Sternprodukt

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Das Sternprodukt ist ein mathematischer Operator auf einer Poisson-Mannigfaltigkeit, der die Multiplikation der Algebra der glatten komplexwertigen Funktionen deformiert, so dass eine nicht-kommutative assoziative Algebra entsteht.

Der Operator ist eine sogenannte „Deformierungsquantisierung“, eine Formalisierung der Quantisierung aus der Physik, welches den Übergang eines Systems aus der klassischen Physik in die Quantenphysik bezeichnet. Das Sternprodukt ist ein Spezialfall einer formalen Deformation.

Einführung

Eine Poisson-Algebra, welche zusätzlich eine *-Algebra ist, nennt man Poisson-*-Algebra.

Die klassischen Observablen in der Physik bilden eine kommutative Poisson-*-Algebra von glatten, komplexen Funktionen auf einer Poisson-Mannigfaltigkeit , wohingegen die Quanten-Observablen eine *-Algebra von Operatoren auf einem Unterraum eines Hilbertraum bilden.

Die Quanten-Observablen sind Familien von selbstadjungierten Operatoren und ist im Allgemeinen nicht-kommutativ.

Der Übergang eines Systems aus der klassischen Mechanik in die Quantenmechanik nennt man „Quantisierung“. Eine Quantisierungsmethode ist die sogenannte „Deformierungsquantisierung“ (die von Flato, Lichnerowicz und Sternheimer eingeführt wurde), wobei die Struktur der Algebra der klassischen Observablen deformiert wird, sodass eine nicht-kommutative Algebra von Quanten-Observablen entsteht (statt die Observablen zu ändern).

Formale Deformation

Sei ein kommutativer Ring und eine Algebra über . Sei der Ring der formalen Potenzreihen und mit bezeichne man die Algebra der formalen Potenzreihen über mit Koeffizienten in .

Dann nennt man eine formale Deformation des Multiplikationsoperators (der Algebra ), wenn eine -bilineare Abbildung ist[1]

so dass für jedes

wobei die Multiplikation für formale Potenzreihen ist:

Definition

Sei eine Poisson-Mannigfaltigkeit, wobei der Poisson-Tensor ist.

Ein Sternprodukt ist eine formale Deformation auf , das heißt es ist eine -bilineare Multiplikation[2]

der Form:

wobei die -bilineare Abbildungen sind

so dass Folgendes gilt:

  1. Der ist assoziativ: für alle
  2. (wobei die Poisson-Klammern bezeichnet)
  3. für alle

Falls die bidifferentiale Operatoren sind, nennt man ein differentielles Sternprodukt.

Falls jedes ein bidifferentialer Operator der Ordnung in jedem Argument ist, so nennt man ein natürliches Sternprodukt.

Man nennt ein vom Weyl-Typ, falls und hermitesch ist, das heißt es gilt (mit Konvention )

Erläuterungen

Die assoziative Struktur der Multiplikation wird gleichzeitig mit der Lie-Struktur der Poisson-Klammern deformiert.

Beispiele

  • Das Moyal-Produkt auf mit einer kanonischen symplektischen Form und der Planckschen Konstante ist ein Sternprodukt. Für gilt
.

Existenz

Auf symplektischen Mannigfaltigkeiten

De Wilde und Lecomte bewiesen, dass auf jeder symplektischen Mannigfaltigkeit ein differentielles Sternprodukt existiert.[3]

Auf Poisson-Mannigfaltigkeiten

Maxim Konzewitsch bewies, dass sich jede endlichdimensionale Poisson-Mannigfaltigkeit quantisieren lässt, was die Existenz von differentiellen Sternprodukten auf beliebigen Poisson-Mannigfaltigkeiten impliziert. Er zeigte, dass die Menge der Äquivalenzklassen der differentiellen Sternprodukte auf einer Poisson-Mannigfaltigkeit mit der Menge der Äquivalenzklassen von Poisson-Deformationen von übereinstimmt.[4]

Einzelnachweise

  1. Chiara Esposito: Formality Theory. Springer Verlag, 2015, ISBN 978-3-319-09289-8.
  2. Stefan Waldmann: Poisson-Geometrie und Deformationsquantisierung. Springer Verlag, 2001, ISBN 978-3-540-72517-6.
  3. Marc de Wilde, Pierre B. A. Lecomte: Existence of star-products and of formal deformations of the Poisson Lie algebra of arbitrary symplectic manifolds. In: Letters in Mathematical Physics. Band 7, Nr. 6, 1. November 1983, S. 487–496, doi:10.1007/BF00402248.
  4. Maxim Kontsevich: Deformation Quantization of Poisson Manifolds. In: Letters in Mathematical Physics. Band 66, Nr. 3, 1. Dezember 2003, S. 157–216, doi:10.1023/B:MATH.0000027508.00421.bf, arxiv:q-alg/9709040v1.