St. Heinrich (Bamberg)

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Blick auf die Westfassade
Seitenansicht

St. Heinrich ist eine katholische Pfarrkirche in Bamberg.

Geschichte

Die Pfarrei St. Heinrich entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach der zunehmenden Besiedelung des Ostteils der Stadt im 19. Jahrhundert. 1914 gründete sich ein Kirchbauverein. Nach dem Ersten Weltkrieg war die Finanzierung gesichert.

Im April 1927 begannen die Bauarbeiten. Im Juni 1927 wurde der Grundstein gelegt. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit mit einem Kostenaufwand von 585.000 Reichsmark war die Kirche fertiggestellt. Geweiht wurde sie am 8. September 1929 – entgegen ursprünglichen Plänen (Heilige Dreifaltigkeit) dem heiligen Heinrich, dem Gründer des Bistums Bamberg.[1]

Die Seelsorge übernahmen Franziskaner der Bayerischen Franziskanerprovinz, die bei der Kirche ein Kloster errichteten, das bis 1999 bestand. Der Franziskaner P. Leonhard Donhauser blieb als Pfarrer bis 2006, dann ging die Seelsorge an das Erzbistum Bamberg über.[2]

Gebäude

Chorbau; links anschließend das Pfarrhaus

Der Kirchbau entstand nach Plänen des Architekten Michael Kurz und ist ein bedeutender Bau aus den Übergangsjahren des historisch orientierten Kirchenbaus hin zur Moderne. Die Kirche zählt zu den ersten bedeutenden Sichtbeton-Kirchen in Deutschland.[3]

Die äußere Erscheinung der Kirche ist monumental. Das Kirchenschiff ist 61 m lang, ca. 21 m breit und bis zum Dachsims ca. 13 m hoch. Der Kirchenraum hat ca. 700 Sitzplätze.

Im Westen wird das Kirchenschiff von zwei Türmen mit quadratischem Grundriss flankiert, die 6,5 m breit und 35 m hoch sind. Sie sind jeweils um 45 Grad um die eigene Achse verdreht und ragen mit ihren Kanten aus der Westfassade heraus.

An die Ostseite schließt sich ein runder Chorraum mit einem Durchmesser von ca. 16 m und einer Kuppeldecke von 22 m innen und 26 m außen an. Kirchenschiff und Chorraum sind mit einem großen Chorbogen verbunden.

1985 wurde die Kirche in die Liste der schutzwürdigen Kulturgüter aufgenommen.[4]

Innengestaltung

Das Kirchenschiff wird links und rechts von jeweils neun Betonpfeilern gestützt und hat eine spitz zulaufende Holzdecke. Die Innenseiten der Wandpfeiler sind mit Mosaiken der Apostel und Glaubensboten verziert.

Im Altarraum befindet sich ein 9,6 m hohes Chorkreuz, das 1935 von dem Künstler Karl Baur geschaffen wurde.

Links vom Chorbogen, der das Kirchenschiff zum Chor öffnet, befindet sich ein Marienaltar. Er zeigt Maria auf einem Baumstumpf mit dem Jesuskind in den Armen. Der Seitenaltar rechts des Chorbogens ist der Sakramentsaltar, der den Tabernakel birgt. Dem linken Seitenaltar vorgelagert befindet sich an einem der Pfeiler die mit farbigen Mosaiken verzierte Kanzel mit der Darstellung der Zehn Gebote, der Bundeslade, von Christus als die Wahrheit sowie den Symbolen der vier Evangelisten und des heiligen Geistes. Sämtliche Mosaikbilder wurden von Wilhelm Pütz geschaffen. Die großen Mosaik-Altarbilder aus dem Jahr 1934 wurden 1968 mit Putz überdeckt und 2010 wieder freigelegt.

Die neun Fenster im Chorraum wurden von Michael Kurz entworfen und von Franz Müller (Bamberg) im Jahre 1935 fertiggestellt. Die Fenster versinnbildlichen die Messopfertheologie. Besondere Symbole sind die der Sonne (Alpha) und des Mondes (Omega) für den Kreuzestod Jesu, als Opfer zur Erlösung der Menschen und des ganzen Kosmos; weiße Bänder symbolisieren die durch den Kreuzestod Jesu freigesetzten Gnadenströme, weiterhin ein gestaltetes Auge Gottes sowie die Messopferfrüchte.[5]

Zwischen den beiden Eingangsportalen auf der Westseite ist in die Wand eine halbkreisförmige Nische mit dem Taufstein eingelassen. Unter dem Nordturm befindet sich die Kapelle der schmerzhaften Mutter Gottes mit einer Plastik aus dem 15. Jahrhundert, unter dem Südturm die Kriegergedächtnis-Kapelle mit Tafeln, auf denen die Namen der Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges verzeichnet sind.

