Erlau (Sachsen)

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Wappen Deutschlandkarte
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Erlau (Sachsen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Erlau hervorgehoben

Koordinaten: 51° 0′ N, 12° 55′ O

Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Höhe: 320 m ü. NHN
Fläche: 37,83 km2
Einwohner: 3133 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 83 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09306
Vorwahlen: 03727, 03737, 034327, 037382
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 120
Gemeindegliederung: 9 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Niedercrossen 45
09306 Erlau
Website: www.gemeindeerlau.de
Bürgermeister: Peter Ahnert (parteilos)
Lage der Gemeinde Erlau im Landkreis Mittelsachsen
AltmittweidaAugustusburgBobritzsch-HilbersdorfBrand-ErbisdorfBurgstädtClaußnitzDöbelnDorfchemnitzEppendorfErlau (Sachsen)FlöhaFrankenberg/SachsenFrauenstein (Erzgebirge)FreibergGeringswaldeGroßhartmannsdorfGroßschirmaGroßweitzschenHainichenHalsbrückeHarthaHartmannsdorf (bei Chemnitz)Königsfeld (Sachsen)Königshain-WiederauKriebsteinLeisnigLeubsdorf (Sachsen)Lichtenau (Sachsen)Lichtenberg/Erzgeb.LunzenauMittweidaMühlau (Sachsen)Mulda/Sa.Neuhausen/Erzgeb.NiederwiesaOberschönaOederanOstrau (Landkreis Mittelsachsen)PenigRechenberg-BienenmühleReinsberg (Sachsen)RochlitzRossau (Sachsen)RoßweinSaydaSeelitzStriegistalTauraWaldheimWechselburgWeißenborn/Erzgeb.ZettlitzZschaitz-OttewigSachsenKarte
Über dieses Bild

Die Gemeinde Erlau (Sachsen) ist ein Verbund von Waldhufendörfern im Landkreis Mittelsachsen.

Lage

Erlau erstreckt sich zwischen den Städten Mittweida, Rochlitz, Geringswalde und Waldheim. Das Dorf liegt im Mittelsächsischen Hügelland (Sächsisches Burgen- und Heideland) nahe der Burg und der Talsperre Kriebstein.

Ortsteile

  • Beerwalde (Waldhufendorf, 1182: de silva quam Bero in possessione sua habuit)
    • Neudörfchen (Häuslerreihe in Flur Beerwalde, 1800: Neudörfel)
    • Storlwald (Häuslerabbau in Flur Beerwalde, 1791: Storlwald)
  • Crossen (1290: Gerhardus dictus de Krosna)
    • Obercrossen (Waldhufendorf)
    • Niedercrossen (Waldhufendorf mit Gutsblöcken)
  • Erlau (Waldhufendorf, 1290: Erllowe)
  • Naundorf (Straßenangerdorf, 1350: Nuendorf)
    • Gepülzig (Gutssiedlung mit Häuslerzeile, 1350: Heinricus et Cunradus de Gebülczk)
    • Neugepülzig (Häuslerzeile in Flur Gepülzig, 1799: Schenckhäuser)
  • Milkau
    • Großmilkau (Platzdorf, 1233: Cesarius de Milcowe)
    • Kleinmilkau (Gutssiedlung, 1378: Kleyn-Milgkaw)
    • Schönfeld (durchbrochenes Sackgassendorf, 1350: Schonenvelt)
  • Sachsendorf (Platzdorf, 1325: Sachsindorf)
    • Theesdorf (Platzdorf, 1292: Dyestorff)
  • Schweikershain (Waldhufendorf, 1428: Swykirschayn)

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind die Stadt Geringswalde, Kriebstein, die Stadt Mittweida, Seelitz sowie Waldheim.

Geschichte

Erlau wurde 1290 als Erllowe erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1329 schrieb man in einer Urkunde tzu der Erlawe. Damit bezeichnete man eine Siedlung in einer mit Erlen bestandenen Aue.[2]

1290 übertrug Markgraf Friedrich I. (Meißen) Lehen in Erllowe an das Kloster Buch, aufgelassen von Otto de Rochelizc und von den Brüdern de Poscizc.[3] 1329 bestimmte Heinrich von Königsfeld, dass u. a. ein regelmäßiges Einkommen von dreißig Schillingen aus Erlawe, das er vom Abt des Klosters Buch gekauft hatte, im Falle seines Todes wieder an das Kloster zurückfallen sollen.[4] 1349 werden im Lehnbuch Friedrichs des Strengen Fridricus et Hermannus de Schonenburg domini in Gluchow mit dem Dorf Erlow genannt.[5] 1378 wird Erlow auch im Registrum Dominorum mit Abgaben ins castrum Rochlitz genannt.[6] Aus einem in Teilen erhaltenen Briefwechsel zwischen Kf. Johann von Sachsen, Hz. Georg von Sachsen und Abt Antonius von Buch zwischen 1507 und 1508 ergibt sich, dass dem Kloster Buch zu diesem Zeitpunkt das ganze Dorf Erlau gehörte.[7] Im Amtserbbuch Kloster Buch von 1548 steht schließlich: 43 besessene Mann, von denen sind 5 dem Kloster Buch lehen- und zinsbar. Die anderen sind dem Amt Rochlitz, denen von Carlowitz und anderen zuständig; es ist so vermengt, dass dieses Dorf 12 Erbherren hat.[8]

