Tengchong
Tengchong (chinesisch
/
, Pinyin
) ist eine kreisfreie Stadt, die formal direkt der Provinzebene der yunnaner Provinzregierung unterstellt ist, aber stellvertretend von der bezirksfreien Stadt Baoshan (
) in der chinesischen Provinz Yunnan verwaltet wird und von der Kreisverwaltung in der Großgemeinde Tengyue (
/
,
) regiert wird.
Der Kreis liegt auf 1.655 m Höhe über NN und ist einer der Endpunkte der Heihe-Tengchong-Linie, die in Heihe (in der Provinz Heilongjiang) beginnt. Er hat eine Fläche von 5.710 km² und 642.481 Einwohner (Stand: Zensus 2020).[1]
Administrative Gliederung
Der Kreis Tengchong setzt sich aus fünf Großgemeinden, zwölf Gemeinden und einer Nationalitätengemeinde zusammen. Diese sind:
- Großgemeinde Tengyue 腾越镇, knapp 80.000 Einw.;
- Großgemeinde Gudong 固东镇;
- Großgemeinde Diantan 滇滩镇;
- Großgemeinde Houqiao 猴桥镇;
- Großgemeinde Heshun 和顺镇;
- Gemeinde Jietou 界头乡;
- Gemeinde Qushi 曲石乡,
- Gemeinde Mingguang 明光乡;
- Gemeinde Mazhan 马站乡;
- Gemeinde Beihai 北海乡;
- Gemeinde Zhonghe 中和乡;
- Gemeinde Qingshui 清水乡;
- Gemeinde Mangbang 芒棒乡;
- Gemeinde Wuhe 五合乡;
- Gemeinde Xinhua 新华乡;
- Gemeinde Puchuan 蒲川乡;
- Gemeinde Tuantian 团田乡;
- Gemeinde Hehua der Dai und Va 荷花傣族佤族乡.
Ethnische Gliederung der Bevölkerung Tengchongs (2000)
Beim Zensus im Jahr 2000 wurden in Tengchong 593.925 Einwohner gezählt.
Name des Volkes | Einwohner | Anteil |
---|---|---|
Han | 551.754 | 92,9 % |
Lisu | 12.792 | 2,15 % |
Dai | 12.698 | 2,14 % |
Hui | 6.607 | 1,11 % |
Bai | 2.814 | 0,47 % |
Va | 2.390 | 0,4 % |
Achang | 1.801 | 0,3 % |
Jingpo | 1.617 | 0,27 % |
Yi | 611 | 0,1 % |
Sonstige | 841 | 0,14 % |
Historischer Überblick
Tengchong ist in China bekannt für seine Vergangenheit als Fernhandelsort und eine bedeutende Station an der südlichen Seidenstraße (
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,
) ins nahe Birma und nach Indien. Im 19. Jhd. spiegelte sich die Bedeutung des Ortes u. a. dadurch wider, dass die britische Regierung durch ein Konsulat in Tengchong vertreten war, da der Handel Tengchongs mit dem damals britischen Birma von großer Bedeutung war. Im Zweiten Weltkrieg war Tengchong ein Aktionsgebiet für die Flüge der Flying Tigers (
/
,
), einer amerikanischen Staffel, die hier den Luftkampf gegen die Japaner während der japanischen Besetzung Südostasiens führte. Die Altstadt Tengchongs, "Tengyue", (
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,
) wurde im Zweiten Weltkrieg bei Kämpfen zwischen den japanischen Besatzern und einheimischen Widerstandkräften im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg beinahe vollkommen zerstört. In den letzten Jahren wurden Teile der Altstadt im traditionellen Baustil rekonstruiert.
Wirtschaft
Neben der traditionell dominierenden Landwirtschaft im Kreis Tengchong spielen Industrie und Dienstleistung eine vergleichsweise geringe, aber zunehmend bedeutendere Rolle. In Tengyue selbst gibt es nur wenige Betriebe von mehr als lokaler Bedeutung, darunter eine Pharma-Fabrik und eine Fabrik für die in der Provinz beliebten Reisnudeln aus Tengchong, die sogenannten Ersi (
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,
). Der Umschlag von Jade aus Myanmar ist ein wichtiger Bestandteil des Service-Sektors. Der Ort bezeichnet sich als bedeutendste Jadestadt Chinas (
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– „Chinas Jadestadt Nr. 1“). Das Angebot an Jade jeglicher Qualität und Verarbeitung ist entsprechend umfangreich. Weiterhin ist auch der Handel und die Verarbeitung von Schmucksteinen wie Rubinen und Saphiren aus Myanmar bedeutend.
Sehr positiv entwickelt sich der Tourismus in Tengchong. Der Kreis verfügt über eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, die überregional verstärkt vermarktet und immer bekannter werden. Mit einer gelungenen, in China selten zu findenden balancierten Betonung des ökologischen und historischen Aspektes wurden die touristischen Ressourcen des Kreises niveauvoll erschlossen: Der Kreis Tengchong hat sich dem Ökotourismus verschrieben und legt Wert auf die Erhaltung der natürlichen und historischen Umgebung.
Tourismus und Verkehr
Aushängeschild des Ökotourismus ist die Gebirgskette Gaoligong Shan (
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,
Zaiwa Gauri Gvong) auf dem Gebiet des Kreises, die zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. In diesem abgelegenen Ausläufer des Himalaya findet sich eine einzigartige Flora mit vielen nur hier endemischen Pflanzen.