Orgel

Die Orgel

Im Westen führt von der großen Orgelempore links und rechts des Kirchenschiffs jeweils eine Galerie zum Chorraum. Auf der Westempore füllt eine große Orgel nahezu die gesamte Westwand aus. Das 1951 von der Orgelbaufirma E. F. Walcker & Cie. erbaute Instrument hat 58 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Orgel wurde 1997 und 2021 durch Orgelbauer Thomas Eichfelder renoviert.[6]

I Hauptwerk C–a3
1. Prinzipal 16′
2. Weitprinzipal 8′
3. Gemshorn 8′
4. Gedeckt 8′
5. Dolce 8′
6. Oktave 4′
7. Rohrflöte 4′
8. Quinte 223
9. Superoktave 2′
10. Rauschquinte III
11. Mixtur IV-VI
12. Trompete 16′
13. Trompete 8′
14. Clairon 4′
II Brustwerk C–a3
15. Grobgedeckt 8′
16. Quintatön 8′
17. Flötenprinzipal 8′
18. Italienisch Prinzipal 4′
19. Bassflöte 4′
20. Schwiegel 2′
21. Sesquialter II 223
22. Quintflöte 113
23. Zimbel IV
24. Dulzian 16′
25. Krummhorn 8′
26. Regal 4′
III Schwellwerk C–a3
27. Nachthorn 16′
28. Prästant 8′
29. Rohrflöte 8′
30. Weidenpfeife 8′
31. Geigenschwebung 8′
32. Prinzipal 4′
33. Koppelflöte 4′
34. Nasard 223
35. Feldflöte 2′
36. Nachthornterz 135
37. Gemshornquinte 113
38. Nachthorn 1′
39. Mixtur IV-V
40. Basson 16′
41. Helltrompete 8′
42. Rohrschalmei 4′
Pedal C–f1
43. Untersatz 32′
44. Prinzipalbass 16′
45. Subbass 16′
46. Sanftbass 16′
47. Oktavbass 8′
48. Bassflöte 8′
49. Choralbass 4′
50. Pommer 4′
51. Bauernflöte 2′
52. Mixtur V
53. Posaune 16′
54. Basson 16′
55. Basstrompete 8′
56. Helltrompete 8′
57. Klarine 4′
58. Singend Cornett 2′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P; Sub- und Superoktavkoppeln
  • Spielhilfen: 6 freie Kombinationen, 2 freie Pedalkombinationen, 3 feste Kombinationen, Pleno, Tutti, Crescendowalze, Absteller (Walze, Einzelzungen)

Geläut

Im Südturm hingen zunächst zwei Glocken, von denen die größere im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt wurde. Sie wurde 1947 provisorisch durch eine eiserne Schlagglocke ersetzt.[7] Das heutige Geläut wurde 1956 vom Bochumer Verein gegossen. Es besteht aus acht Gussstahlglocken und zählt zu den größten Gussstahlgeläuten. Die Nominale der Glocken lauten:[8]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer
 
Masse (kg.) Durchmesser (cm) Schlagton
(HT-1/16)
1 1956 Bochumer Verein 209 gis0
2 1956 Bochumer Verein cis1
3 1956 Bochumer Verein dis1
4 1956 Bochumer Verein e1
5 1956 Bochumer Verein fis1
6 1956 Bochumer Verein gis1
7 1956 Bochumer Verein ais1
8 1956 Bochumer Verein 84 cis2

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Pfarreigeschichte (Memento vom 28. April 2016 im Internet Archive)
  2. Bayerische Franziskanerprovinz (Hrsg.): 1625 – 2010. Die Bayerische Franziskanerprovinz. Von ihren Anfängen bis heute. MDV Maristen Druck & Verlag, Furth 2010, S. 130.
  3. Informationen zur Kirche und Ausstattung (Memento vom 28. April 2016 im Internet Archive)
  4. Hinweis in der Geschichte der Pfarrei (Memento vom 10. August 2016 im Internet Archive)
  5. Informationen zu den Chorraumfenstern (Memento vom 27. April 2016 im Internet Archive)
  6. Bamberg – St. Heinrich – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. (deutsch).
  7. Zu den ersten Glocken
  8. Informationen zu den Glocken und Klangdatei

Literatur

  • Klaus-Martin Bresgott: St. Heinrich Bamberg. In: Neue Sakrale Räume. 100 Kirchen der Klassischen Moderne. Zürich 2019. S. 72f.

Weblinks

Commons: St. Heinrich (Bamberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 54′ 14,6″ N, 10° 54′ 32,5″ O