Tantum ergo

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Sakramentale Andacht in einem niederländischen Karmelitenkloster (2007)

Der Hymnus Tantum ergo umfasst die letzten beiden Strophen des vom hl. Thomas von Aquin verfassten Hymnus Pange lingua.

Der Hymnus besingt das Allerheiligste Sakrament des Altares, in dem katholische Christen den Leib Christi verehren, und wird meist vor dem sakramentalen Segen bei der eucharistischen Anbetung gesungen. Häufig schließt sich dann ein Versikel und als Oration das Tagesgebet von Fronleichnam an, das von dem Priester oder Diakon gesungen wird, der den Segen spendet.

Thomas von Aquin schrieb anlässlich der Einführung des Hochfestes Fronleichnam 1264 mehrere eucharistische Hymnen für die Liturgie dieses Tages, so Lauda Sion, das beim Fronleichnamsfest als Sequenz gesungen wird, Adoro te devote und O salutaris hostia.

Datei:Tantum Ergo I Gregorian.ogg

Text

Die gebräuchlichen deutschsprachigen Fassungen sind Übertragungen, keine wörtlichen Übersetzungen.

Hymnus

Lateinisch Deutsche Übertragung
(Heinrich Bone, 1847)
Neue Übertragung
(Friedrich Dörr, 1970)

Tantum ergo sacramentum
veneremur cernui,
et antiquum documentum
novo cedat ritui.
praestet fides supplementum
sensuum defectui.

Kommt und lasst uns tief verehren
ein so großes Sakrament,
dieser Bund wird ewig währen,
und der alte hat ein End.
Unser Glaube soll uns lehren,
was das Auge nicht erkennt.

Sakrament der Liebe Gottes:
Leib des Herrn, sei hoch verehrt,
Mahl, das uns mit Gott vereinigt,
Brot, das unsre Seele nährt,
Blut, in dem uns Gott besiegelt
seinen Bund, der ewig währt.

Genitori genitoque
laus et jubilatio.
Salus, honor, virtus quoque
sit et benedictio!
Procedenti ab utroque
compar sit laudatio!
Amen.

Gott dem Vater und dem Sohne
sei Lob, Preis und Herrlichkeit
mit dem Geist im höchsten Throne,
eine Macht und Wesenheit!
Singt in lautem Jubeltone:
Ehre der Dreieinigkeit!
Amen.[1]

Lob und Dank sei Gott dem Vater,
der das Leben uns verheißt,
seinem Wort, dem ewgen Sohne,
der im Himmelsbrot uns speist;
auch der Born der höchsten Liebe
sei gelobt, der Heilge Geist.
Amen.[2]

Versikel

Lateinisch Deutsch

℣: Panem de caelo praestitisti eis.
℟: Omne delectamentum in se habentem.[3]

℣: Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben.
℟: Das alle Erquickung in sich birgt.

Oration

Lateinisch Deutsch

℣: Oremus. Deus, qui nobis sub sacramento mirabili passionis tuae memoriam reliquisti: tribue, quaesumus, ita nos corporis et sanguinis tui sacra mysteria venerari, ut redemptionis tuae fructum in nobis jugiter sentiamus. Qui vivis et regnas in saecula saeculorum.
℟: Amen.

℣: Lasset uns beten. Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens und deiner Auferstehung hinterlassen. Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der du lebst und herrschest in Ewigkeit.
℟: Amen.

Melodien

Im Gotteslob von 1975 finden sich wie auch im neuen Gotteslob zum Tantum ergo die Choralmelodie und eine Liedfassung (Luxemburg 1768). Das Gotteslob (1975) bot eine Übertragung ins Deutsche von Friedrich Dörr und von Maria Luise Thurmair (Nr. 542 bzw. 544), das neue Gotteslob von 2013 neben der von Friedrich Dörr (Nr. 495) eine Version von Liborius Olaf Lumma (Nr. 493). Bei diesen Übertragungen handelt es sich um Kontrafakturen.[4]

Der Hymnus kann – mit Wiederholung der Anfangsverse am Ende der Strophe – wegen des gleichen Versmaßes auch auf die Melodie der Österreichischen Kaiserhymnen und der heutigen Deutschen Nationalhymne von Joseph Haydn (Hob XXVIa:43: Das Kaiserlied, Entstehungszeit: 1797) gesungen werden. Andererseits sind alle Kompositionen Tantum ergo (Hob XXIIIc:B5,B6; C5-C13; C21,C22; D3,D4; D9; Es1) und Pange lingua (Hob XXIIIc:B4; G6) im Hoboken-Verzeichnis schon von dessen Verfasser als nicht von Joseph Haydn stammend, sondern ihm nur fälschlich zugeschrieben erkannt und zur Kennzeichnung dieses Tatbestandes mit dem jeweils nach dem Doppelpunkt eingefügten Tonartbuchstaben versehen worden.[5]

Wichtige Vertonungen

Das Tantum ergo wurde vielfach vertont, unter anderem von:

Einzelnachweise

  1. In: Gotteslob (1975), Ausgabe für das Erzbistum Köln, Nr. 937.
  2. In: Gotteslob Nr. 495.
  3. Weish 16,20 EU
  4. Markus Bautsch: Über Kontrafakturen gregorianischen Repertoires – Pange, lingua, gloriosi, abgerufen am 8. Februar 2015
  5. klassika.info Haydn/wv und haydn-institut.de