Stadttöchterschule I (Hannover)

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Die Stadttöchterschule I links neben der Kutsche an der Hildesheimer Straße Ecke Aegidiendamm;
Ansichtskarte Nummer 389 von Georg Kugelmann, datiert 1906

Die Stadttöchterschule I,[1] anfangs auch Töchterschule der Residenz[2] oder kurz Stadttöchterschule genannt, war die erste in Hannover gegründete Höhere Töchterschule.[1] Sie wurde später auch Höhere Töchterschule I[3] und zuletzt Deutsche Oberschule für Mädchen genannt.[4]

Geschichte

Die Stadttöchterschule wurde 1802 gegründet in einem Gebäude an der Köbelingerstraße Ecke Bullenstraße (seitdem: Schulstraße benannt), südöstlich der späteren Markthalle,[1] etwa in der Verlängerung der Röselerstraße auf dem (heutigen) Köbelinger Markt.[5] Die Schule war anfänglich für Töchter von Angestellten des Hofstaates vorgesehen und wurde noch im Königreich Hannover 1853 von der Stadt übernommen.[6] 52° 22′ 11,9″ N, 9° 44′ 13,1″ O

In den Jahren von 1869 bis 1871 errichtete der Architekt Ludwig Droste unter der damaligen Adresse Aegidiendamm 4 Ecke Hildesheimer Straße einen Neubau der Stadttöchterschule I,[7] der laut einem späteren Adressbuch der Stadt Hannover dann unter der Hausnummer 6 zu finden war.[8] 52° 22′ 2,4″ N, 9° 44′ 41″ O

Zum 1. April 1897 wurde hier Léon Wespy zum Direktor der Schule berufen. Er erreichte für die Emanzipation der Frauen schon 1908 – und noch im Deutschen Kaiserreich – die gleichwertige Anerkennung der Stadttöchterschulen mit den Höheren Knabenschulen.[9] 52° 21′ 40,4″ N, 9° 44′ 47,7″ O

In der Zeit der Weimarer Republik hatte die Stadttöchterschule I in der Meterstraße 47 auch ein Hilfskrankenhaus.[10]

1928 wurde Hannovers älteste Mädchenschule in eine Mittelschule umgewandelt, durfte sich aber weiter Stadttöchterschule nennen.[11] Im Folgejahr wurde die Schule 1929 in Deutsche Oberschule für Mädchen umbenannt[4] und nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 geschlossen.[12]

Das im Besitz der Stadt Hannover befindliche Gebäude, Hausmeister war zuletzt G. Niemeyer, diente noch während des Zweiten Weltkrieges und vor 1942 und den Luftangriffen auf Hannover als Gewerbliche Berufsschule.[8]

Persönlichkeiten (unvollständig)

Direktoren

„Die Direktoren [...] von 1851 an“: Hermann Dieckmann, Wilhelm Nöldeke, Julius Tietz, Christian Reusche und ab 1909 Adolf Pohlmann;
Ansichtskarte von Friedrich Wilhelm Eichhorn, um 1910

Lehrkräfte

Schülerinnen

Schriften

  • Jahrbuch / Deutsche Oberschule i.E. (Ursprünglich: „Töchterschule der Residenz“, dann „Stadttöchterschule I“), Hannover: Eichhorn Verlag, (nachgewiesen für 1931 und 1932)
  • Tätigkeitsbericht / Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, Meterstr. 47, Hannover, Abschrift, Hannover: Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, nachgewiesen für 1926 (1927); damit Erscheinen eingestellt

