Straßenbahn Ingolstadt
Die Straßenbahn Ingolstadt war eine normalspurige Pferdebahn. Sie befuhr die 3,26 Kilometer lange Strecke vom Münster über die Theresienstraße und die Harderstraße zum heutigen Hauptbahnhof, der im 19. Jahrhundert noch Centralbahnhof hieß.
Geschichte
Seit 1874 hatte ein Pferdeomnibus die Strecke zwischen dem Centralbahnhof und dem etwa drei Kilometer entfernten Stadtzentrum befahren. Am 10. November 1878 nahm Hermann Reuß den Straßenbahnbetrieb in Ingolstadt auf; er vererbte ihn offenbar später an August Reuß.[1] 1919 kam die Bahn in den Besitz der Stadt.
Reuß senior fungierte auch als Kutscher der Bahn. Sie fuhr vom Centralbahnhof über die Donaubrücke, durch die Donaustraße und die Moritzstraße zum Schliffelmarkt und von dort durch die Theresienstraße zum Poppenbräu. Die normale Fahrzeit für diese Strecke betrug knapp 25 Minuten.
Die Pferdebahn beförderte jährlich etwa 200.000 Fahrgäste. Der Plan einer Elektrifizierung der Strecke, die Bauarbeiten hierzu waren bereits im Gange, wurde nach dem Ersten Weltkrieg zunächst aufgeschoben und 1927 ganz aufgegeben. Im März 1921 wurde der Betrieb der Pferdebahn eingestellt. Die Schienenfahrzeuge wurden durch drei Omnibusse ersetzt.
Ein Modell eines Pferdebahnwagens ist im Stadtmuseum Ingolstadt zu sehen. Zwei Wagen der Ingolstadter Pferdebahn sind auch auf einem Gemälde von Gustav Schröpler verewigt.[2]
Fahrzeuge
Es standen zunächst acht geschlossene Salonwagen und fünf offene Sommerwagen für den Einsatz der Straßenbahn Ingolstadt zur Verfügung.
Ein Wagen der Pferdebahn blieb erhalten und wurde etwa 60 Jahre nach Ende des Bahnbetriebs wiederentdeckt und restauriert. Er wird heute nicht mehr auf Schienen eingesetzt, sondern hat Gummiräder erhalten. Dieser restaurierte Wagen ist seit 1998 wieder als Pferdefuhrwerk im Betrieb.[3]
Literatur
- Leonhard Bergsteiner, Ingolstädter Tramway Hermann Reuß 1878–1921, in: Eisenbahn und Museen 26
- Dieter Höltge, Michael Kochems: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 10: Bayern. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 978-3-88255-391-8, S. 82–89.