Susanne Heinrich (Schriftstellerin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Susanne Heinrich (* 13. Oktober 1985 in Oschatz bei Leipzig)[1] ist eine deutsche Schriftstellerin und Filmregisseurin. Mit ihrem Spielfilmdebüt Das melancholische Mädchen gewann sie beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2019 den Max Ophüls Preis für den Besten Spielfilm und den Preis der Ökumenischen Jury.

Leben und Werk

Susanne Heinrich begann noch während ihrer Schulzeit am Humboldt-Gymnasium Leipzig mit dem Verfassen literarischer Texte. Ab 2004 studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, brach das Studium aber nach der Zwischenprüfung ab. Zwischen 2005 und 2011 erschienen vier Bücher von ihr: zwei Romane und zwei Bände mit Erzählungen. Sie nahm 2005 am Wettbewerb um den Bachmannpreis in Klagenfurt teil.[2] Sie gewann 2010 ein Aufenthalts-Stipendium in der Villa Aurora in Los Angeles[3] und erhielt 2011 ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom.[4]

Seit 2012 studiert sie Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB).[5][6] Ihr erster abendfüllender Spielfilm, Das melancholische Mädchen, wurde 2019 beim Wettbewerb in Saarbrücken mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet.[6][7] In der Jury-Begründung heißt es, der Film sei „ein Filmkunstwerk, das in beschwingtem und elegantem Ton, mit präzisen analytischen Worten und in pastellfarbenen minutiös durchgestalteten Bildern die Odyssee einer jungen Frau im Dazwischen des postmodernen Kultur- und Identitätsüberflusses erzählt. Mit ironischer Genauigkeit und humoriger Schlagfertigkeit trifft der Film in seiner Übersetzung feministischer Theorien pausenlos den Nagel auf den Kopf. Ein Film, dem es endlich gelingt, eine Sprache für eine ganze Generation von traurigen Mädchen zu finden und sich im Grunde seinen Preis im Film zu Recht schon selbst verliehen hat.“ Der Film gewann ebenfalls den Preis der ökumenischen Jury. Deren Jurybegründung liest sich so: „Unendlich komisch und gleichzeitig todtraurig, bis ins Detail komponierte Bilder, poetische Dialoge, in denen Beziehungen zum Lifestyle erkoren werden. Der Blick für den anderen verbleibt in der Leere. Die eigenwillig-konsequente Bildsprache eröffnet Leerstellen und Räume zum Weiterdenken. Schonungslos und präzise werden gesellschaftliche Zustände vorgeführt, hinterfragt und an die Zuschauenden weitergegeben. Eine junge Frau wird zur Symptomträgerin einer Gesellschaft, die ihre Glücksversprechen nicht einlöst.“[8]

Susanne Heinrich, die auch als Sängerin der Band „watching me fall“ auftritt,[9] ist geschieden und lebt in Berlin.

Rezeption ihrer Bücher

Susanne Heinrichs gesammelte Erzählungen In den Farben der Nacht (2005) bezeichnete Sebastian Handke in der Süddeutschen Zeitung als „übliche Befindlichkeitsprosa mit Hang zum Autismus“, während Sebastian Domsch ihr attestierte, „jede Szene“ in ein „kleines Fest der Poesie“ zu verwandeln (taz).[10] Heinrichs Roman Die Andere (2007) beschrieb Katharina Döbler kritisch als „disparates Dokument einer kreativen Selbstfindung“ (Die Zeit), während Sabine Peters dem Buch eine Verwandtschaft zum „Lore-Roman“ nachsagte – „unfreiwillige Komik und Kitsch inklusive“ (Frankfurter Rundschau).[11] An Heinrichs dritten Buch So, jetzt sind wir alle mal glücklich (2009) bemängelte Christoph Schröder in der SZ eine „schablonenhafte Figurenzeichnung“, während Marius Meller sich an „oberflächlichen Reflexionen“ störte.[12]

Auszeichnungen

Literatur

  • In den Farben der Nacht. Erzählungen, Köln 2005. ISBN 978-3-8321-7937-3
  • Die Andere. Roman, Köln 2007. ISBN 978-3-8321-8013-3
  • So, jetzt sind wir alle mal glücklich. Roman, Köln 2009. ISBN 978-3-8321-8033-1
  • Amerikanische Gefühle: Geschichten von Frauen und Männern, Erzählungen, Köln 2011. ISBN 978-3-8321-9631-8

Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften

  • Im Schatten schwimmen, Erzählung, BELLA triste Nr. 24, 2009

Filmografie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Susanne Heinrich. In: Literaturport. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Susanne Heinrich Kurzbiografie auf Literaturport).
  2. Eine junge Liebesgeschichte. In: Ingeborg-Bachmann-Preis 2005. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Teilnahme von Susanne Heinrich am Ingeborg-Bachmann-Preis 2005 sowie Rezensionen ihres Beitrags).
  3. Villa Aurora Stipendiaten | 2010. Villa Aurora & Thomas Mann House, abgerufen am 8. Januar 2019 (Aufenthalts-Stipendium in der Villa Aurora 2010).
  4. Stipendiaten – Casa Baldi 2011. Villa Massimo, abgerufen am 8. Januar 2019 (Aufenthalts-Stipendium in der Villa Massimo 2011).
  5. Was wird. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Auf der eigenen Webseite).
  6. a b Das melancholische Mädchen. In: Filmfestival Max Ophüls Preis. 2019, abgerufen am 8. Januar 2019 (Uraufführung ihres Films Das melancholische Mädchen, Inhaltsangabe desselben).
  7. „Das melancholische Mädchen“ siegt doppelt beim Max-Ophüls-Festival. In: Saarbrücker Zeitung. 19. Januar 2019, abgerufen am 20. Januar 2019 (Bericht über doppelten Preisgewinn).
  8. Die Preisträger·innen 2019. In: Filmfestival Max Ophüls Preis. 2019, abgerufen am 20. Januar 2019.
  9. Watching me fall. myspace, archiviert vom Original am 29. Mai 2011; abgerufen am 13. Mai 2009 (Band bei myspace).
  10. Susanne Heinrich: In den Farben der Nacht. In: Der Perlentaucher. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Kritiken zum Werk).
  11. Susanne Heinrich: Die Andere. In: Der Perlentaucher. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Kritiken zum Werk).
  12. Susanne Heinrich: So, jetzt sind wir alle mal glücklich. In: Der Perlentaucher. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Kritiken zum Werk).
  13. Die Frage, wer anfängt. In: Ingeborg-Bachmann-Preis 2005. Abgerufen am 8. Januar 2019 (Text des Wettbewerbsbeitrags).
  14. Die Preisträger des 16. Neiße Filmfestivals in der Übersicht. Artikel vom 11. Mai 2019, abgerufen am 12. Mai 2019.
  15. Susanne Heinrich beim Neiße Filmfestival ausgezeichnet. Abgerufen am 12. Mai 2019.