Temperaturanomalien im Jahr 2022

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Die Temperaturanomalien im Jahr 2022 sind Abweichungen von Temperaturmittlelwerten für das Jahr 2022. Dieser Artikel umfasst dabei die Anomalien der Monatsmitteltemperaturen. Als Vergleich dient die Normalperiode 1991–2020.

Januar

Datei:ECDM 20220211 World Temperature Anomaly January2022(1).pdf Der Januar 2022 war global betrachtet um 0,28 °C wärmer als der Durchschnitt 1991–2020 und der sechstwärmste Januar seit Aufzeichnungsbeginn. Die wärmsten Januar-Monate waren noch einmal um 0,3 °C wärmer und fielen in die Jahre 2020 und 2016. Die europäischen Landmassen allein betrachtet lagen die Lufttemperaturen sogar um 0,79 °C über dem Durchschnitt der Normalperiode. So wurde beispielsweise im norwegischen Oslo ein neuer Temperaturrekord für Januar von 12,5 °C gesetzt. Unterdurchschnittlich warm war es dagegen im Südwesten Europas in Spanien und Frankreich. In Südamerika kam es in Argentinien und Brasilien zu einer Hitzewelle, die über 40 °C erreichte und in Argentinien zahlreiche lokale Temperaturrekorde brach. Überdurchschnittlich warm war es zudem in Teilen der Antarktis und im Westen Grönlands. Im Osten Kanadas und der Vereinigten Staaten war es dagegen kälter als gewöhnlich. Auch in Regionen Nord- und Südafrikas sowie in Indien war es unterdurchschnittlich warm.[1]

Februar

Datei:ECDM 20220309 World Temperature Anomaly February2022.pdf Im Februar lagen die Temperaturen etwa 0,2 °C über dem Durchschnitt 1991–2020, aber deutlich unter den Temperaturen der Jahre 2016, 2017 und 2020. In Europa lagen die Temperaturen dagegen mehr als 2 °C über dem Durchschnitt, aber 1,6 °C unter den Rekordwerten von 1990. Weitere Regionen mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen waren zudem Nordwestafrika, weite Teile des Mittleren Ostens bis westliches Zentralasien sowie der Norden Sibiriens. Überdurchschnittlich kalt war es dagegen im Norden Alaskas über Nordkanada bis Grönland, um Texas und China sowie im Nordosten Afrikas. Die Ozeane betreffend herrschten über dem Atlantik weitestgehend überdurchschnittliche Lufttemperaturen. Im Pazifik waren die Lufttemperaturen in den mittleren Breitengraden höher als sonst, während sie an der Westküste Nord- und Südamerikas, südlich und östlich Japans sowie in den subtropischen bis tropischen Gebieten des Ostpazifiks niedriger ausfielen. Letzteres ist Zeichen für ein La Niña-Ereignis.[2]

März

Datei:ECDM 20220427 World Temperature Anomaly March2022.pdf Die Temperaturen im März lagen global 0,4 °C über dem Durchschnitt 1991–2020, womit es sich um den bis dahin fünftwärmsten März handelte. Die Lufttemperaturen über den europäischen Landmassen waren dagegen 0,4 °C kälter als gewöhnlich und damit kälter als in den letzten zehn Jahren. Während es in Nordeuropa dennoch überdurchschnittlich warm war, erstreckten sich die kälteren Regionen von Südeuropa weiter nach Nordafrika, den Nahen Osten und Russland. Zudem war es in Südafrika, einem Großteil Südamerikas und entlang der Rocky Mountains in den Vereinigten Staaten und Zentralkanada für einen März unterdurchschnittlich warm. In Australien war es insgesamt überdurchschnittlich warm, jedoch lässt sich ein kälterer Streifen im Westen des Landes auf den Durchzug des Tropischen Zyklon Anika zurückführen. Höhere Temperaturen herrschten dagegen vor allem in Indien, das den wärmsten März in seiner 122 Jahre zurückreichenden Aufzeichnungen erlebte und eine bis Mai anhaltende Serie von Hitzewellen. Auch nördlich Indiens von Iran bis China und den Nordosten Russlands war es überdurchschnittlich warm. Weitere Regionen mit wärmeren Temperaturen waren Zentralafrika, die Pazifikküste Nordamerikas und Osten Nordamerikas, die Arktis und der Osten der Antarktis. Die Lufttemperaturen über den Ozeanen betreffend waren diese im Atlantik östlich der Vereinigten Staaten überdurchschnittlich warm, jedoch nördlich davon in der Labradorsee kälter. Im Pazifik herrschten hauptsächlich in den mittleren Breiten überdurchschnittlich warme Temperaturen sowie östlich Australiens, was zu einer Korallenbleiche am Great Barrier Reef führte. Für März unterdurchschnittliche Lufttemperaturen betrafen dagegen die Westküste Nord- und Südamerikas sowie die tropischen bis subtropischen Regionen im Ostpazifik, die auf ein fortgeführtes La Niña-Ereignis hinweisen.[3]

