Stiftung Suchthilfe St. Gallen
Stiftung Suchthilfe St. Gallen | |
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Rechtsform | Stiftung |
Gründung | 1990 |
Sitz | St. Gallen, Schweiz |
Branche | Sozialwesen |
Website | www.stiftung-suchthilfe.ch |
Die Stiftung Suchthilfe ist eine im Jahre 1990 gegründete, in St. Gallen angesiedelte Stiftung, die Suchtarbeit auf kommunaler Ebene betreibt. Sie führt im Auftrag von Kanton St. Gallen und Stadt St. Gallen sieben Fachstellen im ambulanten Bereich, die um ein stationäres Angebot ergänzt werden.
Geschichte
Gründung und erste Jahre
Im Jahre 1990 wurde die Stiftung Suchthilfe unter dem Namen Stiftung «Hilfe für Drogenabhängige» gegründet. Die Träger waren die Stadt St. Gallen, der Kanton St. Gallen, die städtischen Kirchgemeinden in St. Gallen und die Pro Juventute St. Gallen. Der Grund für die Entstehung der Stiftung war das ab 1987 offen zutage tretende Drogenelend in den Schweizer Städten, mitunter auch in der Stadt St. Gallen.[1]
Als erste Handlung stellte die Stiftung ein Betreuungsangebot in der Stadt St. Gallen beim sogenannten «Bienenhüsli» auf die Beine. Das Angebot bestand aus der Versorgung der Drogenabhängigen mit sauberen Spritzen, der Wundpflege und aus der Ausgabe von Essen. Die Massnahme zog aber auch negative Begleiterscheinungen mit sich wie Gewalt, Drogenhandel, Berge von Abfällen und Fäkalien und Beschaffungskriminalität. Schliesslich wurde das «Bienenhüsli» im Jahre 1993 geräumt, da die lokale Bevölkerung an der Urne gegen eine Weiterfinanzierung dieses Vorhabens stimmte. Damit war das Problem aber nicht gelöst und die Drogenszene verteilte sich auf andere öffentliche Bereiche der Stadt St. Gallen. Die Stadt handelte darauf und wies der Szene einen neuen Platz auf dem St. Galler «Schellenacker» zu.[2]
2019 stellte die Stiftung an der OFFA die Kunstwerke ihrer Klienten aus, die teilweise in therapeutischen Zusammenhängen entstanden waren.[3]
2020 löste Regine Rust den bisherigen Geschäftsleiter der Stiftung Suchthilfe, Jürg Niggli, ab.[4][5]
Ausbau des Angebots
Die Stiftung «Hilfe für Drogenabhängige» etablierte im Jahre 1993 ein Nothilfeprojekt, das Dank eines Finanzausschusses des Vereins «Drogenhilfe St. Gallen» realisiert werden konnte. Das Projekt sah die Abgabe von Methadon vor, wodurch sich die Situation für viele Suchtmittelabhängige beruhigte, da der alltägliche Beschaffungsstress wegfiel. Anfang 1994 wurde das Nothilfeprojekt dann von der Medizinisch-sozialen Hilfestelle 2 abgelöst, die über eine bessere Infrastruktur verfügte und auch medizinische und soziale Hilfe anbieten konnte.[6]
1995 etablierte die Stiftung ein Heroinverschreibungsprojekt, welches zur Aufgabe der Medizinisch-sozialen Hilfestelle 1 wurde. Die ursprüngliche Aufgabe dieser Stelle bestand aus der Spritzenversorgung für Suchtbetroffene, welche im Jahre 1996 dann von der reorganisierten HIV-Prävention unter dem Namen «Blauer Engel» übernommen wurde. Im Folgejahr begann die Stiftung ihr Angebot weiter auszubauen, formulierte teils bestehende Angebote neu und trat von da an unter dem Namen «Stiftung Suchthilfe» auf.[7]
Fachbereiche und Öffentlichkeitsarbeit
Fachstelle für Aufsuchende Sozialarbeit
Die Fachkräfte dieses Betriebs arbeiten im öffentlichen Raum, wo sie gezielt Einzelpersonen und Gruppen ansprechen, Einzelfallhilfe anbieten und durch gezielte Unterstützung die Eigenverantwortlichkeit von Suchtbetroffenen stärken können.[8]
Suchtfachstelle
Die Suchtfachstelle ist eine Anlaufstelle für Menschen mit einer bestehenden Suchtproblematik oder -gefährdung sowie für deren Angehörige oder Bezugspersonen. In den Beratungsgesprächen werden gemeinsam mit den Betroffenen und deren Angehörigen individuelle Lösungsansätze erarbeitet. Ebenfalls zur Aufgabe der Suchtfachstelle gehört die gezielte Informationsvermittlung und Coachings für Personen aus dem erweiterten Umfeld wie beispielsweise Arbeitgeber oder Lehrpersonen. Daneben ist die Suchtfachstelle auch stark in der Präventionsarbeit eingebunden.[9]
Medizinisch-soziale Hilfestelle 1 (MSH 1)
Das Angebot der MSH 1 stützt sich auf das Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe vom 20. März 2008, in Kraft seit 1. Januar 2010. Die MSH 1 erfüllt die in der «Verordnung über Betäubungsmittelsucht und andere suchtbedingte Störungen» und ist im Besitz der erforderlichen Betriebsbewilligungen für die ärztliche Verschreibung von Diacetylmorphin (Heroin). Dies ermöglicht der MSH 1, schwer opiatabhängigen Menschen eine geregelte, heroingestützte Behandlung anzubieten. Zudem erhalten Klienten eine psychosoziale und medizinische Betreuung und Beratung.[10]
