St.-Georg-Kapelle (Neuruppin)

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St.-Georg-Kapelle Südseite

Die St.-Georg-Kapelle ist eine in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauern Neuruppins errichtete ehemalige Hospitalkapelle. Der kleine einschiffige Backsteinbau, dessen Ursprungskonstruktion nach 1450 durch eine Fachwerkkonstruktion ersetzt wurde, erhielt infolge wiederholter Ausbesserungen und insbesondere der Reparatur und Ummauerung im Jahr 1818 sein heutiges Aussehen.

Baugeschichte

Die Ersterwähnung der Kapelle stammt aus dem Jahr 1362. Das dazugehörige Hospital ist erst für 1478 erstbezeugt, bestand aber wahrscheinlich schon mit Anfang der Kapelle. Ursprünglich handelte es sich wahrscheinlich um einen Backsteinbau, der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts durch spätgotisches Fachwerk (Ausfachung gebrannte Ziegel) ersetzt wurde. Das Feldsteinfundament ist zum Teil erhalten. Aus der Zeit des Umbaus stammt auch der Dachreiter mit Glocke. In der Barockzeit wurde die verputzte Außenfassade hell angestrichen und innen eine Decke eingezogen sowie ein Kanzelaltar errichtet.[1]

Eingangstür der Kapelle auf der Nordseite

Wegen Schäden am Gebäude wurden 1818 außen sieben und innen zwei Strebepfeiler errichtet sowie das Fachwerk unterfangen und verblendet. Unter Stadtbaumeister Vogt wurden 1915/16 Rekonstruktionen vorgenommen, wie die Instandsetzung des Flügelaltars und die Ausmalung des Innenraums – ersteres durch den Bildhauer Kähler, letzteres durch den Kunstmaler Wilhelm Richter-Rheinsberg.[2]

2018/19 wurde die Kapelle das letzte Mal restauriert, wobei einige Teile lediglich gesichert wurden, sodass sie in Zukunft restauriert werden könnten.[3] Der 2007 gegründete Stiftungsverein wurde mittlerweile aufgelöst und die Kapelle soll der Stadt übergeben werden.[4]

Beschreibung

Es handelt sich um einen kleinen einschiffigen Backsteinbau mit teilweise erhaltenem Fachwerk im Kern. Die Kapelle hat einen fünfseitigen Ostschluss und blendbogengegliederten Westgiebel. Sie besitzt ein steiles Satteldach mit Dachreiter,[5] welches abgewalmt ist. Am Westgiebel befinden sich drei spitzbogige Putzblenden aus dem 14. Jahrhundert. Die sechs Stichbogenfenster sind dagegen barock.[6]

Die metallbeschlagene Eingangstür wurde nach alten Zeichnungen für die Arbeiten an der Kapelle 1915/16 neu hergestellt.[7] Stilistisch ist sie dem barocken Vorgänger nachempfunden.[6]

Ausstattung

Zur Ausstattung gehören die Glocke (wahrscheinlich 14. oder 15. Jhd.), ein Flügelaltar, ein Kruzifix (aus dem 16. Jhd.), zwei zinnerne Leuchter (1684) als auch eine Bibel aus dem Jahr 1725. Bis auf die Glocke befinden sich diese derzeit im Heimatmuseum Neuruppin.[8] Der Kronleuchter aus Messing stammt aus dem 18. Jahrhundert.[5] Auf zwei Holzsäulen stützt sich die Westempore (Inschrift 1732) mit Orgelprospekt. Der dreiseitige barocke Kanzelaltar ist mit geschnitztem Rankenwerk geschmückt.[6] Die Orgel wurde 1916 geweiht. Sie stammt vom Neuruppiner Orgelmacher Hoffmann.[9] Sie wird derzeit restauriert.[10] Außen angebracht war ein weiteres Kruzifix – an der Stelle stand ein Zitat aus Jesaja 53,4: „Führwahr er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“.[11] Zur sicheren Erhaltung befindet sich die Christusfigur heute im Neuruppiner Heimatmuseum.[12] Daneben befinden sich weitere Inschriftreste aus Tobit 4, 8 u. 9 mit der Aufforderung zum Geben von Almosen.[13]

Außen angebrachtes Kreuz mit Schriftresten

Der Flügelaltar stellt ein Konglomerat verschiedener Figuren und Zeitepochen dar, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum heutigen Zustand zusammengefügt wurde. Im Zentrum zeigt die Gruppe eine geschnitzte Marienkrönung aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts. Der oben aufgesetzte Schrein datiert in die zweiten Hälfte 19. Jahrhunderts, dessen Kreuzigungsgruppe zum Teil aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts (Kruzifix) und dem Ende des 14. Jahrhunderts (Maria und Johannes) stammt. Die Flügel mit gemalten Evangelisten (Matthäus und Markus) und Aufsatz sind spätrenaissancezeitlich (Ende 16. Jhd.).[5][6][14]

Literatur

  • Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012.
  • Rudolf Bellin: Ruppiner Land. In: Dietrich Zühlke (Hrsg.): Werte unserer Heimat. Berlin 1981, S. 126.
  • Mathias Metzler, Irmelin Küttner: Denkmale in Brandenburg Band 13.1: Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Stadt Neuruppin. Worms 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 199.
  • Vogt: Die St. Georgs-Hospitalkapelle in Neuruppin. In: Kreiskalender Ruppin 10. 1919 S. 95–99.

Weblinks

Commons: St.-Georg-Kapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 8, 9. Bezugnahme auf: Sofia Karkatsela, Caroline Kloth, Andreas Klotz: Neuruppin, Hospitalkapelle St.-Georg, Bestandsaufnahme, Bauforschung, Schadenskartierung. Masterarbeit TU Berlin 2008.
  2. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 10.
  3. Die St.-Georg-Kapelle ist gerettet. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  4. Stadt Neuruppin will St.-Georg-Kapelle übernehmen, nicht aber den Strittmatterplatz. In: www.maz-online.de/. Märkische Allgemeine, 1. November 2021, abgerufen am 15. Februar 2022.
  5. a b c Mathias Metzler, Irmelin Küttner: Denkmale in Brandenburg Band 13.1: Landkreis Ostprignitz-Ruppin, Stadt Neuruppin. Worms 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 199.
  6. a b c d Rudolf Bellin: Ruppiner Land. In: Dietrich Zühlke (Hrsg.): Werte unserer Heimat. Berlin 1981, S. 126.
  7. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 9.
  8. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 10–12.
  9. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 9, 26.
  10. Siegmar Trenkler: St. Georgs-Kapelle Vom Problemkind zum Kleinod. In: MOZ.de. Märkische Onlinezeitung, 5. März 2019, abgerufen am 16. März 2022.
  11. Peter Pusch: Neuruppin Das Album. Regional-Verlag Ruppin, 2015, S. 93.
  12. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 30, 31.
  13. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 25.
  14. Uta Land: Die St.-Georg-Kapelle zu Neuruppin. Karwe 2012, S. 20. Bezieht sich auf: Anett Heiser: Untersuchung eines Klappaltars aus der St.-Georg-Kapelle in Neuruppin. Seminararbeit HfbK Dresden 2011, S. 51.

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