Stijn Streuvels
Stijn Streuvels war das Pseudonym des flämischen Schriftstellers Frank Lateur (* 3. Oktober 1871 in Heule, einem zu Kortrijk gehörenden Dorf; † 15. August 1969 in Ingooigem, einer Teilgemeinde von Anzegem).
Streuvels wird für seine Epoche als einer der bedeutendsten Erneuerer der Literatur in niederländischer Sprache angesehen. Er schrieb naturalistische Erzählungen, beeinflusst durch Émile Zola und die großen russischen Schriftsteller seiner Zeit (vor allem Tolstoj).
Er war Autodidakt, der mehrere Sprachen aktiv und passiv beherrschte, unter anderen Französisch und Deutsch. Norwegisch konnte er lesen. Nur Russisch beherrschte er nicht. Trotzdem übersetzte er das Werk Tolstojs und anderer russischer Schriftsteller mit Hilfe deutscher Übersetzungen.
Literaturwissenschaftler des niederländischen Sprachraums sind sich darüber einig, dass die visionäre Kraft seines Werkes, die unerbittliche Anerkennung der Realität, ohne moralisierenden Kommentar (Albert Westerlinck), die schöpferische Sprachmächtigkeit seiner Prosa und die Universalität der behandelten Themen, sein Werk über das Niveau partikularistischer und regionaler Literatur angehoben haben.
Beziehung zur deutschen Literatur
Viele seiner Werke wurden schon im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ins Deutsche übersetzt. Streuvels Werk wurde auch von den Nationalsozialisten geschätzt und für ihre „Blut-und-Boden“-Propaganda benutzt. Er gehörte 1935/1936 mit René de Clercq und Cyriel Verschaeve zu den ersten flämischen Schriftstellern, die den nationalsozialistisch inspirierten Rembrandt-Preis für ihre Verdienste um das „niederländisch-niederdeutsche Volkstum“ erhielten.
Der Gebrauch, den politische Kreise von Literatur machen, lässt jedoch keinen unkritischen Rückschluss auf die Gesinnung eines Autors zu. 1941 verzichtete Streuvels auf eine durch die deutsche Propaganda organisierte Vortragsreihe im Reichsgebiet. Als ihm die Universität Münster 1941 das Ehrendoktorat verlieh, weigerte er sich, die zur Übergabe der Urkunde angereiste Delegation zu empfangen. Im Gegensatz zu anderen Persönlichkeiten des flämischen Partikularismus wurde Streuvels auch nach 1945 in Belgien vielfach ausgezeichnet.
Streuvels erhielt den Titel eines Ehrendoktors an den Universitäten Löwen, Münster[1] und der Universität Pretoria 1964
Werke in deutscher Übersetzung
- Der Flachsacker. Manesse Verlag, Zürich 1986
- Die Ernte. Eine Erzählung. Insel, Leipzig 1917
- Die große Brücke. J. Engelhorns Nachf., Stuttgart 1938
- Quertreiber am Werk. Erzählungen. Deutsche Volksbücher, Stuttgart 1942
- Frühling. Engelhorn Verlag, Stuttgart 1952
- Martje Maartens und der verruchte Totengräber. Erzählung. Reclam, Stuttgart 1954
Verfilmungen
In der Verfilmung (Regie: Boleslav Barlog) von 1943 seines Romans Der Flachsacker spielte Streuvels eine kleine Rolle.
Weblinks
- Stijn Streuvels im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Biografie auf literatuurmeusum.nl (ndl.)
- Literatur von und über Stijn Streuvels im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Stijn Streuvels in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- ↑ pallas.cegesoma.be: Foto der Verleihungsurkunde v. 3. Oktober 1941 (abgerufen am 12. Mai 2015)
Personendaten | |
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NAME | Streuvels, Stijn |
ALTERNATIVNAMEN | Lateur, Frank (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | flämischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. Oktober 1871 |
GEBURTSORT | Kortrijk |
STERBEDATUM | 15. August 1969 |
STERBEORT | Anzegem |