnten in ihren Betten ebenerdig in die Kirche transportiert werden, um dort ihre täglichen Stiftungsgebete zu verrichten.[1]
In den folgenden Jahrzehnten predigten lutheranische Geistliche in der Spitalkirche. Während der Gegenreformation wurde die Spitalkirche durch gerichtlichen Spruch vom 24. Oktober 1615 geschlossen und die evangelische Religionsausübung darin verboten.[2] Erst am 25. November 1673 wurde die Spitalkirche von der Josephi-Bruderschaft wieder nach katholischem Ritus eingeweiht.[2] In Folge wurde die Spitalkirche im Volksmund als Josephi-Kirche bezeichnet.
Nach dem Marktbrand vom 28. Oktober 1776, dem zahlreiche Bürgerhäuser, das Bürgerspital und die Spitalkirche zum Opfer fielen, wurde die Kirche barockisiert. Zudem erfolgten Umbauten am Turm und dem dazugehörigen Kirchenjoch.[2]
Unter Kaiser Joseph II. wurde die Spitalkirche am 6. Jänner 1787 gesperrt.[2] Die Marktkommune Leonfelden wollte die Kirche versteigern. Da sich aber kein Käufer fand, kaufte sie der Markt Leonfelden am 28. März 1787 um nur 200 Gulden und richtete darin das Gemeindeamt ein.[2] Die Innenausstattung wurde entfernt, und im Laufe der Zeit diente die Spitalkirche als Sparkasse, k. k. Eichamt, Garage, Werkstatt, Standesamt im Zweiten Weltkrieg, Volksschule, Wohnung, Druckerei, Gemeindekerker und Heimatmuseum.[3] 1987 und 2013 im Zuge der Landesausstellung wurde der mittelalterliche Fürsorgekomplex renoviert.[3]
Architektur
Das spätgotische Langhaus ist eine zweischiffige, dreijochige Emporenhalle mit einfachen Wandpfeilern und polygonaler Apsis. Das uniforme Sternrippengewölbe der Apsis geht im Langhausbereich in ein Bogenrippengewölbe über.[3]
Einer der Steinmetze, die an der Leonfeldner Pfarrkirche und Spitalkirche arbeiteten, lässt sich anhand seiner Steinmetzzeichen von Rožmberk nad Vltavou (Rosenberg an der Moldau) bis nach Staré Město pod Landštejnem (Altstadt bei Burg Landštejn) in Südböhmen zurückverfolgen. Andere Steinmetzzeichen der Spitalkirche finden sich in Sankt Anna in Steinbruch in Neufelden und in der Pfarrkirche von Ottensheim wieder und weisen auf eine donauländische Tradition.[4]
Literatur
- Martina Birngruber: Das Bürgerspital und die Spitalkirche in Bad Leonfelden – Zeugnis christlicher Nächstenliebe und spätgotischer Baukunst. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2013 (zur oö. Landesausstellung 2013), S. 4–21, land-oberoesterreich.gv.at [PDF]
- Martina Birngruber: Das Bürgerspital und die Spitalskirche in Bad Leonfelden. Spätgotische Architektur im Brennpunkt von Bayern, Böhmen und Österreich. Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2011 (PDF auf univie.ac.at).