Medizinisch-soziale Hilfestelle 2 (MSH 2)
Bei der MSH 2 erhalten opiatabhängige Personen die Möglichkeit einer Substitutionsbehandlung. Als Substitutionsmittel werden nur in der Schweiz zugelassene Wirkstoffe wie Methadon, retard. Morphin (Sevre-Long), Buprenorphin (Subutex) oder Ähnliches verabreicht. Welches Supstitutionsmittel einem Klienten oder einer Klientin verabreicht wird, wird im Gespräch mit dem Arzt der MSH 2 festgelegt. Nebst der Substitution hat die MSH 2 den Auftrag, mittels Sozialberatung die soziale und berufliche Reintegration der Teilnehmenden zu unterstützen.[11]
Blauer Engel im Katharinenhof (BEiK)
Der BEiK übernimmt die Aufgabe der HIV- und Hepatitis-Prävention. Durch die Herausgabe von sterilem Injektionsmaterial kann die Infektionsgefahr von Drogenkonsumenten gesenkt werden. Die Abgabe ist in dem Katharinenhof untergebracht, welcher jeweils morgens als Aufenthaltsort für Personen in psychosozial schwierigen Lebenssituationen mit einer Suchterkrankung fungiert. Die Sozialarbeiter des BEiK stehen den Besuchern mit Rat und Tat zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an die jeweils zuständigen Fachstellen weiter.[12]
Gassenküche
Die Gassenküche bietet allen Besuchern ein warmes Mittagessen zu kleinem Preis an. Fachlich gesehen richtet sich das Angebot hauptsächlich an Personen in psychosozial schwierigen Lebenssituationen mit einer Suchterkrankung und bietet einen Aufenthaltsort. Die Sozialarbeiter in der Gassenküche stehen den Besuchern mit Rat und Tat zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an die jeweils zuständigen Fachstellen weiter.[13]
Arbeitsprojekte
Mit den Arbeitsprojekten verfolgt die Stiftung Suchthilfe das Ziel einer langfristigen Wiedereingliederung ihrer Klienten in die Berufswelt. In einem stiftungseigenen Garten können sechs Klienten ein Arbeitstraining absolvieren oder kleinere Handwerksaufträge ausführen. Zudem betreibt die Stiftung Kooperationen mit Firmen aus der Privatwirtschaft, wo täglich oder wöchentlich Arbeitsplätze angeboten werden.[14]
Wohngemeinschaft Arche
Die Wohngemeinschaft Arche ist eine betreute, zeitlich unbefristete Unterkunft für maximal sechs Personen mit Suchtproblemen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen.[15]
Öffentlichkeitsarbeit
Nebst ihren betrieblichen Angeboten tritt die Stiftung Suchthilfe wiederholt im öffentlichen Raum auf und nimmt regelmässig an Grossanlässen teil. Ihr Ziel ist es, Projekte zu realisieren, die Süchtigen und suchtgefährdeten Menschen zugutekommen und die Gesellschaft für das Thema «Sucht» sensibilisieren.[16]
Trägerschaft
Die Trägerschaft der Stiftung Suchthilfe bildet der Stiftungsrat, der aus Vertretern der Exekutive oder Verwaltung von Stadt und Kanton St.Gallen, der Vertragsgemeinden, den Präsidenten der St. Galler Kirchgemeinden sowie zwei weiteren Fachpersonen zusammengesetzt ist.[17]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Drogenhoelle im Stadtzentrum. Artikel von Tagblatt.ch. Abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Die Drogenhoelle im Stadtzentrum. Artikel von Tagblatt.ch. Abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Kunstgalerie für die Stiftung Suchthilfe St. Gallen geschaffen, Horizont, abgerufen am 4. Januar 2021
- ↑ «Sucht ist kein Charakterschaden»: Die neue Leiterin der Stiftung Suchthilfe in St.Gallen über ihren Anfang, Suchttrends und Akzeptanz, Tagblatt, abgerufen am 4. Januar 2021
- ↑ «Ich wollte etwas bewegen»: Jürg Niggli von der «Stiftung Suchthilfe» geht in Pension, Tagblatt, abgerufen am 4. Januar 2021
- ↑ Stiftung Suchthilfe | Geschichte. Abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Stiftung Suchthilfe | Geschichte. Abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der FASA. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der Suchtfachstelle. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der MSH 1. (PDF) Stiftung Suchthilfe, S. 1,2, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der MSH 2. (PDF) Stiftung Suchthilfe, S. 1,2, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept des Blauen Engels im Katharinenhof. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der Gassenküche. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der Arbeitsprojekte. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Betriebskonzept der Wohngemeinschaft Arche. (PDF) Stiftung Suchthilfe, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Broschüre Stiftung Suchthilfe St. Gallen. (PDF) Stiftung Suchthilfe, S. 6, abgerufen am 12. August 2019.
- ↑ Stiftung Suchthilfe | Trägerschaft. Abgerufen am 12. August 2019.