April

Datei:ECDM 20220520 World Temperature Anomaly April2022.pdf Der April 2022 war global betrachtet der sechstwärmste und 0,28 °C wärmer als in der Normalperiode 1991–2020, jedoch um 0,2 °C las die Rekordmonate in 2016 und 2020. In Europa fiel der April 0,42 C kälter als gewöhnlich. Der wärmste April in Europa ereignete sich dagegen in 2018 und war 2,4 °C wärmer als 2022. Besonders kalt war der April 2022 zudem in West und Zentralkanada sowie im Arktischen Ozean. Weitere überdurchschnittliche kalte Regionen waren der Nordwest und Süden Afrikas, Südostasien, Südwestaustralien und Teile der Antarktis. Überdurchschnittlich warm war es dagegen wie bereits im Vormonat in Pakistan und Indien, wo die außergewöhnlichen Temperaturen zu großen Ernteausfällen führten sowie zu Wasser- und Stromknappheit. Auch in angrenzenden Gebieten Zentralasiens, des Mittleren Ostens bis Nordostafrikas insbesondere in Ägypten und dem Sudan war es überdurchschnittlich warm. Weitere Regionen mit Wärmeanomalien umfassten Grönland, den Südwesten der USA bis Mexiko, den Norden Australiens, die Gebiete am Rossmeer und Weddellmeer der Antarktis, der äußerste Osten Russlands und Japan. Die Lufttemperaturen über den Ozeanen waren im April weitestgehend wärmer als in der Normalperiode. Eine Ausnahme bildeten die subtropischen bis tropischen Regionen im Ostpazifik wie für ein andauerndes La Niña-Ereignis typisch.[4]

Mai

Datei:ECDM 20220613 World Temperature Anomaly May2022.pdf Der Mai 2022 war im globalen Durchschnitt um 0,26 °C wärmer und der fünftwärmste seit Aufzeichnungsbeginn, auf gleicher Stufe mit 2018 und 2021. Der wärmste Mai-Monat ereignete sich im Mai 2020. Überdurchschnittlich warm war es 2022 jedoch im Nordwesten und Osten Sibiriens. In Frankreich war es der wärmste Mai seit Aufzeichnungsbeginn in 1900. Die europäischen Landmassen insgesamt betrachtet fielen die Lufttemperaturen um 0,29 °C wärmer als in der Normalperiode aus. Unterdurchschnittlich warm war es dagegen im Nordwesten der Vereinigten Staaten und im Westen Kanadas sowie im äußersten Nordosten Kanadas und in Grönland. Die Lufttemperaturen über den Ozeanen waren im Mai wie bereits im April weitestgehend wärmer als in der Normalperiode. Eine Ausnahme bildeten erneut die subtropischen bis tropischen Regionen im Ostpazifik.[5]

Juni

Datei:ECDM 20220715 World Temperature Anomaly June2022.pdf Global waren die Temperaturen im Juni etwa um 0,32 °C höher als im Durchschnitt 1991–2020; es war der drittwärmste Juni (nach 2019 und 2020) seit Messbeginn. Nur Europa betrachtet waren die Temperaturen sogar um 1,6 °C über dem Durchschnitt, was dem zweitwärmsten Juni seit Messbeginn entspricht. Der wärmste Juni in Europa war der Juni 2019, der wegen einer durch das langanhaltende Hoch Vera verursachten Hitzewelle noch 0,3 °C wärmer war. Besonders betroffen war im Juni 2022 der Süden Europas in Portugal, in Spanien, in Frankreich und in Italien. Außerhalb Europas war es auch in Nordafrika, China, Japan und den Vereinigten Staaten überdurchschnittlich warm, während der Juni in Südamerika, in Südafrika, in Ostaustralien und in Grönland 2022 kälter ausfiel. Die niedrigen Temperaturen im Süden des Ostpazifiks und Westatlantiks sind Anzeichen für einen fortgeführten La Niña-Effekt, der Anfang Juli erneut Überschwemmungen im Osten Australiens begünstigte. In Tunesien war der Juni der heißeste bisher gemessene. In Tokio wurden rekordbrechende drei Tage hintereinander Temperaturen über 35 °C gemessen, was ebenso wie die Hitzewelle in China zu einem höheren Energieverbrauch führte. In Nordamerika war vor allem Texas betroffen; unter anderem in Houston wurde ein neuer Juni-Temperaturrekord verzeichnet.[6]

