Systemanalyse

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Die Systemanalyse ist eine praktisch anwendbare Methode der Systemtheorie. Dabei konstruiert der Betrachter des Systems ein Modell eines bereits existierenden oder geplanten Systems zunächst als Black Box und verfeinert dieses im weiteren Verlauf. Dabei hat der Bearbeiter eine Auswahl bezüglich der relevanten Elemente und Beziehungen des Systems zu treffen. Das erstellte Modell ist – insbesondere bei komplexen Systemen – meist ein begrenztes, reduziertes, abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit, mit dessen Hilfe Aussagen über vergangene und zukünftige Entwicklungen und Verhaltensweisen des Systems in bestimmten Szenarien gemacht werden sollen. Der Vorgang ist auf nahezu jedes System anwendbar, einschließlich Physik, Biologie, Demografie, Soziologie, Politik, Wirtschaft, Geographie, Technik und Informatik.

Der gegensätzliche Vorgang wird Systemsynthese genannt. Sie wird in der Praxis z. B. bei der Simulation von Gesetzmäßigkeiten, oft mithilfe von Software, eingesetzt.

Arbeitsschritte

  1. Erhebung und Analyse einer gegebenen Problemstellung
  2. Konkretisierung einer allgemeinen Zielsetzung
  3. Festlegen der Systemgrenzen zur Unterscheidung von System und Umwelt.
  4. Feststellen derjenigen Systemelemente, die für die Fragestellung als relevant betrachtet werden.
  5. Feststellen derjenigen Beziehungen zwischen den Systemelementen, die für die Fragestellung als relevant betrachtet werden.
  6. Feststellen der Systemeigenschaften auf der Makroebene.
  7. Feststellen der Beziehungen des Systems zur Umwelt bzw. zu anderen Systemen, wenn von der Betrachtung des Systems als isoliertes oder geschlossenes System zum offenen System übergegangen wird.

Darstellung

Darstellung der Analyseergebnisse:

  • qualitativ: Concept-Map, Flussdiagramm, Wirkungsdiagramme
  • halbquantitativ: Pfeildiagramm (je-desto-Beziehungen)
  • quantitativ: x-y-, x-t-Diagramme unter anderem, mathematische Gleichungssysteme

Für die Systemanalyse werden formale und grafische Methoden eingesetzt.

Keith Edwards behilft sich in seinem Werk mit den folgenden Elementen, um damit diverse Muster-Systeme darzustellen:

Weiterhin benennt er noch die folgenden theoretisch möglichen Kombinationen, die aber praktisch nur sehr begrenzt zweckdienlich sind:

  • Zuordnung zwischen Datenstromdarstellung und Datenspeichern (zur Verifikation).
  • Zeitliche Veränderung der Datenverarbeitung durch Steuersignale (zur Funktionskontrolle).

Die Herleitung von Zuständen („States“) durch Ereignisse („Events“) und umgekehrt ist möglich. Eine ständige Begrenzung auf eine für die jeweilige Detaillierungsebene sinnvolle Elementmenge ist nötig, um zu einem tauglichen, sprich durchschaubaren und damit brauchbaren Ergebnis zu kommen. Die Darstellung unterscheidet zwischen Steuerströmen, Datenströmen, Augenblicksereignissen und physikalischen Strömen von Materie oder Energie.

Beispiele der Informatik

Systemintegration

Unter Systemanalyse wird in der Informatik die erste Phase im Entwurfsprozess verstanden. Der Systemanalytiker beschreibt die für seine Fragestellung relevanten Systemelemente und deren Beziehungen zueinander (in der Regel mit einem Informationsmodell). Ziel der Systemanalyse ist es zum Beispiel die Umwelt ohne Maschine (Ist-Zustand) zu beschreiben, um ausgehend von diesem Ist-Modell eine Maschine zu planen. Das Soll-Modell zeigt, wie die Maschine aussehen soll. Durch die Unterschiede zwischen Ist- und Soll-Modell wird deutlich, was die zu konstruierende Maschine leisten soll. Im Rahmen der Systemanalyse wird nicht untersucht, wie die Maschine implementiert wird. Als Maschine sind in diesem Zusammenhang Hardware und Software als eine Einheit zu verstehen. Die Systemanalyse kann auch vor der Optimierung, Migration und Konvertierung von Systemen eingesetzt werden.

Anwendungssystementwicklung

Bei der Erstellung von Anwendungssystemen im betriebswirtschaftlichen Kontext oder bei der Anpassung von Standardsoftware („customizing“) kann es sinnvoll sein, die relevanten Geschäftsprozesse (zum Beispiel mit ereignisgesteuerten Prozessketten [EPK]) zu modellieren. Diese Modelle dienen nicht nur als Grundlage zur Planung organisatorischer Maßnahmen (Prozessmanagement), sondern eignen sich ebenso zur Anforderungsermittlung für Anwendungssysteme, um Geschäftsprozesse medienbruchfrei und effizient durch IT zu unterstützen.

Siehe auch

Literatur

  • Norbert Bischof: Struktur und Bedeutung. Eine Einführung in die Systemtheorie für Psychologen, (2. Aufl.), 1998, ISBN 3456830807 (mit einer Einführung in die Methoden der mathematischen Systemanalyse – einschließlich Z-Transformation – nur mit Abiturmathematik als Voraussetzung)
  • Keith Edwards: Real-Time Structured Methods, System Analysis, Wiley, 1993, ISBN 0-471-93415-1
  • Andreas Häuslein: Systemanalyse, 2003, ISBN 3800727153
  • Diederich Hinrichsen, Anthony J. Pritchard: Mathematical Systems Theory, Springer, Heidelberg, 2005, ISBN 978-3-540-44125-0
  • Dieter M. Imboden, Sabine Koch: Systemanalyse – Einführung in die mathematische Modellierung natürlicher Systeme, Berlin, 2003, ISBN 3540439358 (Grundlagen-Lehrbuch. Schwerpunkt: Ökologie.)
  • Andrei Korotajew, Artemy Malkov, Daria Khaltourina: Introduction to Social Macrodynamics: Compact Macromodels of the World System Growth. Moscow: URSS, 2006. ISBN 5-484-00414-4
  • Krallmann, Schoenherr, Trier (2007): Systemanalyse im Unternehmen – prozessorientierte Methoden der Wirtschaftsinformatik, Oldenbourg Verlag Muenchen Wien, 5. Auflage, ISBN 3486584464