Stadtwerke Heidelberg

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Stadtwerke Heidelberg GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1970 (als AG)
Sitz Heidelberg, Deutschland
Leitung Geschäftsführer: Rudolf Irmscher, Aufsichtsratsvorsitzender: Eckart Würzner
Mitarbeiterzahl 1.043 (2021)[1]
Umsatz 437,3 Mio. (2021) €[1]
Branche Energieversorgung, Stadtwerke
Website www.swhd.de

Die Stadtwerke Heidelberg GmbH ist ein Energieversorger mit den Sparten Strom, Gas und Wärme. Im Auftrag der Stadt Heidelberg sowie weiterer Gemeinden haben sie zudem die Trinkwasserversorgung übernommen. In Heidelberg betreiben sie auch die Schwimmbäder, mehrere Parkhäuser sowie die Bergbahnen und leisten organisatorische und finanzielle Aufgaben im ÖPNV für die Stadt. Die Stadtwerke Heidelberg gehören zu 100 % der Stadt Heidelberg. Das Unternehmen ist als Konzern mit einer Holding und Tochter-Gesellschaften organisiert.

Geschichte

Altes Elektrizitätswerk in der Gaswerkstraße

Die öffentliche Wasserversorgung in Heidelberg begann 1873 mit den ersten Quellfassungen sowie der Verteilung über Versorgungsleitungen in der Stadt.[2] Fünf Jahre später, im Oktober 1877, ging das Gaswerk im Heidelberger Stadtteil Bergheim in den Besitz der Stadt über. 1899 wurde das städtische Elektrizitätswerk gebaut und 1900 fertiggestellt,[3] und 1934 entstand schließlich die erste Fernheizung.[4] Die Anlagen und Netze wurden, mit Unterbrechung während der Kriegszeiten, sukzessive ausgebaut.

Parallel dazu verliefen die Anfänge des öffentlichen Personenverkehrs: 1885 wurde die Heidelberger Straßen- und Bergbahngesellschaft Leferenz & Co. gegründet und die Pferdebahn in der Heidelberger Altstadt eröffnet. 1890 fand die Jungfernfahrt der Bergbahn von der Station Kornmarkt in der Heidelberger Altstadt bis zur Molkenkur auf halbem Weg zum Königstuhlgipfel statt.[5] 1902 fuhr die erste elektrische Straßenbahn zwischen dem damaligen Heidelberger Hauptbahnhof und dem Marktplatz.[6]

1970 wurden die Stadtwerke, bisher als Eigenbetrieb der Stadt geführt, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1975 folgte die Umfirmierung der Unternehmensgruppe in Heidelberger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe GmbH (HVV) mit den Tochtergesellschaften Stadtwerke Heidelberg AG (SWH) und Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB). 1980 kam als neuer Unternehmensbereich die Heidelberger Garagengesellschaft mbH (HGG) hinzu. Von 1971 bis 1989 wurden die Stadtwerke von Andreas Christou geleitet. Er initiierte u. a. das Fernwärmenetz und, als Novum in Deutschland, rollstuhlgerechte Busse auf jeder Linie.

Im Jahr 1989 wurde der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) gegründet. Die HSB trat diesem Verkehrs- und Tarifverbund bei. Eine weitere größere Änderung gab es 2005: Seit dem 1. März des Jahres betreibt die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) als Tochterunternehmen der HSB, VBL, RHB, MVV Verkehr und MVV OEG deren Stadt- und Straßenbahnlinien, Eisenbahnlinien und Omnibuslinien.

2007 wurden die HVV in Heidelberger Stadtwerke GmbH umbenannt und gleichzeitig umstrukturiert: Aus der Stadtwerke Heidelberg AG entstanden die SWH Stadtwerke Heidelberg Netze und Umwelt GmbH, zuständig für den Netzbetrieb, sowie die SWH Stadtwerke Heidelberg Handel und Vertrieb GmbH, zuständig für den Energievertrieb. Damit war dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) Rechnung getragen, das die Trennung zwischen Netz und Vertrieb vorschreibt. Die Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) wurde von einer AG in eine GmbH gewandelt. Im selben Jahr wechselten außerdem die städtischen Schwimmbäder zu der Heidelberger Stadtwerke GmbH und wurden als Heidelberger Schwimmbäder GmbH & Co. KG in den Unternehmensverbund integriert.

Zwei Jahre später erhielt die Heidelberger Stadtwerke GmbH den bis heute gültigen Namen Stadtwerke Heidelberg GmbH. Die Namen der übrigen Gesellschaften änderten sich analog zum Konzern. Aus den Stadtwerken Heidelberg Netze und Umwelt GmbH wurden dabei zwei Gesellschaften: Die Heidelberg Netze GmbH sowie die Kommunalen Infrastruktur und Service GmbH (KIS), 2011 umbenannt in Stadtwerke Heidelberg Umwelt GmbH.

Standorte

Die Zentrale der Stadtwerke Heidelberg liegt in der Kurfürsten-Anlage in Heidelberg in der Nähe des Hauptbahnhofs. Ein weiteres Werksgelände befindet sich im Stadtteil Pfaffengrund.

Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat besteht aus 15 Mitgliedern:

  • Aufsichtsratsvorsitzender: Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg
  • 1 Vertreter der Stadt Heidelberg
  • 6 Vertreter des Gemeinderates der Stadt Heidelberg
  • 7 Arbeitnehmervertreter

Tochtergesellschaften

Energiegeschäft

Das Energiegeschäft der Stadtwerke Heidelberg wird von ihren Tochtergesellschaften Stadtwerke Heidelberg Energie, Stadtwerke Heidelberg Netze, Stadtwerke Heidelberg Umwelt sowie den Stadtwerken Neckargemünd durchgeführt. Der Stadtwerke-Heidelberg-Konzern hält über 50-prozentige Beteiligungen an diesen Gesellschaften, der restliche Anteil liegt bei der Stadt Heidelberg bzw. bei den Stadtwerken Neckargemünd bei der Stadt Neckargemünd.

  • Stadtwerke Heidelberg Energie (zu 59,1 % beteiligt): Zu den Aufgaben der Stadtwerke Heidelberg Energie gehören die Energiebeschaffung und -lieferung, der Energievertrieb, die Entwicklung und der Vertrieb endkundennaher Energiedienstleistungen rund um die Energielieferung sowie die Entwicklung der energiewirtschaftlichen Ausrichtung.
  • Stadtwerke Heidelberg Netze (zu 94,9 % beteiligt): Die Stadtwerke Heidelberg Netze sind für Ausbau und Betrieb der Energie-, Wasser- und Breitbandnetze sowie -anlagen zuständig. Außerdem bieten sie Netzdienstleistungen und Betriebsführungen an.
  • Stadtwerke Heidelberg Umwelt (zu 100 % beteiligt): Die Stadtwerke Heidelberg Umwelt errichten die Erzeugungsanlagen des Unternehmens und übernehmen Energiedienstleistungen für die Stadt Heidelberg.
  • Stadtwerke Neckargemünd (zu 54,96 % beteiligt): Die Stadtwerke Neckargemünd versorgen die Stadt Neckargemünd inklusive der Stadtteile Dilsberg, Mückenloch und Waldhilsbach mit Gas, Wärme, Wasser und Straßenbeleuchtung. Zudem betreiben sie ein Parkhaus in der Altstadt.[7]

Weitere Leistungen für die Kommune

Mit weiteren Tochtergesellschaften übernehmen die Stadtwerke Heidelberg Aufgaben in der Stadt Heidelberg:

  • Stadtwerke Heidelberg Bäder (zu 100 % beteiligt)
  • Stadtwerke Heidelberg Garagen (zu 100 % beteiligt)
  • Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) (zu 62,7 % beteiligt)

(s. Geschäftsfelder und Leistungen).

Sonstige Beteiligungen

Die Stadtwerke Heidelberg sind zu folgenden Anteilen an weiteren Energieversorger-Gesellschaften beteiligt:

  • Stadtwerke Schwetzingen, Verwaltung (zu 25,1 % beteiligt)
  • Stadtwerke Schwetzingen (zu 20,1 % beteiligt)
  • Heidelberger Dienste (zu 20 % beteiligt)
  • Trianel Aachen (zu 1,2 % beteiligt)

Alle Beteiligungen der Stadtwerke Heidelberg[8] in grafischer Übersicht.

Geschäftsfelder und Leistungen

Energie

Die Stadtwerke Heidelberg Energie bieten Energie-Produkte für Endkunden in den Bereichen Strom, Gas, Fernwärme sowie Dienstleistungen wie Energiesparberatungen zum effizienten Einsatz von Energie.

Im Rahmen ihrer Energiekonzeption 2030 haben sie sich Ziele für die Energiewende und den Klimaschutz gesetzt[9] und bauen neue Anlagen zur Eigenerzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien und Gas aus. 2014 ging ein Holz-Heizkraftwerk auf dem Werksgelände im Pfaffengrund ans Netz, außerdem wurden sechs neue Blockheizkraftwerke gebaut. Seite 2020 ist zudem ein neuer Wärmespeicher in Betrieb. Seine Fassade sowie der Dachaufbau mit Gastronomie sollen im Sommer 2023 fertiggestellt sein. Parallel dazu erweitern und verdichten sie ihr Fernwärmenetz. Auf ihrem Werksgelände in Heidelberg-Pfaffengrund bauen sie außerdem Power-to-Heat-Anlagen zur Umwandlung von Strom aus Wind und Sonne in grüne Wärme sowie innovative Kraft-Wärmekopplungsanlagen (iKWK) als Kombination von Luftwärmepumpen und Blockheizkraftwerken (BHKW).[10]

Im Bereich der Photovoltaik bauen und betreiben die Stadtwerke Heidelberg Anlagen auf den Dächern kommunaler Gebäude sowie für Privat- und Gewerbekunden. Die größte Solaranlage der Stadtwerke Heidelberg steht auf der ehemaligen Deponie Feilheck an der Grenze zu Oftersheim[11]. Zudem arbeitet der kommunale Energieversorger in der Stadtwerke-Kooperation Trianel Wind und Solar zusammen mit anderen Stadtwerken daran, um bundesweit Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 14 Megawatt bis Ende 2024 aus[12].