Der Ortsteil Beerwalde wurde bereits im Jahr 1182 erstmals urkundlich erwähnt. In der Urkunde heißt es: de silva quam Bero in possesione sua habuit – ein im Besitz des Bero befindlicher Wald. Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich um eine Dorfgründung durch Bero, dem Schenken Graf Dedos von Wettin-Rochlitz[9].

Eingemeindungen

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Beerwalde[10] 1. März 1994
Crossen[10] 1. März 1994
Gepülzig (mit Neugepülzig)[11] vor 1875 Eingemeindung nach Naundorf
Großmilkau[12][13] 1. Januar 1952 Zusammenschluss mit Schönfeld und Kleinmilkau zu Milkau
Kleinmilkau (mit Neumilkau)[12][13] 1. Januar 1952 Zusammenschluss mit Schönfeld und Großmilkau zu Milkau
Milkau[10] 1. Januar 1999
Naundorf[12] 1. März 1963 Eingemeindung nach Milkau
Niedercrossen[11] vor 1875 Zusammenschluss mit Obercrossen zu Crossen
Obercrossen[11] vor 1875 (15. Juni 1840) Zusammenschluss mit Niedercrossen zu Crossen
Sachsendorf[10] 1. März 1994 Eingemeindung nach Milkau, zum Ort gehört der bewohnte Teil von Obstmühle
Schönfeld[12][13] 1. Januar 1952 Zusammenschluss mit Groß- und Kleinmilkau zu Milkau
Schweikershain[10] 1. März 1994
Theesdorf[14] 1. Mai 1936 Eingemeindung nach Sachsendorf

Entwicklung der Einwohnerzahl

Stichtag 31. Dezember:

Jahr Einwohner
1998 3.751
1999 3.711
2000 3.694
2001 3.695
2002 3.675
2003 3.657
2004 3.638
2005 3.626
2006 3.580
2007 3.540
2008 3.505
2009 3.456
2010 3.448
2011 3.327
2012 3.311
2013 3.275

Gedenkstätten

Auf dem Friedhof des Ortsteils Schweikershain erinnern Grabstätten und eine Gedenktafel an drei namentlich genannte polnische Frauen, die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Stadtrat

Gemeinderatswahl 2019[15]
Wahlbeteiligung: 70,4 %
 %
30
20
10
0
23,9 %
21,4 %
12,4 %
12,3 %
11,0 %
8,8 %
7,4 %
2,7 %
BbG
HVM
WVC
VS Erlau
BwA

Seit den Kommunalwahlen in Sachsen 2019 verteilen sich die 16 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • CDU Sachsen: 4 Sitze
  • BbG: 4 Sitze
  • WVC (Wähler Vereinigung Crossen): 2 Sitze
  • HVM (Heimatverein Milkau): 2 Sitze
  • VS Erlau: 2 Sitze
  • AfD: 1 Sitz
  • BwA: 1 Sitze

Die Gemeinde Erlau ist schuldenfrei.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • In der Dorfkirche Schweikershain befindet sich eine von Gottfried Silbermann geschaffene Orgel. Deren Entstehung liegt vermutlich kurz nach 1751, angeblich zunächst als Interimsorgel in der Katholischen Hofkirche in Dresden. 1759 wurde sie als Geschenk des damaligen Patrons Richard oder Georg Reinhard von Wallwitz auf der Chorempore in Schweikershain aufgestellt.[16]
  • Wasserburg Beerwalde (Wallburg, Waal, Wall, Schanze) in Beerwalde (unmittelbar östlich der Kirche). Erstmalige Erwähnung 1283 (Hermannus de Berenwalde). Sitz der Herren von Beerwalde, bevor sie im 14. Jahrhundert die Burg Kriebstein gründeten.
  • Rittergut in Schweikershain. Erste Erwähnung ist 1346 datiert. Von 1449 bis 1451 war es im Besitz des Kunz von Kauffungen und nach dessen Enteignung Anlass des Sächsischen Prinzenraubes. 1718–1945 blieb es im Besitz der Familie von Nostitz-Wallwitz. Seit 1959 wird es als Alten- und Pflegeheim genutzt.[17]
  • Rittergut Klein-Milkau, ursprünglich Stammsitz derer von Milkau.
  • Kursächsische Postmeilensäule in Erlau vom Postkurs Rochlitz–Mittweida, die ursprünglich am Gepülziger Wald stand, mit Originalreststück und Nachbildung am Feuerwehrhaus
  • Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein am Sportkomplex in Schweikershain vom Postkurs 132 GeringswaldeMittweida, der ursprünglich auf halbem Weg zum Bahnhof und zuletzt Richtung Holzhausen stand.

