Tell es-Safi
Tell es-Safi (arabisch تل الصافي, DMG
), auch Tel Zafit, Tel Tsafit, Tel Tzafit (neuhebräisch תל צפית) ist ein Siedlungshügel (arab.: تل /
) in der Schfelah östlich der Stadt Aschdod in Israel.
Nördlich des Hügels entspringt der Bach Nahal Tsofita, der bald in den Bach Nachal HaEla aus dem nordöstlich gelegene Elah-Tal (Terebinthental) mündet. 8 km nördlich liegt der Tell Miqne, wo man die biblische Stadt Ekron vermutet.[1]
Der Tell wird mit der biblischen Stadt Gath identifiziert, aus der der riesige Philister Goliath gestammt haben soll. Diese Vermutung äußerte James Porter, nach einer Reise durch Philistäa, bereits im Jahr 1857. Erste Grabungen führten 1899 Frederick J. Bliss und Robert A. S. Macalister im Auftrag des britischen Palestine Exploration Fund durch. Im Jahr 1996 startete Prof. Aren Maeir von der Bar-Ilan-Universität ein groß angelegtes Grabungsprojekt. 2005 wurde bei den Grabungen eine Tonscherbe mit zwei mutmaßlich indoeuropäischen Namen entdeckt, geschrieben in einer frühen kanaanäischen Schrift, die Ähnlichkeiten mit dem Namen Goliath aufweisen.[2] 2010 wurde ein philistinischer Tempel entdeckt, in dessen Innenraum zwei Säulenbasen aufgefunden wurden.[3]
Erste Siedlungsspuren stammen aus dem Chalkolithikum. Größere Baustrukturen stammen aus der Spätbronzezeit (ca. 1500–1200 v. Chr.) sowie aus der Eisenzeit I und IIB (ca. 1200–700 v. Chr.). In das 9. Jh. zu datieren ist ein Hörneraltar, der bei Grabungen im Jahr 2011 gefunden wurde.[4] Vermutlich vom Ende des 9. Jahrhunderts stammt ein Graben, der um den Tell herum identifiziert werden konnte. Eventuell bezeugt er die Belagerung und Eroberung Gaths durch König Hasael von Damaskus. Das Fehlen von Funden der Eisenzeit IIC hingegen lässt sich mit der assyrischen Eroberung und Zerstörung der Stadt durch Sargon II. etwa 711 v. Chr. in Verbindung bringen. Danach scheint der Hügel für längere Zeit unbewohnt gewesen zu sein.
In byzantinischer Zeit (4.–7. Jh.) existierte in der Umgebung ein kleineres Dorf namens Saphita, das auf der Mosaikkarte von Madaba genannt wird. Später errichteten die Kreuzfahrer Mitte des 12. Jahrhunderts die Burg Blanche Garde.
In diesem Areal befindet sich heute ein muslimischer Friedhof. Er geht zurück auf die Bewohner des arabischen Dorfes, das nach der Kreuzfahrerzeit bis 1948 bestand. Während des Palästinakrieges 1948/49 wurde die arabische Bevölkerung am 9. Juli 1948 durch israelische Soldaten der Giv’ati-Brigade unter dem Kommando von Schimon Avidan aus dem Dorf vertrieben.[5]
Literatur
(chronologisch sortiert)
- James L. Porter: Gath, in: William Smith (ed.), A Dictionary of the Bible. London: John Muray and Walton & Maberly 1863, S. 655–656.
- William M. Schniedewind: The Geopolitical History of Philistine Gath, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 309 (1998), S. 69–77.
- Aren M. Maeir: The Historical Background and Dating of Amos VI 2: An Archaeological Perspective from Tell es-Safi/Gath, in: Vetus Testamentum 54 (2004), S. 319–334.
- Stefan Wimmer, Aren M. Maeir: The Prince of Safit: A Late Bronze Age Hieratic Inscription from Tell es-Sâfi/Gath, in: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 123 (2007), S. 37–48.
- Aren M. Maeir, Stefan J. Wimmer, Alexander Zukerman, Aaron Demsky: A Late Iron Age I/Early Iron Age II Old Canaanite Inscription from Tell eṣ-Ṣâfī/Gath, Israel: Palaeography, Dating, and Historical-Cultural Significance, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 351 (2008), 39–71.
- Aren M. Maeir (Hrsg.): Tell es-Safi/Gath I. The 1996–2005 Seasons. (= Ägypten und das Alte Testament Bd. 69). Harrassowitz, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06711-9.
Weblinks
- The Tell es-Safi/Gath Archaeological Project (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive)
- gath.wordpress.com (Weblog zur Grabung)
- Photo Essay: Tell es-Safi
Einzelnachweise
- ↑ Orte und Landschaften der Bibel; Von Keel, Küchler, Uehlinger
- ↑ livenet.ch
- ↑ Bar-Ilan University Archaeologists Unearth Major Finds at the Biblical "Gath of the Philistines"
- ↑ Nir Hasson: 3,000-year-old Altar Uncovered at Philistine Site Suggests Cultural Links to Jews. In: Haaretz vom 26. Juli 2011
- ↑ צבאי ההגנה כובש. In: קול העם, 11. Juli 1948 (hebräisch).
Koordinaten: 31° 41′ 57,8″ N, 34° 50′ 48,1″ O