St. Mauritius (Hollern)

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Kirche St. Mauritius in Hollern

Die St.-Mauritius-Kirche ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Hollern, einem Ortsteil der Gemeinde Hollern-Twielenfleth im Landkreis Stade (Niedersachsen). Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Hollern-Twielenfleth gehört zum Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Stade,[1] in der Evangelisch-Lutherischen Landkirche Hannover.[2] Zur Kirchengemeinde Hollern-Twielenfleth gehört ebenfalls die St.-Marien-Kirche zu Twielenfelth.

Geschichte und Architektur

Die Kolonisation der Gegend begann um 1135 durch Siedler aus Holland, denen auch das Recht zum Bau eigener Kirchen zugestanden wurde. Eine erste schriftliche Erwähnung der Kirche stammt aus der Zeit um 1250. Um die Gebäude vor den Fluten zu schützen, wurden sie auf einer Warft erbaut.[3] Die Kirche war, zusammen mit der in Steinkirchen, dem Domdekan in Bremen unterstellt, der das Zehntrecht hatte und die geistliche Gerichtsbarkeit ausübte. Mit der Reformation wurde 1540 ein Prediger mit lutherischem Bekenntnis gewählt.

Von dem Vorgängergebäude im gotischen Stil waren nach starkem Verfall, nur noch die Grundmauern für einen Neubau nutzbar, der 1901 aufgemauert wurde. In der alten Kirche standen für die einflussreichen Familien vier Priechen, die nicht wieder eingebaut wurden.[4]

Der Innenraum ist einschiffig, die geweißten Wände sind verputzt, an der Nord- und an der Westseite steht jeweils eine Empore. In das Schiff und den Altarraum wurden halbkreisförmige Tonnengewölbe eingezogen, die blau gefasst sind. Sie zeigen Reliefs von Sonne, Mond und Sternen.[5]

Kirchturm

Der im 12. Jahrhundert über einem runden Grundriss errichtete Turm ist das älteste Gebäudeteil der Kirche gilt zugleich als das älteste erhaltene Bauwerk im Alten Land. Er besitzt mächtige Mauern aus Feldstein, die mit Backstein ummantelt sind. Kein anderer Turm im Alten Land ist aus Stein gemauert.[6] Ursprünglich diente er auch als Wehrturm, was Schießscharten im Mauerwerk belegen. Der 25 Meter hohe Turm diente einst bei Sturmfluten als Schutzraum.[7]

Ausstattung

  • Ein Standbild zeigt den Hl. Mauritius als gekrönten Ritter mit Schwert, sein Gesicht ist schwarz.[8] Das Standbild des Kirchenpatrons und Märtyrers steht in einer Nische rechts neben der Kanzel.[9]
  • Die Taufe wird von drei Jünglingen getragen, die auf einem Sockel auf Backstein stehen[10], sie wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts angefertigt. Der Kessel aus Bronze ist vierzig Zentimeter hoch, der Deckel aus Holz ist reich verziert. Er trägt Plastiken mit der Darstellung der Taufe Jesu und einen turmähnlichen Aufsatz, die Holzarbeiten wurden um 1662 hergestellt. Der Taufdeckel wird über ein Gegengewicht mit einem Eisenstab angehoben. Die achteckige Taufschranke von 1572 fasst das Becken ein. In der Mitte des Innenraumes hängt ein Taufengel vom 17. Jahrhundert, der ursprünglich so mit dem Taufbecken verbunden war, dass ein Element sich hob, wenn das andere gesenkt wurde.[11]
  • Das Ölgemälde auf Leinwand zeigt die Bergpredigt.
  • Der Kronleuchter mit vier Armen wurde 1681 gefertigt.
  • Das Kastengestühl wurde 1961 erneuert.
  • Der Renaissancealtar, eine Arbeit aus der Zeit von 1570, ist aufgemauert und verputzt. Der Altaraufsatz zeigt Gemälde, mittig das letzte Abendmahl, die Fußwaschung und den Garten Gethsemane. In den beiden Flügeln sind die Anbetung der Hirten, die Geißelung Jesu, die Essigtränkung unter dem Kreuz und die Auferstehung dargestellt. Über dem Mittelfeld ist ein Bild mit dem jüngsten Gericht zu sehen, daneben stehen zu beiden Seiten vollplastische Figuren der Apostel Petrus und Paulus, weiterhin sind in Medaillons Martin Luther und Melanchton dargestellt. Der Altar ist von einem gesprengten Giebel mit Kreuzigungsgruppe bekrönt.[12]
  • Die 1670 geschaffene Kanzel ersetzte eine andere von 1559, die im Gegensatz zur heutigen keinen Schalldeckel besaß. Vier Seiten eines Achteckes bilden die Brüstung, die darin befindlichen Gemälde zeigen die vier Evangelisten. Das Gesims ist mit einer Inschrift ausgestattet: 1671 VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit). An der Unterseite des Schalldeckels ist die Pfingstgeschichte dargestellt.[13]
  • zwei Glocken von 1694

Schnitger-Orgel

Der Spieltisch der Orgel
Ansicht der alten Orgel

Die Orgel wurde von 1688 bis 1690 von Arp Schnitger gebaut und besitzt 24 Register, zwei Manuale und Pedal. Von dem originalen Bestand an Pfeifen ist etwa die Hälfte, ebenso wie ein großer Teil des Gehäuses erhalten. Vincent Lübeck examinierte das Instrument am 21. September 1690, Philipp Furtwängler aus Elze baute das Instrument 1858 um. Statt des Brustwerkes legte er ein Hinterwerk mit einer neuen Lade und einem zum Teil neuen Pfeifenwerk an. Von 1966 bis 1967 baute die Firma Kemper aus Lübeck die Orgel um; um Platz für ein neues Brustwerk zu bekommen, wurde der obere Teil des Hauptwerkgehäuses höher gesetzt. Die Maßnahme war nicht sonderlich erfolgreich, das Klangbild galt als bedauerlich. Die Firma Ahrend aus Leer renovierte und rekonstruierte die Orgel grundlegend, sie wurde am 28. August 2011 eingeweiht.[14]

Siehe auch

Literatur

  • Margarete Luise Goecke-Seischab: Die schönsten Kirchen Deutschlands: 1000 Kirchen und Kirchenschätze von der Nordsee bis zum Bodensee. Anaconda Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7306-0013-9.

Weblinks

Commons: St. Mauritius (Hollern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeindezugehörigkeit
  2. Seiten der Landeskirche
  3. Vorgeschichte
  4. Neubau von 1901
  5. Gewölbe
  6. Margarete Luise Goecke-Seischab: Die schönsten Kirchen Deutschlands: 1000 Kirchen und Kirchenschätze von der Nordsee bis zum Bodensee. Anaconda Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7306-0013-9. Seite 162.
  7. Kirchturm
  8. Margarete Luise Goecke-Seischab: Die schönsten Kirchen Deutschlands: 1000 Kirchen und Kirchenschätze von der Nordsee bis zum Bodensee. Anaconda Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7306-0013-9. Seite 162.
  9. Standbild des Maritius
  10. Margarete Luise Goecke-Seischab: Die schönsten Kirchen Deutschlands: 1000 Kirchen und Kirchenschätze von der Nordsee bis zum Bodensee. Anaconda Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7306-0013-9. Seite 162.
  11. Taufbecken
  12. Altar
  13. Kanzel
  14. Orgel

Koordinaten: 53° 35′ 27,1″ N, 9° 33′ 29,1″ O