Stefan Moses
Stefan Moses (geb. 29. August 1928 in Liegnitz, Provinz Niederschlesien; gest. 3. Februar 2018 in München[1]) war ein in München lebender deutscher Fotograf.
Leben
Stefan Moses musste 1943 die Schule aufgrund seiner jüdischen Herkunft verlassen und überlebte ein Zwangsarbeitslager.[2] Nach einer Fotografen-Ausbildung in Breslau kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er als Theaterfotograf am Nationaltheater in Weimar tätig. Ab 1950 lebte er in München, wo er durch seine Reportagen für den Stern erste Bekanntheit erlangte.
Seine dokumentarischen Porträts von Menschen und Berufen in Westdeutschland (Deutsche) und später in Ostdeutschland (Abschied und Anfang) machten ihn einem großen Publikum zugänglich. Moses holte Menschen aus ihrem Arbeitsumfeld heraus und fotografierte sie vor einem grauen Leinentuch – dadurch entstanden Zeitdokumente. Auch Porträts zahlreicher Persönlichkeiten wie Thomas Mann, Ilse Aichinger, Erich Kästner, Peggy Guggenheim, Theodor W. Adorno, Otto Dix, Max Frisch oder Martin Mayer schuf Stefan Moses. Eine Ausstellung über sein Lebenswerk ist seit 2003 in verschiedenen europäischen Städten zu sehen. 2017 vermachte der Grandseigneur der deutschen Porträtfotografie, der Stiftung Exilmuseum Berlin 158 großformatige Porträts deutscher Emigranten. Diese wurden zwischen 1947 und 2003 aufgenommen. Sein fotografischer Nachlass befindet sich im Münchner Stadtmuseum, sein schriftlicher Nachlass im Deutschen Kunstarchiv. Stefan Moses war mit der Künstlerin Else Bechteler-Moses verheiratet.
Auszeichnungen
- 1990: David-Octavius-Hill-Medaille
- 1991: Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München.
- Ab 1994: Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München.
- 2001: Ehrenpreis der Stankowski-Stiftung
- 2004: Bundesverdienstkreuz (I. Klasse)
- 2014: Lovis-Corinth-Preis
Publikationen
- Manuel. Wegner, Hamburg 1967.[3]
- Transsibirische Eisenbahn. Prestel, München 1979.
- Deutsche. Portraits der Sechziger Jahre. Prestel, München 1980.
- Abschied und Anfang – Ostdeutsche Porträts. Hatje Cantz, Ostfildern 1991.
- Das Tier und sein Mensch. Sanssouci Verlag, München 1997.
- Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft. Prestel, München 1998.
- DDR – Ende mit Wende: 200 Photographien 1989–1990. Hatje Cantz, Ostfildern 1999, ISBN 978-3-77579005-5.
- Stefan Moses. Schirmer/Mosel, 2002.
- Ilse Aichinger. Ein Bilderbuch von Stefan Moses. S. Fischer, Frankfurt am Main 2006.
- Die sich die Freiheit nahmen. Fotografien von Wilfried Bauer, Robert Lebeck, Stefan Moses, Christian G. Irrgang. Damm und Lindlar Verlag, 2008. (Porträts von Ilse Aichinger, Sarah Kirsch und Rose Ausländer.)
- Deutschlands Emigranten. 2013. Text: Christoph Stölzl. Nimbus Verlag, Wädenswil 2013, ISBN 978-3-907142-85-1.[4]
- Begegnungen mit Peggy Guggenheim. Elisabeth Sandmann Verlag, 2017, ISBN 978-3-945543-34-4. (Vergl.: Peggy Guggenheim.)
Ausstellungen
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1980: Museum Folkwang[5]
- 2003–2005: Retrospektive. Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum Kunsthalle Kiel; Willy-Brandt-Haus Berlin; Friedrich-Hundt-Gesellschaft im Stadtmuseum Münster; Kunstverein Ludwigshafen; Niedersächsisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg; Rheinisches Landesmuseum Bonn; Staatliche Galerie Moritzburg Halle; Deutsches Hygiene-Museum Dresden.
