St. Stephan (Vilnius)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
St. Stephan in Vilnius
Außenansicht (Fassadengestaltung)

Außenansicht (Fassadengestaltung)

Daten
Ort Vilnius
Baumeister Pietro Rossi
Baujahr 1600-12 / 1801-06
Koordinaten 54° 40′ 9,2″ N, 25° 16′ 34,9″ OKoordinaten: 54° 40′ 9,2″ N, 25° 16′ 34,9″ O

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Stephan (lit. Vilniaus Šv. diakono Stepono bažnyčia, poln. Kościół Śwętego Stefana w Wilnie) ist eine Kirche im litauischen Vilnius und Teil der ehemaligen Klosteranlage des Mariawitek-Ordens.

Geschichte

Die Pfarrkirche St. Stephan war eines der ersten Gebäude vor den Toren von Vilnius (errichtet dank des Jesuiten Simon Wysocki), das ursprünglich als Krankenhaus Hl. Lazarus diente. Zur selben Zeit entstand auch der Friedhof für die im Krankenhaus gestorbenen Pest- und Hungeropfer. Auf dem Friedhof wurden später auch einflussreiche Bürger beigesetzt, u. a. Professoren der Universität Vilnius.

Im Jahre 1715 befand sich vor der Kirche ein Haus des Ordens Gemeinschaft der Brüder der Nächstenliebe über St. Rocha (Rochici), einer römisch-katholischen karitativen Männer-Kongregation. Später, dank des Pfarrers Józef Stefan Turczynowicz, wurde daraus ein römisch-katholisches Haus des Mariawitek-Ordens. Die Schwestern des Lebens Mariens kümmerten sich um das Gotteshaus bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Als die Russen bei der Niederschlagung des Kościuszko-Aufstandes 1794 Vilnius mit Kanonen beschossen, brannte die Kirche vollständig nieder. Sie wurde nach dem Entwurf des Architekten Pietro Rossi während der Jahre 1801 bis 1806 aufgebaut,[1] unter anderem durch finanzielle Unterstützung von Zar Paul I. (Russland).

Im Jahre 1863 wurde auf Befehl Zar Alexander II. (Russland) der Mariawitek-Orden geschlossen und die Kirche sowie das Klostergebäude fortan als Gefängnis benutzt. 1926 nutzte die Zunft der Handwerker das ehemalige Klostergebäude als Lagerhaus und lagerte Baustoffe auf dem Friedhof rings um die Kirche. Während der Jahre 1918–1939 wurden hier Gottesdienste gefeiert, nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch verboten. Das Gotteshaus ist seither bis heute geschlossen.

Renovierungen in den Jahren 1975/1976 und zu Beginn des 21. Jahrhunderts bewahrten die Kirche vor einem weiteren Zerfall.

Architektur

Die Pfarrkirche St. Stephan besitzt Eigenschaften der Spätrenaissance und des Frühbarock mit einer relativ schlichten Außenfassade. Dadurch hebt sie sich in der Gestaltung der Kirchen von Vilnius stark ab. Das Gotteshaus hat neben dem Kirchenschiff nur ein Seitenschiff an der Südseite.

An der südlichen Seite befindet sich auch das Grab des polnisch-litauischen Architekten Wawrzyniec Gucewicz, der die Kathedrale zu Vilnius entwarf.

Galerie

Bedeutende Geistliche in St. Stephan

Literatur

  • Art. St. Stephan. In: Andrea Langer, Dietmar Popp (Hg.): Barocke Sakralarchitektur in Wilna. Verfall und Erneuerung. Eine Ausstellung des Herder-Instituts Marburg in Zusammenarbeit mit dem Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas Leipzig. Herder-Institut, Marburg 2002, ISBN 3-87969-304-8, S. 182–186.
  • Tomas Venclova: Wilno. Przewodnik. Wilno 2001. ISBN 9986-830-47-8 (polnisch).
  • Adomas Honoris Kirkoras: Pasivaikščiojimas po Vilnių ir jo apylinkes. Vertė Kazys Uscila. Mintis, Vilnius 1991, S. 195–200 (litauisch).
  • Vladas Drėma: Dingęs Vilnius. Vaga, Vilnius 1991, ISBN 5-415-00366-5, S. 368–369 (litauisch).
  • Juliusz Kłos: Wilno. Przewodnik krajoznawczy Juliusza Kłosa, Prof. Uniwersytetu St. Batorego. Wydanie trzecie poprawione po zgonie autora. Wilno, 1937, S. 193–194 (polnisch).

Weblinks

Fußnoten

  1. Art. St. Stephan. In: Andrea Langer, Dietmar Popp (Hg.): Barocke Sakralarchitektur in Wilna. Verfall und Erneuerung. Herder-Institut, Marburg 2002, S. 182–186, hier S. 182.