Steingraeber & Söhne
Steingraeber & Söhne KG
| |
---|---|
steingraeber_und_soehne_logo.gif | |
Rechtsform | Kommanditgesellschaft |
Gründung | 17. August 1852 |
Sitz | Bayreuth, Deutschland |
Branche | Flügel, Pianos |
Website | www.steingraeber.de |
Die Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne ist ein bedeutender deutscher Hersteller von Pianinos und Flügeln. Das Familienunternehmen hat seinen Sitz im historischen Steingraeber-Haus in Bayreuth. Udo Schmidt-Steingraeber leitet das Familienunternehmen in sechster Generation.
Geschichte
Vorläufer des Unternehmens war eine Cembalobauerfamilie in Thüringen, die später als Instrumentenbauer in Neustadt an der Orla ansässig war. Der 1823 geborene Eduard Steingraeber ging zunächst bei seinem Onkel Gottlieb Steingraeber in Neustadt an der Orla in die Lehre. In seinen Wanderjahren arbeitete er unter anderem in Wien im Betrieb der Klavierbauerin Nannette Streicher, Tochter des bekannten Augsburger Klavierbauers Andreas Stein. Dort durfte er Franz Liszt auf seinen Tourneen begleiten und die Klaviere und Flügel betreuen, die dieser bei seinen Konzerten regelmäßig demolierte.
1852 gründete Eduard Steingraeber in Bayreuth die Pianofortefabrik Steingraeber. 1871 kaufte Steingraeber das sogenannte Liebhardtsche Palais in der Friedrichstraße und machte es zum Hauptsitz des Unternehmens. Seitdem trägt es die Bezeichnung Steingraeber-Haus. Rasch entwickelte sich das Unternehmen zur größten bayerischen Klavierfabrik. Seit Beginn der Bayreuther Festspiele im Jahr 1876 ist Steingraeber auch Lieferant für die Festspiele und die Familie Wagner. So erhielt man 1881 von Richard Wagner den Auftrag zum Bau des sogenannten Gralsglockenklaviers, das in den Tempelszenen der Oper Parsifal eingesetzt wurde.[1] In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Möbel her, womit sie 38 Personen beschäftigen konnte und zu 40 % ausgelastet war.[2]
In Zeiten der Massenproduktion haben sich die etwas über 30 Mitarbeiter, darunter 12 Klavierbauer, von Steingraeber auf die noch überwiegend handwerkliche Erzeugung von Qualitäts-Klavieren spezialisiert. So werden beispielsweise für das Gehäuse Vollholz und keine Spanplatten verwendet. Auch bei der Behandlung der Gehäuseoberflächen werden alternativ zu Polyester und Kunstharzlacken Schellack und Wachs verwendet. Man hat sich um technische Lösungen bemüht, die Rollstuhlfahrern das Klavierspielen erleichtern, um ihnen insbesondere einen funktionalen Ersatz für die Pedale-Betätigung zu ermöglichen.
Zurzeit werden im Jahr etwa 40 Pianinos und 70 Flügel produziert; seit der Firmengründung sind es über 40.000 Flügel und Klaviere.[1]
Entwicklungen
Auf der Frankfurter Musikmesse 2008 wurde das neue Flügelmodell mit einer Länge von 232 cm vorgestellt, und auch ein Flügel mit einem Resonanzboden aus Carbon. Sinn einer solchen Bauweise ist eine erhöhte Stabilität der Stimmung von Instrumenten, die extremen Klimaschwankungen ausgesetzt sind, beispielsweise Flügel, die in den Tropen stehen oder bei Open-Air-Konzerten gespielt werden.
Die Mechanik des linken Pedals ist erweitert: Tritt man das linke Pedal, so verursacht dies erst die gewohnte Verschiebung der Mechanik. Tritt man das Pedal noch weiter, so heben sich die Hämmer näher zu den Saiten, ähnlich wie beim Pianino. Damit wird das Spiel im extremen Pianissimo erleichtert.
Steingraeber hat eine alternative Führung der Saiten über den Steg entwickelt, basierend auf bereits früher probehalber realisierten Überlegungen. Normalerweise werden die Saiten von zwei Stegstiften im Zickzack über den Steg geführt. Bei der Alternative mittels Rollen-Steg-Klemmagraffen wird die Saite durch eine Metallrolle von oben auf den Steg gedrückt. Zudem ist der Saitendruck durch einen höhenverstellbaren Anhangstift justierbar. Hintergedanken dieser Konstruktion sind ein gleichmäßiger Saitendruck auf den Steg und somit eine bessere Energieübertragung, und auf Grund der wegfallenden großen Reibung der Saiten an den Stegstiften eine optimierte Stimmbarkeit und Stimmhaltung. Diese Besonderheiten fließen vorerst nicht serienmäßig in die Flügelproduktion ein, sondern sind als Option gegen Aufpreis bestellbar. Bei Steingraeber ist alternativ statt der normalen, belederten Hammerrolle der Flügelmechanik auch eine Kugellagerung lieferbar. Damit werden eine reibungsärmere Auslösung des Stößels und eine Verbesserung der Repetition ermöglicht.
Anstatt durch eine Feder wird bei Pianinos die Stoßzunge nach dem Auslösen durch in die Spitze der Stoßzunge und in die Hammernuss eingearbeitete Magnete zurück in ihre Eingriffsstellung gebracht. Dieses System ist wartungsfrei und bewirkt eine exaktere und schnellere Repetition.
Modelle
Pianinos werden in den Baugrößen 122, 130 Zentimeter Höhe hergestellt; mit 138 Zentimetern ist zudem von Steingraeber das aktuell (Stand 2013) größte aufrechte Serienklavier lieferbar. Die Längen der Flügel betragen 170, 192, 212, 232 und 272 Zentimeter.
Steingraeber liefert auch Rohflügel mit dem Carbon-Resonanzboden und Rollenstegklemmung nach England aus, wo sie im Klavierbau der Hurstwood-Farm modifiziert und anschließend unter dem Label von Hurstwood verkauft werden.
Weblinks
- http://www.steingraeber.de
- http://www.studiobuehne-bayreuth.de
- http://www.steingraeber.de/deutsch/steingraeber_im_bayerischen_rundfunk_357.html
Einzelnachweise
- ↑ a b Kurt Herterich: Im historischen Bayreuth. Verlag Ellwanger, Bayreuth 1998, ISBN 3-925361-35-9.
- ↑ Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth. 1194–1994. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, ISBN 3-922808-35-2, S. 345.