Tagreiher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Tagreiher

Graureiher (Ardea cinerea)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Pelecaniformes
Familie: Reiher (Ardeidae)
Unterfamilie: Tagreiher
Wissenschaftlicher Name
Ardeinae
Leach, 1820

Die Tagreiher (Ardeinae) sind die artenreichste Unterfamilie in der Familie der Reiher. Tagreiher sind nahezu weltweit verbreitet und fehlen nur in den sehr kalten Regionen der Erde.

Merkmale des Erscheinungsbildes

Zu der Unterfamilie gehören einige sehr große und langhalsige Arten, die meist den Gattungen Ardea und Egretta zugeordnet sind. Der Goliathreiher, der zur Gattung Ardea gerechnet wird, ist mit einer Körpergröße von 135 bis 150 Zentimetern der größte rezente Reiher der Welt. Andere Arten bleiben deutlich kleiner haben einen deutlich kräftigeren und kurzhalsigeren Körperbau. Dazu zählen unter anderem die Gattung der Schopfreiher und Gorsachius. Zu den typischen Vertretern dieser kurzhalsigen Tagreiherarten zählt etwa der Mangrovereiher, der nur eine Körpergröße von 40 bis 60 Zentimeter reicht. Die Gefiederfärbung ist sehr variabel und reicht von Weiß über Grau- bis Brauntönen.

Lebensraum

Der Lebensraum der Tagreiher sind überwiegend Feuchtgebiete. Man findet sie vor allem an flachen Seen und in Sümpfen, aber auch an Flüssen, Mangroven und sogar an Meeresküsten. Der Graureiher, der in Mitteleuropa zu den bekanntesten Vertretern der Tagreiher zählt, ist ein Lebensraumgeneralist. Sie benötigen lediglich eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren. Einige Arten sind deutlich weniger abhängig von einer Nähe zu Gewässern. Der ostasiatische Wellenreiher kommt zwar auch an Gewässerrändern vor. Sein präferierter Lebensraum sind jedoch subtropische Regenwälder, wo er am Waldboden Frösche und Erdwürmer jagt.[1] Das bekannteste Beispiel für eine nicht an Gewässer gebundene Reiherart ist der Kuhreiher, der in Grasland und Savanne lebt und keine nennenswerte Bindung ans Wasser hat.

Lebensweise und Bestand

Die Nahrung der Tagreiher besteht überwiegend aus Fischen, Fröschen und anderen kleinen Tieren, die in ihrer Lebensweise ans Wasser gebunden sind. Die meisten Arten brüten in Kolonien und errichten ihre Nester in Bäumen. Die nördlichen Arten wie etwa der Graureiher, der Kanadareiher und der Purpurreiher migrieren im Winter nach Süden. Beim Graureiher und beim Kanadareiher erfolgt diese Wanderungsbewegung allerdings nur in den Gebieten, in denen das Wasser gefriert.

Die Bestandsentwicklung der einzelnen Tagreiherarten ist sehr unterschiedlich. Die Bestände des Graureihers haben insgesamt zugenommen und er wird teilweise sogar bejagt. Die Arten der Gattung Gorsachius gehören zu den am wenigsten erforschten Reiherarten. Der Hainanreiher gilt zudem als die seltenste Reiherart weltweit.[2] Auch der Rotscheitelreiher wird von der IUCN als stark gefährdet (endangered) eingeordnet.

Systematik

Im 20. Jahrhundert wurde es zunächst üblich, die Familie in die Unterfamilien der Echten Reiher (Ardeinae) und der Dommeln (Botaurinae) zu gliedern. Payne und Risley unterschieden 1976 hingegen vier Linien: die großen Tagreiher (Ardeinae), die kleinen Nachtreiher (Nycticoracinae), die Tigerreiher (Tigrisomatinae) und die Dommeln (Botaurinae) – ein System, das oft zitiert und übernommen wurde.[3]

Hingegen fassen Kushlan & Hancock 2005 die Tag- und Nachtreiher wieder in die gemeinsame Unterfamilie der Tagreiher zusammen. Dieser Unterfamilie werden insgesamt drei Tribus zugerechnet:

Quellen und weiterführende Informationen

Weblinks

Commons: Tagreiher (Ardeinae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kushlan et al., S. 284 und S. 285.
  2. Kushlan et al., S. 278.
  3. R.B. Payne & C.J. Risley: Systematics and evolutionary relationships among the herons. In: Miscellaneous Publications, Museum of Zoology, University of Michigan. 1976, Nr. 150, S. 1–115.

Literatur

  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World. Band 1: Ostrich to Ducks. Lynx Edicions, Barcelona 1992, ISBN 84-87334-10-5.
  • James A. Kushlan, James A. Hancock: Herons. Oxford University Press, 2005, ISBN 0198549814