Einige weitere natürliche Besonderheiten des Kreises sind der landesweit einmalige Vulkan-Park (
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), in dem man die Gipfel einer Reihe schlafender Vulkane besteigen kann, das Beihai-Feuchtgebiet (
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) sowie der 40 Meter hohe Wasserfall Dishuihe mitten im Stadtgebiet von Tengchong. Viele Gäste aus der Region und aus ganz China ziehen die geschmackvoll gestalteten Anlagen der Thermalbäder mit Schwefelquellen und Geysire in Rehai (
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) an, einige Kilometer außerhalb Tengchongs gelegen.
Eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit ist das historische Dorf Heshun (
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,
), ein in reizvoller Landschaft liegendes Freilichtmuseum, in dem Gäste eine Reihe von herrschaftlichen Häusern ehemaliger Fernhändler-Dynastien, Ahnenaltare und Tempel besichtigen können. In Heshun befindet sich die größte private Dorfbibliothek Chinas im Gebäude der Alten Bibliothek (
/
,
) sowie das Haus des Philosophie-Lehrers Mao Zedongs, Ai Siqi (
,
).
Im Gebiet des Kreises Tengchong leben eine Reihe von nationalen Minderheiten, wie Hui, Achang, Dai und Lisu. Häufig sieht man in Tengchong Angehörige der Minderheiten ihren alltäglichen Geschäften in traditionellen Trachten nachgehen. Vielfach finden in der Stadt Vorführungen traditioneller Tänze und Zeremonien der Minderheiten statt.
Seit der Eröffnung des Regionalflughafens Tuofeng-Airport (
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) im April 2009, hat sich die Verkehrsanbindung Tengchongs an den Rest Chinas enorm verbessert. Die Kreisstadt lässt sich nun am schnellsten per Flugzeug über den Flughafen der Provinzhauptstadt Kunming mit Direktflügen erreichen. Die Flugzeit beträgt etwa 50 Minuten. Zuvor waren nur die Flughäfen Dehong-Mangshi (
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) der kreisfreie Stadt Mang im Autonomen Bezirk Dehong und der Yunduan Flughafen (
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) von Baoshan die nächstgelegenen Flughäfen. Die Fahrzeit mit dem Bus nach Tengchong vom Flughafen Dehong-Mangshi beträgt etwa drei Stunden und vom Flughafen Baoshan etwa vier Stunden. Der neuerrichtete Flughafen von Tengchong wird voraussichtlich in naher Zukunft auch von anderen chinesischen Flughäfen (im Gespräch sind u. a. Beijing, Chengdu, Guangzhou und Shanghai) sowie international (z. B. Yangon / Rangun in Myanmar) angeflogen werden.
Einen Eisenbahnanschluss hat Tengchong derzeit nicht; es wird aber über die Einrichtung einer Bahnlinie in den Westen Yunnans diskutiert. Die Anreise mit dem Bus nach Tengchong kann auch aus der Provinzhauptstadt Kunming erfolgen. Die Fahrzeit beträgt 12 Stunden. Auf der Strecke gibt es Tages- und Nachtverbindungen.
Spezialitäten
In der Provinz Yunnan ist Tengchong bekannt für seine Spezialitäten, besonders kleine Gerichte für zwischendurch. Zumeist aus Getreiden hergestellte Snacks wie Ersi (
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) Juanfen (
), Xidoufen Baba (
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), Cafen (
) und Kaobaba (
) werden mit einer Vielzahl von Zutaten garniert, die den Snacks eine erhebliche Schärfe verleihen. Beliebte Zutaten sind zum Beispiel Koriander, Zwiebeln, Chiliöl, Chilipulver, Sichuan-Pfefferöl, Mohnöl, Sesamöl, geröstete Korianderstrunken (in Öl eingelegt), geröstete Erdnüsse etc. Weitere typische Spezialitäten und Grundlagen für Gerichte der vielfältigen lokalen Küche sind zum Beispiel Jizong, eine Baumpilzart, sowie Zongbao, eine bitter schmeckende Nadelbaumfrucht. Gerne wird für Fleischgerichte der lokale Spezialität Seidenhühner verwendet (
/
,
).
Generell herrschen in der lokalen Küche deftige, scharfe und saure Gerichte vor. Beliebt sind auch einige Gerichte mit bitterem Geschmack, während süße Speisen eher selten sind. Essig und diverse Öle werden reichlich verwendet.
Lokale Speisen werden in der Regel durch eine Vielzahl einheimischer und teilweise nur vor Ort erhältlicher Gewürze veredelt. Ein Beispiel sind Schlafmohnsamen, die auf Grund ihrer Beziehung zur Heroin-Erzeugung außerhalb des Kreises Tengchong nicht ungeröstet besessen werden dürfen und auch kaum zu finden sind. In Tengchong hingegen sind die Samen eine übliche Zutat für Speisen.
Drogenhandel
Auf Grund seiner Grenzlage zu Myanmar, einem Erzeugerland von Heroin und Opiaten, ist der Kreis ein Haupttransitgebiet für den Drogenhandel. Auch die Anzahl von Drogenabhängigen ist in Tengchong überdurchschnittlich hoch.
Pass- und Personenkontrollen durch die chinesische Grenzpolizei finden daher an allen wichtigen Durchgangsstraßen statt, teilweise auch weit von der Grenze entfernt.
Literatur
- Diana Kott: Die erste Stadt an der äußersten Grenze (Diss.) (PDF; 5,80 MB)
Weblinks
- Website der Kreisregierung Tengchong (chinesisch)
- Website über chinesische Minoritäten (englisch)
- Tengchong im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ citypopulation.de: TÉNGCHŌNG SHÌ, Kreisfreie Stadt in Yúnnán, abgerufen am 10. Februar 2022
Koordinaten: 25° 2′ N, 98° 29′ O