Sunnitisches Dreieck

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Das Sunnitische Dreieck[1]

Das sogenannte Sunnitische Dreieck (arabisch المثلث السني, DMG

al-muṯallaṯ as-sunnī

) ist die Bezeichnung für ein nahezu dreieckiges Gebiet im Irak im Nordwesten der Hauptstadt Bagdad. Es wird hauptsächlich von sunnitischen Arabern bewohnt, die traditionell die herrschende Elite des Landes stellen, der gleichen Glaubensrichtung wie der ehemalige irakische Diktator Saddam Hussein und ein Großteil der Anhänger der Baath-Partei angehören. Saddam selbst wurde hier, in der Nähe der Stadt Tikrit, im Sunnitischen Dreieck geboren. Für gewöhnlich werden drei Städte als Ecken des Dreiecks bezeichnet: Bagdad (im Osten), Ramadi (im Westen) und Tikrit (im Norden). Das Gebiet schließt außerdem die Städte Samarra und Falludscha mit ein.[1]

Seit dem Beginn des Dritten Golfkriegs im Jahre 2003 hat sich das Sunnitische Dreieck zu einem Rückzugsgebiet für bewaffnete irakische Milizen, die gegen die Besatzer kämpfen, entwickelt. Es war vorhersehbar, dass Saddam Hussein hier, bei seinen Unterstützern, Zuflucht und Schutz suchen würde; am 13. Dezember 2003 wurde er in dem Dorf ad-Daur, 15 Kilometer südlich von Tikrit, festgenommen.

Die Entstehungsgeschichte des Begriffs „Sunnitisches Dreieck“ ist unbekannt. Es zeigt sich, dass er von ausländischen Irakexperten bereits lange vor dem Einmarsch im Jahre 2003 verwendet worden war (z. B. von Sluglett schon 1991: Der Irak seit 1958); auch die Nennung des Namens war in einem Artikel des San Francisco Chronicle vom 14. September 2002, war also bei weitem nicht die erste. Der ehemalige UNO-Waffeninspektor Scott Ritter schrieb damals:

„Wir haben vielleicht die Möglichkeit, Unterstützung für eine Invasion bei einigen Schiiten und Kurden zu gewinnen, aber um nach Bagdad zu kommen, müssten wir in das Sunnitische Dreieck eindringen.“

Danach erfuhr der Begriff eine Zeit lang keine weitere Verbreitung, bis die New York Times am 10. Juni 2003 einen Artikel über neue Erfolge US-amerikanischer Truppen in der Unterdrückung bewaffneten Widerstands in sunnitisch bevölkerten Gebieten nördlich und westlich von Bagdad, welche als „Sunnitisches Dreieck“ bekannt sind, veröffentlichte. Seitdem ist die Bezeichnung ein feststehender Ausdruck in den Berichten über die Versuche der von den USA geleiteten Koalition der Willigen, die Kontrolle der Region zu übernehmen, geworden.

Das Sunnitische Dreieck deckt sich nicht mit dem sog. „Todesdreieck“, einem Gebiet südlich von Bagdad, welches sowohl von Sunniten als auch Schiiten bewohnt wird und worauf sich die kriegerischen Aktivitäten Ende des Jahres 2004 konzentrierten.

Anmerkung

  1. a b Eine alternative Abgrenzung des Dreiecks ist Bagdad (im Osten), Mossul (im Norden) und ar-Rutba (im Westen).