Mainfranken Theater Würzburg

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Mainfranken Theater Würzburg
Haupteingang des Mainfranken Theaters Würzburg
Lage
Adresse: Theaterstraße 21
Stadt: Würzburg
Koordinaten: 49° 47′ 42″ N, 9° 56′ 12″ OKoordinaten: 49° 47′ 42″ N, 9° 56′ 12″ O
Architektur und Geschichte
Eröffnet: 3. August 1804, wiedereröffnet 1966
Zuschauer: 831 Plätze
Internetpräsenz:
Website: https://www.mainfrankentheater.de/

Das Mainfranken Theater Würzburg ist ein Mehrspartenhaus in Würzburg. Neben dem Großen Haus mit 739 Sitzplätzen beherbergt das Theater noch eine kleine Spielstätte, die Kammerspiele mit 92 Plätzen. Intendant ist seit der Spielzeit 2016/2017 Markus Trabusch. Als Generalmusikdirektor wirkt Enrico Calesso, als Operndirektor Berthold Warnecke. Schauspieldirektorin ist Barbara Bily, Chordirektor und Kapellmeister ist Sören Eckhoff. Vor 1999 lautete die Bezeichnung des Hauses Stadttheater Würzburg (genannt auch Würzburger Stadttheater).

Geschichte

Erstes Theater in der Theaterstraße 18 gegenüber dem Ludwigsbahnhof (ca. 1905)

Das Würzburger Stadt-Theater (so benannt erstmals am 2. Oktober 1837) wurde von Julius Graf Soden gegründet und am 3. August 1804 mit dem Schauspiel Stille Wasser sind tief eröffnet.[1] Gespielt wurde im ehemaligen Adligen Damenstift zur Heiligen Anna, das zum Theater umgebaut worden war. Sodens Nachfolger als Theaterdirektor war Friedrich Wilhelm von Münchhausen (* 1780).[2] 1814 wurde, einen Tag nachdem Würzburg endgültig an Bayern gefallen war, das städtische Theater als Königlich priviligierte Schaubühne bezeichnet.[3] In der Spielzeit 1833/34 war der zwanzigjährige Richard Wagner als „Choreinstudierer“ und „Leiter der Pantomime“ am Haus, wo sein ältester Bruder Albert bereits als Sänger arbeitete. Richard Wagners Urenkelin Katharina Wagner gab 2002 mit der Inszenierung Der fliegende Holländer hier ihr Debüt als Opernregisseurin.[4] Am 7. Februar 1843 erwarb die Stadt Würzburg für 60.000 Gulden die Besitzrechte am Theater.[5]

Besondere Höhepunkte in der Geschichte des Theaters waren ein Gastspiel des Komponisten und Geigenvirtuosen Niccolò Paganini sowie der Auftritt von Richard Strauss, der 1926 seine Oper Ariadne auf Naxos im Mainfranken-Theater dirigierte. Theaterskandale bewirkten die Aufführungen von Frank Wedekinds Lulu im Januar 1919 und von Arthur Maria Rabenalts Schöner Helena Mitte der 1920er Jahre.[6]

Am Abend des 19. November 1930 kam es beim Gastspiel der hebräischsprachigen Theatertruppe Habimah zu antisemitischen Protesten und Ausschreitungen, die vom Gauleiter der NSDAP Otto Hellmuth organisiert worden waren.

Das Theatergebäude des seit August 1944 wegen Krieges geschlossenen Theaters, das jedoch eine Sommerspielzeit unter anderem am Kurtheater Bad Kissingen und in Bad Bocklet[7] auftrat, wurde bei einem großen Fliegerangriff durch englische Kampfbomber am 16. März 1945 völlig zerstört. Im August 1946 nahm die Würzburger Bühne den Spielbetrieb als Drei-Sparten-Haus (zu dem das Städtische Philharmonische Orchester gehört) in der Turnhalle des ehemaligen Lehrerseminars am Wittelsbacher Platz auf, in dem nach dem Krieg das vormals Deutsche Gymnasium (heute Matthias-Grünewald-Gymnasium) untergebracht war. Vier Jahre später beteiligte sich die Stadt wieder am Theater, das ab 15. Februar 1950 Städtisches Theater am Wittelsbacher Platz hieß.[8] Am 4. Dezember 1966 wurde der am 5. Mai 1958 unter Oberbürgermeister Helmuth Zimmerer vom Stadtrat beschlossene, 750 Zuschauer fassende Neubau[9][10] des Würzburger Stadttheaters an der Stelle des ehemaligen Würzburger Ludwigsbahnhofs eröffnet.