- 2007: Ilse Aichinger – Fotografien von Stefan Moses. Literaturhaus Salzburg[6]
- 2008: Stefan Moses – Münchner Leben. Münchner Stadtmuseum[7]
- 2012: Stefan Moses – Emigranten. Johanna Breede, Berlin
- 2013: Stefan Moses – Deutschlands Emigranten. Bayerische Akademie der Schönen Künste, München[8]
- 2015: Stefan Moses. Lovis-Corinth-Preis 2014. Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg[9]
- 2016: Stefan Moses – Ein Welttheater. Johanna Breede, Berlin
- 2017: Stefan Moses – Blumenkinder. Literaturhaus München[10]
- 2018: Stefan Moses – Künstler. Johanna Breede Photokunst, Berlin
- 2019: Das exotische Land Deutsches Historisches Museum[11]
- 2020: das Tier und sein Mensch. Johanna Breede Photokunst, Berlin
- 2021: Deutschlands Emigranten, Fotografien von Stefan Moses Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg[12]
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 2011: Portraits in Serie. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
- 2013: Kleiden – Verkleiden. Museum Folkwang
- 2014: Barbara Klemm/Stefan Moses. Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg[13]
- 2016: Aufbrüche – Bilder aus Deutschland. Willy-Brandt-Haus, Berlin
- 2017: Franz Hitzler/Stefan Moses. Künstlerhaus Marktoberdorf[14]
- 2017: Blicke, die bleiben. Fotografische Porträts aus der Sammlung Fricke. Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
Literatur
- Eva-Monika Turck: Stefan Moses – Gestische Topographie Ostdeutschlands. Herbert Utz Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0197-6.
Weblinks
- Literatur von und über Stefan Moses im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
- Ausstellung im Deutschen Historischen Museum Berlin mit Foto-Beispielen
- Ausstellung in der Bayrischen Akademie der Schönen Künste (PDF-Datei; 187 kB) (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum im Rahmen des Festjahrs 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
- Susanna Brogi: Stefan Moses 1928-2018, Auge und Linse, Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e.V.
- Claudia Valter: Schicksal Emigration, Blogartikel über Stefan Moses Fotografie-Serie Deutschlands Emigranten
- Kathrin Fischeidl M.A. / Gudrun Schwenk B.A.: Katzen bei Stefan Moses, Video zur Korrespondenz von Stefan Moses, Germanisches Nationalmuseum 2021.
- Erinnerung an Stefan Moses im Gemeinschaftsprojekt TSURIKRUFN! vom Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute, 2021
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Stölzl: Fotograf Stefan Moses: Er zeigte den Deutschen, wie sie waren – und sein konnten. In: DIE WELT. 5. Februar 2018 (welt.de [abgerufen am 5. Februar 2018]).
- ↑ Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R.: Stefan Moses: Traditionalist der Kamera. In: Jüdische Allgemeine. Abgerufen am 13. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Gabriele Thiels: Die Verteidigung der Kindheit. welt.de, 21. Mai 2006, abgerufen am 6. Februar 2018.
- ↑ Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R.: München: Gebrochen deutsch | Jüdische Allgemeine. Abgerufen am 13. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Stefan Koldehoff: Stefan Moses: Heimat mit der Kamera suchend. In: Die Zeit. Nr. 07/2018 (online).
- ↑ Lara Doktor: Ilse Aichinger – Fotografien von Stefan Moses. In: literaturhaus-salzburg.at, abgerufen am 8. November 2017.
- ↑ Lara Doktor: Moses hält die Zeit fest. In: Süddeutsche.de, 26. August 2008, abgerufen am 8. November 2017.
- ↑ Alexander Kluy: Gebrochen deutsch. In: Jüdische Allgemeine, 6. Juni 2013, abgerufen am 8. November 2017.
- ↑ Pressemitteilung, 27. Februar 2015: Stefan Moses. Lovis-Corinth-Preis 2014, Ausstellung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg. Abgerufen am 28. Februar 2015.
- ↑ http://www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellung/items/159/vars/id-2017-stefan-moses.html
- ↑ https://www.dhm.de/ausstellungen/das-exotische-land.html
- ↑ https://www.gnm.de/ausstellungen/sonderausstellungen-rueckblick/stefan-moses
- ↑ Informationstext über die Ausstellung auf der Website des Museums (Memento des Originals vom 23. Oktober 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gerlinde Reisach: Franz Hitzler und Stefan Moses im Künstlerhaus Marktoberdorf zu sehen. (Memento des Originals vom 8. November 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: das Allgäu online, 28. Dezember 2016. Abgerufen am 8. November 2017.
Personendaten | |
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NAME | Moses, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Fotograf |
GEBURTSDATUM | 29. August 1928 |
GEBURTSORT | Liegnitz, Provinz Niederschlesien |
STERBEDATUM | 3. Februar 2018 |
STERBEORT | München |