St. Paulus (Hamburg-Heimfeld)
Die evangelisch-lutherische St.-Paulus-Kirche in Hamburg-Heimfeld ist ein denkmalgeschützter[1] neugotischer Backsteinbau in der historischen Mitte des ehemaligen Bauerndorfes Heimfeld, das seit 1888 zur Stadt Harburg und durch das Groß-Hamburg-Gesetz seit 1937 zur Freien und Hansestadt Hamburg gehört. Sie bildet den Mittelpunkt eines Wohnviertels um die Meyerstraße, das aus gründerzeitlichen Häusern besteht und liegt auf dem hohen Elbufer, wodurch sie zur Bauzeit vom Harburger Seehafen und der Süderelbe aus sehr gut sichtbar war.
Bau und Geschichte
Die Kirche wurde nach einem im Jahr 1903 erteilten Auftrag der Stadt Harburg in den Jahren 1906–1907 nach einem Entwurf von Hugo Groothoff durch den Bauunternehmer August Prien[2] errichtet. Für seine hervorragende bauliche Ausführung wurde Prien der Preußische Kronen-Orden IV. Klasse verliehen.[2] Groothoff orientierte sich an seinem eigenen Entwurf der Erlöserkirche in Lohbrügge, so entstand ein vergleichbares Gebäude mit polygonaler Apsis, südseitig angebauter Sakristei und einem dominierenden 67 m[3] hohen Kirchturm. Dieser Turm steht mustergültig für den von Groothoff nach 1900 verwendeten massiven vierkantigen Turmtyp der deutlich weniger Verzierungen und Gliederungselemente zeigt als die Kirchtürme seiner ersten Entwürfe.[4] Die Seitenwände des Kirchenschiffs werden durch Strebepfeiler und Gruppen von Fenstern gegliedert. Die Pauluskirche ist die einzige Kirche Groothoffs, bei der er die Gruppen der Seitenfenster nicht mit einem einzelnen großen Rundfenster, sondern mit einer Dreiergruppe kleiner Rundfenster abschloss.[5]
Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Juli 1906, das Richtfest am 3. November 1906 und die Einweihung ein weiteres Jahr später, am 3. November 1907, durch Johannes Remmers.
Der Innenraum ist mit einem hölzernen Tonnengewölbe abgeschlossen, die Wände sind zeittypisch mit weißen Putzflächen und komplexen Backsteinbändern gestaltet. Mit 716 geplanten Sitzplätzen und einem 25 m langen und fast 16 m breiten Hauptraum ist das Gebäude der größte Sakralbau Groothoffs.
Die Kirche besaß ursprünglich Wandmalereien im Inneren und vollständig farbig verglaste Fenster. Sowohl die Fenster als auch die Wandmalereien gingen im Zweiten Weltkrieg verloren, als 1944 die Druckwelle einer Bombenexplosion alle Fenster zerstörte und Dach, Turm sowie Mauerwerk stark beschädigte.
Ausstattung
Im Original erhalten sind das Gestühl, der Altar, der Orgelprospekt, die Kanzel, sowie der Taufstein. Auf dem Taufstein findet sich die Inschrift: „Gestiftet von dem Unternehmer des Kirchenbaus August Prien und seiner Frau Caroline, geb. Bost“. Der aus Kalkstein gefertigte Altar ist eines der aufwändigsten noch erhaltenen Prinzipalstücke in einer von Groothoff errichteten Kirche.[6] Der reich verzierte fünfteilige Altaraufsatz besitzt eine ornamentale Ausgestaltung mit Glasmosaiken und ein fein ausgearbeitetes Kruzifix im Zentrum. Altar und Kanzel wurden zeitgleich von der Firma Leichsenring & Voß in Hannover hergestellt, daher finden sich in der Kanzel die im Altar genutzten Materialien und Gestaltungselemente wieder.
Die heutigen Chorfenster gestaltete Helmut Ammann im Jahre 1950.
Orgel
Die Orgel wurde zuerst 1907 von Orgelbau Röver errichtet und 1952 und 1992 von Orgelbau Beckerath umgebaut. Sie verfügt über 28 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Ihre Disposition lautet:[7]
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- Koppeln: I/II, I/P, II/P
- Koppeln:
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
- Superoktavkoppel: II/II
- Suboktavkoppel: I/I
- Superkoppel
- Spielhilfen: 4 feste Kombinationen, Crescendowalze
Einzelnachweise
- ↑ Verzeichnis der denkmalgeschützten Objekte im Bezirk Hamburg-Harburg. Abgerufen am 27. Februar 2019.
- ↑ a b Zur Baugeschichte der St. Paulus-Kirche auf der Internetseite der Fa. Aug. Prien. Abgerufen am 27. Februar 2019.
- ↑ Kurzbeschreibung der Kirche auf der Homepage der Gemeinde. Abgerufen am 27. Februar 2019.
- ↑ Sabine Behrens: Norddeutsche Kirchenbauten des Historismus. Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-933598-97-4, S. 149.
- ↑ Sabine Behrens: Norddeutsche Kirchenbauten des Historismus. Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-933598-97-4, S. 154.
- ↑ Sabine Behrens: Norddeutsche Kirchenbauten des Historismus. Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-933598-97-4, S. 161.
- ↑ Eintrag in der Datenbank orgbase.nl. Abgerufen am 27. Februar 2019.
Literatur
- Ralf Lange: Architektur in Hamburg. Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9, S. 313.
- Sabine Behrens: Norddeutsche Kirchenbauten des Historismus. Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-933598-97-4, S. 316–320.
Weblinks
Koordinaten: 53° 27′ 56,8″ N, 9° 57′ 48,3″ O