Juli

Datei:ECDM 20220810 World Temperature Anomaly July2022.pdf Die Temperaturen im Juli lagen global fast 0,38 °C über dem Durchschnitt 1991–2020. Es war somit einer der drei bisher heißesten Juli-Monate. Überdurchschnittlich fielen die Temperaturen vor allem in der nördlichen Hemisphäre und dort in Nordamerika,[7] in weiten Teilen Asiens und im Südwesten und Westen Europas aus, wo es ab Mitte Juli zu einer intensiven Hitzewelle kam. In Europa unterdurchschnittlich warm war es dagegen in einem Streifen von Island über Skandinavien und die baltischen Staaten bis zum Kaspischen Meer, Georgien und der Türkei. Insgesamt fiel der Juli in Europa um 0,72 °C wärmer aus als der Durchschnitt von 1991–2020. Damit war es zusammen mit dem Juli 2006 der bisher sechstwärmste Juli. Der wärmste Juli in Europa war 2010, der um 1,0 °C wärmer ausfiel als 2022. Auch auf der südlichen Hemisphäre war es in Südamerika und Südafrika überdurchschnittlich warm, wohingegen der Juli 2022 im Westen des Indischen Ozeans zwischen dem Horn von Afrika und Indien, sowie in Australien und Zenral-Asien kälter ausfiel. Über den Meeresgebieten war es zudem im Südost-Pazifik kälter, was wie im Juni auf ein fortgeführtes La Niña-Ereignis hinweist. Wärmer war es im Mittelmeer, im Nordpazifik und in den Gewässern um die Antarktische Halbinsel.[8]

August

Datei:ECDM 20220929 World Temperature Anomaly August2022.pdf Im August lagen die Temperaturen global um 0,3 °C über dem Durchschnitt 1991–2020, womit es sich um den bis dahin drittwärmsten August seit Aufzeichnungsbeginn handelte. Um etwa 0,1 °C wärmer war es lediglich in den Jahren 2016 und 2019. Nur Europa betrachtet war der August der bisher wärmste mit einem deutlichen Abstand von 0,8 °C gegenüber dem August 2018. Auch im Nordwesten Nordamerikas war es überdurchschnittlich warm und in China dauerte die Hitzewelle weiter an mit besonders schwerer Dürre im Sichuan-Becken. In Pakistan, wo es im Sommer zu einer Überschwemmungskatastrophe kam, waren die Temperaturen dagegen weiterhin ungewöhnlich niedrig. Auch die Regionen weiter gen Norden bis Sibirien verzeichneten eine Kälteanomalie. Über den Ozeanen waren die Temperaturen vor allem in der Barentssee und Karasee überdurchschnittlich hoch. Im Südostpazifik herrschten mit niedrigeren Temperaturen weiterhin La-Niña-Bedingungen.[9]

September

Im September brachte eine langanhaltende Hitzekuppel in den Südwesten der USA neue Rekordtemperaturen, darunter in den kalifornischen Städten Santa Rosa, Napa, Livermore, Redwood City, San José und King City. In Merced und Sacramento wurden jeweils Temperaturen von 116 °F (46,7 °C) gemessen, ein Rekordwert seit Aufzeichnungsbeginn in 1899 bzw. 1877.[10]

Einzelnachweise

  1. Surface air temperature for January 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 14. August 2022 (englisch).
  2. Surface air temperature for February 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 14. August 2022 (englisch).
  3. Surface air temperature for March 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 14. August 2022 (englisch).
  4. Surface air temperature for April 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 14. August 2022 (englisch).
  5. Surface air temperature for May 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 14. August 2022 (englisch).
  6. Surface air temperature for June 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 18. Juli 2022 (englisch).
  7. Sara E. Pratt: A July of Extremes. NASA Earth Observatory, 2. August 2022, abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
  8. Surface air temperature for July 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 11. August 2022 (englisch).
  9. Surface air temperature for August 2022. In: climate.copernicus.eu (Copernicus Climate Change Service). Abgerufen am 29. September 2022 (englisch).
  10. Sara E. Pratt: A Long-lasting Western Heatwave. NASA Earth Observatory, 10. September 2022, abgerufen am 19. September 2022 (englisch).