Wirtschaft und Infrastruktur

Erlau ist eine eher ländlich geprägte Gemeinde mit vielen Gewerbetreibenden unterschiedlichster Tätigkeitsfelder. Der größte Arbeitgeber ist die Agraset Naundorf e.G. Neben landwirtschaftlichen Betrieben und Teichwirtschaften sind aber auch eine Reihe erfolgreicher, überregional agierender mittelständischer Unternehmen und viele Handwerker in Erlau ansässig.

Traditionell spielten Stuhl- und Möbelfabriken eine wichtige Rolle in der Region. In Erlau befand sich auch ein Werk des VEB Großdrehmaschinenbau „8. Mai“ Karl-Marx-Stadt.

Erlau liegt an der Bahnstrecke Riesa–Chemnitz. Im Gemeindegebiet liegen die Haltepunkte Erlau (Sachs) und Schweikershain. Dort halten stündlich, am Wochenende alle zwei Stunden, Regionalbahnen der Linie Elsterwerda–Riesa–Chemnitz. Die nördlichen Ortsteile waren früher durch die Bahnstrecke Waldheim–Rochlitz mit einem Haltepunkt (zeitweilig Haltestelle) in Obstmühle (Sachsen) erschlossen; diese Strecke ist aber seit 1998 stillgelegt. Ferner bestehen montags bis freitags Busverbindungen nach Geringswalde, Mittweida und Rochlitz, jedoch haben die nördlichen Ortsteile Sachsendorf und Theesdorf keinen ÖPNV-Anschluss. Im gesamten Nahverkehr gilt der Tarif des Verkehrsverbunds Mittelsachsen (VMS).

Das ehemalige, zuvor leerstehende, Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde bis Juli 2017 mit Fördermitteln zum Generationenbahnhof umgebaut. Es bietet Raum für einen Bürgertreffpunkt, eine Arztpraxis sowie eine Tagespflegeeinrichtung.[18]

Durch das Gemeindegebiet führen die Staatsstraßen S 200 von Ebersdorf (bei Chemnitz) nach Altgeringswalde und S 250 von Erlau nach Rochlitz. Die Ortsteile sind durch Kreisstraßen miteinander verbunden.

In Erlau befindet sich seit 2012 eine Windkraftanlage Enercon E-101 mit 135 m Nabenhöhe. Sie ist die höchste Windkraftanlage in Sachsen.[19]

Haltepunkte der Bahn (2016)

Persönlichkeiten

Literatur

  • Joachim Seyffarth: Der Mordstein in Schweikershain. In: Joachim Seyffarth, Edith Seyffarth: Geschichten um vergessene Denkmale. Band 1: Vom Blitz erschlagen – ermordet – verunglückt. 4. erweiterte und überarbeitete Auflage. Druck- und Verlags-Gesellschaft, Marienberg 2002, ISBN 3-931770-06-0 (Schriftenreihe Erzgebirgische Heimat).
  • Regina Röhner: Der sächsische Prinzenraub. Die Geschichte des Kunz von Kauffungen. 4. erweiterte Auflage. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2002, ISBN 3-928678-11-6.
  • Richard Steche: Erlau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 7.

Weblinks

Commons: Erlau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2021 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2021). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2022. (Hilfe dazu).
  2. Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, Band I, Seite 249
  3. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 1290. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 93.
  4. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 2502. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 150.
  5. Hans Beschorner, Woldemar Lippert: Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50. Leipzig-Berlin 1903. Eintrag I/54. S. 17.
  6. Vorläuder des Amtes, siehe Hans Beschorner (Hrsg.): Registrum dominorum marchionum Missnensem (1378). Leipzig-Berlin (1933). Eintrag LVIIIa/13, S. 224.
  7. Thomas Ludwig: Besitzgeschichte des Zisterzienserklosters Buch bei Leisnig, Magisterarbeit Leipzig 1996.
  8. siehe unter Weblinks: Repertorium Saxonicum des ISGV
  9. Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, Band I, Seite 49
  10. a b c d e Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  11. a b c Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen, 1904, Herausgeber: Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren
  12. a b c d Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  13. a b c Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  14. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  15. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
  16. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, Seite 233
  17. Erlau: Rittergut Schweikershain. In: Sachsens-Schlösser.de;. Abgerufen am 31. März 2014.
  18. Neuer Glanz für alten Bahnhof. Abgerufen am 21. August 2017.
  19. www.sonnewindwaerme.de (Memento des Originals vom 23. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sonnewindwaerme.de.