St. Petri (Braunschweig)

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St. Petri von Osten
Annenkapelle
Wetterhahn von Bodo Kampmann

St. Petri, auch Petrikirche genannt, wurde im 12. Jahrhundert als vierte Pfarrkirche des Weichbildes Altstadt in Braunschweig gegründet. Sie befindet sich an der Straße „An der Petrikirche“. Das Gemeindehaus befindet sich an der Langen Straße. Die gotische Kirche mit einem 71 Meter hohen Kirchturm hat seit 1971 einen markanten Hahn aus Kupfer auf der Turmspitze.

Geschichte

Der erste bescheidene Bau fiel 1256 einem Stadtbrand zum Opfer. Ab 1260 erfolgte ein basilikaler Neubau, von dem nur noch der Westturm erhalten ist. Ende des 13. Jahrhunderts begann der Umbau in eine dreischiffige gotische Hallenkirche mit Chor und 5/8-Chorabschluss, jedoch ohne Querhaus. Gegen 1400 wurde an der Südseite des Chores die Annen- und Liviniuskapelle angefügt. Seit 1528 ist St. Petri evangelisch-lutherische Pfarrkirche.[1] Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1649, wurde der Kirche ein frühbarocker Hochaltar durch Mette Drösemann gestiftet. 1811 wurde die gotische Kirchturmspitze durch eine barocke Haube ersetzt, nachdem am 13. Februar 1811 der Kirchturm von einem Blitz getroffen worden war und die Spitze ausgebrannt war. Diese schmückte den Turm bis zum Zweiten Weltkrieg. Als Ersatz für die zerstörten Glocken erhielt St. Petri eine Glocke der Aegidienkirche. Diese wurde im selben Jahr als Gotteshaus geschlossen. Eine weitere Glocke kam von der Schlosskirche in Salzdahlum hinzu, nachdem das Schloss Salzdahlum während der französischen Besatzung abgebrochen worden war.

Von 1888 bis 1891 wurde die Kirche durch Stadtbaumeister Max Osterloh im neugotischen Stil renoviert. Dabei wurden 1888 Teile der historischen Ausstattung entfernt. Hofmaler Adolf Quensen bemalte den Innenraum neu.

Beschädigung und Nutzung als Lagerstätte

Durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges, insbesondere den vom 15. Oktober 1944, brannten Turm und Innenraum aus. Ab diesem Tag wurde die Petrikirche nicht mehr als Gotteshaus genutzt, die Petrigemeinde nutzte fortan die Jakobikirche mit. Nach Kriegsende wurde die Petrikirche als Lagerstätte für kirchliches und städtisches Kulturgut genutzt. Darunter befanden sich die steinernen Figuren von der Fassade des Altstadtrathauses und Teile des Portals der zerstörten Kreisdirektion am Eiermarkt. Das Portal wurde nicht wieder aufgebaut.

Wiederaufbau

Die Petrikirche wurde von 1954 bis 1959 unter der Leitung von Stadtkirchenbaurat Friedrich Berndt wiederhergestellt. Am Reformationstag 1959 fand die Wiedereinweihung der Kirche unter der Teilnahme des Gemeindepfarrers Robert Theilemann und des Propstes Otto Jürgens statt und sie wurde wieder regelmäßig für Gottesdienste genutzt. In den 1960er Jahren wurde die Inneneinrichtung neu geschaffen. Die neue Kanzel und das Lesepult stammten vom Bildhauer Hans Fleer. Der Turm erhielt zwischen 1969 und 1971 in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand einen spitzen Turmhelm, mit einem von Bodo Kampmann gestalteten kupfernen Hahn, der eine Höhe von 3,25 Meter hat.[2] Seit Weihnachten 1978 besitzt die Kirche wieder ein aus vier Glocken bestehendes Geläut. Von 2009 bis 2011 wurde der Kirchturm saniert.

Weitere Details zur Ausstattung

Zu den Ausstattungsstücken aus der Zeit vor der Bombardierung gehören ein Taufbecken aus Messing aus dem Jahr 1530, ein Barockkruzifix, ein Epitaph und Pastorenbilder sowie der Hochaltar von 1649 im Seitenschiff, bei dem drei verschollene Bilder durch moderne, symbolische Bilder ersetzt wurden. Außerdem befinden sich eine Paulusfigur aus dem 16. Jahrhundert und eine Petrusfigur, die von 1626 bis 1888 als Kanzelträger gedient hat, in der Kirche.[2]

Die Glasfenster im Chor stammen von 1954 und 1962 und wurden von Claus Wallner geschaffen. Die Seitenfenster zeigen Szenen aus dem Leben von Petrus und Paulus, die Fenster in der Apsis beziehen sich auf die Offenbarung des Johannes.[2]

Das Geläut besteht aus einer 1000 kg schweren Glocke (e’), einer 500 kg schweren Glocke (gis’), einer 400 kg wiegenden Glocke (h’) und der einer in cis’’ klingenden, 280 kg schweren Glocke.[2] Alle Glocken stammen aus der Heidelberger Glockengießerei, Glocke I aus dem Jahr 1978, Glocken II–IV aus dem Jahr 1977.

Orgel

Weißenborn-Orgel

Die erste bekannte Orgel der Petrikirche stammte von einem unbekannten Orgelbauer aus dem Jahre 1469. Sie wurde 1715 von Johann Andreas Graff aus Wolfenbüttel durch ein Instrument mit 24 Registern (II/P) ersetzt und nach Bettmar umgesetzt. 1812 baute Christian Bethmann aus Linden ein neues Werk (II/P/22), welches wiederum 1892 einer Orgel Friedrich Ladegasts aus Weißenfels weichen musste (III/P/49). Diese wurde 1909 und 1937 umgebaut (Sander; Dutkowski) und in der Bombennacht 14./15. Oktober 1944 mit der Kirche zerstört. Zwischen 1961 und 1964 errichtete Friedrich Weißenborn in zwei Bauabschnitten die heutige Orgel mit mechanischen Schleifladen.

I Rückpositiv C–g3

Gedackt 8′
Prinzipal 4′
Spitzflöte 4′
Waldflöte 2′
Sifflöte 1′
Sesquialtera II
Scharff IV
Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Quintadena 16′
Prinzipal 8′
Spitzgedackt 8′
Oktave 4′
Koppelflöte 4′
Nasat 223
Oktave 2′
Mixtur V–VII
Trompete 8′
III Brustwerk C–g3

Quintadena 8′
Rohrflöte 4′
Prinzipal 2′
Quinte 113
Oberton II
Zimbel III
Sordun 16′
Regal 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Subbass 16′
Prinzipalbass 8′
Gedacktpommer 8′
Gemshorn 4′
Nachthorn 2′
Mixtur IV–VI
Posaune 16′
Trompete 8′
Klarine 4′

Literatur

  • Elmar Arnhold: St. Petri – Pfarrkirche in der Altstadt. In: Mittelalterliche Metropole Braunschweig. Architektur und Stadtbaukunst vom 11. bis 15. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2018, ISBN 978-3-944939-36-0, S. 139–142.
  • Reinhard Dorn: Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig. Niemeyer, Hameln 1978, ISBN 3-8271-9043-6.
  • Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter, Braunschweig 1861.
  • Wolfgang A. Jünke: St. Petri. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 179–180.
  • Christof Römer: Die Kirche St. Petri zu Braunschweig. Berlin 1982.

Weblinks

Commons: St. Petri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationstafel an der Kirche
  2. a b c d Faltblatt der St.-Petri-Gemeinde

Koordinaten: 52° 15′ 57,9″ N, 10° 30′ 57,8″ O