Von 1988 bis 1999 leitete Tebbe Harms Kleen die Geschicke des Würzburger Stadttheaters. 2001 stand das Mainfranken Theater, trotz Sparmaßnahmen, kurz vor dem Aus. 2004 wurde Richard Wagners Werk Die Feen aufgeführt. Zur Spielzeit 2016/2017 wurde Markus Trabusch Intendant. Im September 2019 fand die Grundsteinlegung für eine neue Spielstätte, das Kleine Haus, statt, in dem die Produktionen während der Renovierung stattfinden sollen. Im selben Monat wurde bekannt gegeben, dass das Mainfranken Theater das sechste bayerische Staatstheater werden soll.[11]

Momentan wird das Theater bei laufendem Spielbetrieb saniert und erweitert. Die Produktionen finden momentan an mehreren Interimsspielstätten statt, die über die ganze Stadt verteilt sind. Dazu gehören die Theaterfabrik Blaue Halle in der Würzburger Dürrbachau, der Keller Z87 auf dem Bürgerbräugelände in der Zellerau, die Kirche St. Andreas in der Sanderau und der Ratssaal des Rathauses. Die Konzerte des Philharmonischen Orchesters Würzburg finden im Konzertsaal der Hochschule für Musik Würzburg und im Toscanasaal der Würzburger Residenz statt.

Intendanten

Weitere bekannte Künstler (Auswahl)

Drehort für Spielfilm

Der Spielfilm Die rote Dame von Emilio P. Miraglia aus dem Jahr 1972 wurde im überwiegend im Theater gedreht. Hierbei diente das Gebäude als Sitz eines Modeunternehmens.

Literatur

  • Johann Georg Wenzel Dennerlein: Geschichte des Würzburger Theaters – von seiner Entstehung im Jahre 1803–4 bis zum 31. Mai 1853, nebst einem chronologischen Tagebuch [...]. Würzburg 1853.
  • Wolfdieter Maurer: Fidelio – Beethoven. In: ... übrigens. Zusätzliche Informationen der Dramaturgie für die Besucher des Würzburger Stadttheaters. Würzburg 1980.
  • Wolfgang Schulz: Das Würzburger Theater. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1007–1035 und 1353–1357

Weblinks

Commons: Mainfrankentheater Würzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Mainfranken Theaters. Mainfranken Theater Würzburg, archiviert vom Original am 12. Mai 2014; abgerufen am 11. Mai 2014.
  2. Wolfgang Schulz: Das Würzburger Theater. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1007–1035 und 1353–1357; hier: S. 1007–1010 und 1353.
  3. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1225–1247; hier: S. 1225 und 1227.
  4. Peter Roos: Die Würzburger Töchterschule. In: Die Zeit. 8. August 2002, abgerufen am 26. Juli 2012.
  5. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. 2007, S. 1228.
  6. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 2007, S. 1236.
  7. Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 196–289 und 1271–1290; hier: S. 231 f., 261 und 265.
  8. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. 2007, S. 1240–1242.
  9. Rolf-Ulrich Kunze: Würzburg 1945–2004. Wiederaufbau, moderne Großstadt. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2 (I: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 318–346 und 1292–1295; hier: S. 336.
  10. Sybille Grübel: Zeittafel zur Geschichte der Stadt von 1814–2006. 2007, S. 1243.
  11. Zum Staatstheater erhoben. In: BR-Klassik. 27. September 2019;.
  12. Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I–III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 9783806214789, S. 196–289 und 1271–1290; hier: S. 261.
  13. Julia Danielczyk: Helmuth Ebbs. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 509.
  14. Haus der Bayerischen Geschichte: Dr. Herbert Decker.