Wasser

Die Stadtwerke Heidelberg beliefern im Auftrag der Stadtbetriebe Heidelberg, einem Eigenbetrieb der Stadt Heidelberg, etwa 160.000 Bürger sowie zwei Verteilwerke mit rund zehn Millionen Kubikmetern Trinkwasser. Dazu dient ein Verteilnetz mit 34 Hochbehältern, 23 Versorgungszonen und 27 Zwischenpumpstationen. Das Trinkwasser in der Stadt Heidelberg stammt zu maximal fünf Prozent aus sieben Quellen und zu etwa 50 Prozent aus den Grundwasserwerken Entensee, Rauschen und Schlierbach. Rund 45 Prozent liefert der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz aus der direkten Umgebung von Heidelberg.[13]

Bäder

Traditionsreiches Thermalbad in der Vangerowstraße

Die Stadtwerke Heidelberg betreiben zwei Freibäder, das Thermalbad in Bergheim sowie das Tiergartenbad im Neuenheimer Feld, sowie die Hallenbäder Hasenleiser, Köpfel und City-Bad im Darmstädter Hof Centrum.[14]

Garagen

Zu den Stadtwerken Heidelberg gehören vier öffentliche Parkhäuser in der Heidelberger Altstadt: Parkhaus Kraus (P6), Parkhaus Friedrich-Ebert-Platz (P10), Parkhaus Kornmarkt/Schloss (P12) und Parkhaus Nordbrückenkopf (P16).[15]

Aufgaben im öffentlichen Personennahverkehr und Betrieb der Bergbahn

Historische Bergbahn zwischen Molkenkur und Königstuhl
Logo der HSB (Tochtergesellschaft Stadtwerke Heidelberg)
Aktuelles Logo der HSB Heidelberg (Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH)

Im öffentlichen Personennahverkehr übernehmen die Stadtwerke Heidelberg für die Stadt Heidelberg Koordinationsaufgaben und einen Teil seiner Finanzierung. Das operative Geschäft obliegt der rnv. Weiterhin betreiben die Stadtwerke Heidelberg im Auftrag der Stadtbetriebe Heidelberg die beiden Bergbahnen zwischen der Heidelberger Altstadt und dem Königstuhl.

Netzgebiet

Das Netzgebiet der Stadtwerke Heidelberg umfasst die Konzessionsgemeinden Heidelberg, Eppelheim, Sandhausen, Leimen, Dossenheim, Nußloch und Wiesloch.[16] Außerdem versorgen sie über die Stadtwerke Neckargemünd die Gemeinde Neckargemünd mit Wasser, Erdgas und Wärme.[17]

Einzelnachweise

  1. a b https://berichte.stadtwerke-heidelberg.de/
  2. Anonym: Chronik der Wasserversorgung; Dokumentation im Archiv der Stadtwerke Heidelberg. Hrsg.: Stadtwerke Heidelberg.
  3. Chronik der Stadt Heidelberg für das Jahr 1900. 1. Auflage. 8. Jahrgang. Verlag von Hörning, Heidelberg, S. 25.
  4. Brigitte Neff: Die Fernwärmeversorgung der Stadtwerke Heidelberg AG. Hrsg.: Heidelberger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe GmbH.
  5. Brigitte Neff: Die Heidelberger Bergbahnen. Stationen der Romantik. Regionalkultur Heidelberg/ Ubstadt Weiher/ Basel, 2016, ISBN 3-89735-458-6, S. 31.
  6. Frank Muth: Straßenbahn in Heidelberg. 100 Jahre „Blau-Weiße“ in der Neckarstadt. Hrsg.: GeraMond – Straßenbahn Magazin Bibliothek. 1. Auflage. 2003, ISBN 3-7654-7197-6.
  7. Parken mitten in der Altstadt: Parkhaus Pflughof. In: Stadtwerke Neckargemünd. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  8. Unsere Beteiligungen. In: Geschäftsbericht Stadtwerke Heidelberg 2021. 26. Juli 2022, abgerufen am 27. Juli 2022.
  9. Stadtwerke Heidelberg: Energiekonzeption 2030. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  10. Stadtwerke Heidelberg: Grüne Wärme für Heidelberg und Eppelheim. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  11. Solaranlage Feilheck. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  12. Stadtwerke Heidelberg: Photovoltaik in Heidelberg. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  13. Trinkwasser für Heidelberg. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  14. Die Heidelberger Bäder. In: Stadtwerke Heidelberg Bäder. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  15. Zentral gelegene Parkhäuser und Anwohnergaragen im Herzen Heidelbergs. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  16. Stadtwerke Heidelberg: Gemeinden, in denen die Stadtwerke Heidelberg aktiv sind. Abgerufen am 27. Juli 2022.
  17. Website der Stadtwerke Neckargemünd. Abgerufen am 27. Juli 2022.

Koordinaten: 49° 24′ 20,8″ N, 8° 40′ 50,8″ O