Literatur

  • Julius Tietz: Die Stadttöchterschule (seit Ostern 1862 Stadttöchterschule 1) zu Hannover während des Zeitraums von 1802 bis 1902 dargestellt in Veranlassung ihres 100jährigen Bestehens am 6.5.1902 von Julius Tietz, Hannover: Wilhelm Riemenschneider, 1902
  • Léon Wespy: Festschrift der höheren Töchterschule I (am Graben) zur Feier des 50-jährigen Bestehens unter städtischem Patronate hrsg. im Namen des Kollegiums der Anstalt, Hannover: Gebrüder Jänecke, 1903
  • Adolf Pohlmann: Aus einer deutschen Schule. Bilder in Reden und Ansprachen aus 15-jähriger Direktortätigkeit an der Stadttöchterschule I zu Hannover (mit 4 Schulhaus- und 6 Direktorbildern), Hannover: Hellwingsche Verlagsbuchhandlung, 1925
  • Hans-Hermann Groothoff (Hrsg.) Martin Stallmann: Neues pädagogische Lexikon, 5., vollständig neu bearb. Auflage, 14. – 20. Tsd., Stuttgart; Berlin: Kreuz-Verlag, 1971, ISBN 3-7831-0373-8
  • M. Sauer: Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Hannover vom 19. Jahrhundert bis nach dem 2. Weltkrieg. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 43 (1989), S. 1–30
  • Harold Hammer-Schenk: Ludwig Droste, Stadttöchterschule I, Hannover, Aegidiendamm / Hildesheimer Straße, 1869–1871, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 378f.
  • Hans Kammel: Höhere Töchterschulen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 302.
  • Stadttöchterschule in der Hannover Chronik

Archivalien

Archivalien von und über die Schule finden sich beispielsweise

  • im Stadtarchiv Hannover, Fach 61, Mappe 10: „Bauplan der Stadttöchterschule an der Hildesheimer Straße, Hannover, Façade am Aegidiendamm“, als farbig aquarellierte Federzeichnung auf dünnem Karton, auf Leinen aufgezogen, 58,7 × 71 cm, bezeichnet als Blatt VI, beschriftete „Droste inv., gez. L. Hellner 1869“, mit einem Stempel vom Städtischen Hochbauamt; alte Signatur: Schr. D, Fach 18, Nr. A. b. 12[24]

Weblinks

Commons: Stadttöchterschule I – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 109
  2. Jahrbuch / Deutsche Oberschule i.E. (siehe Abschnitt Schriften)
  3. Léon Wespy: Festschrift der höheren Töchterschule I (siehe Literatur)
  4. a b Hannover Chronik, S. 167
  5. Vergleiche etwa diesen Stadtplan Hannover von 1895 mit aktuellen Stadtplänen
  6. Hans Kammel: Höhere Töchterschulen (siehe Literatur)
  7. Reinhard Glaß: Droste, Ludwig in seiner Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), zuletzt abgerufen am 12. Januar 2017
  8. a b Vergleiche beispielsweise Seite 3 vom II. Teil des Adressbuchs von 1942
  9. a b Klaus Mlynek: WESPY, Léon. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 386.
  10. Tätigkeitsbericht / Hilfskrankenhaus Stadttöchterschule I, Meterstr. 47, Hannover : Abschrift
  11. Hannover Chronik, S. 125
  12. Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 173f.
  13. Helmut Zimmermann: Dieckmannstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 60
  14. Siehe diese Angaben bei europeana.eu
  15. a b R. Hartmann: Geschichte Hannovers von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart. Mit besonderer Rücksichtnahme auf die Entwicklung der Residenzstadt Hannover, Hannover: Ernst Kniep, 1880, S. 649; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  16. Reinhold Jenne: Mushacke's deutscher Schul-Kalender für 1876. II. Teil: Historisch-statistische und Personal-Nachrichten über die Unterrichts- und Prüfungs-Behörden und die höheren Unterrichts-Anstalten in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz ..., Leipzig: B. G. Teubner Verlag, 1876, S. 231; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  17. Vergleiche diese Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  18. Hannover Chronik (siehe Literatur), S. 114
  19. Personeneintrag (GND) zu Gläser, Georg C. W. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  20. Personeneintrag (GND) zu Marahrens, August im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  21. Dirk Böttcher: METZ, (1) Auguste. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 251
  22. Klaus Mlynek: MOSOLF, Anna. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 260f.
  23. Christoph Frilling: Die Pilotin und der Rennfahrer – Elly Beinhorn und Bernd Rosemeyer auf Gratwanderung im Nationalsozialismus. Verlag W. Dietrich, 2009, S. 21.
  24. Harold Hammer-Schenk: Ludwig Droste, Stadttöchterschule I, Hannover, Aegidiendamm / Hildesheimer Straße, 1869–1871, in Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...) Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 378f.