Theater im Bauturm

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Theater im Bauturm
Theater im Bauturm
Lage
Adresse: Aachener Straße 26
Stadt: Köln
Koordinaten: 50° 56′ 12″ N, 6° 56′ 11″ OKoordinaten: 50° 56′ 12″ N, 6° 56′ 11″ O
Architektur und Geschichte
Eröffnet: 7. Oktober 1983
Zuschauer: 135 Plätze
Benannt nach: Gebäude der Architektengruppe „Bauturm“ (1968)
Internetpräsenz:
Website: Theater im Bauturm

Das Theater im Bauturm – Freies Schauspiel Köln ist ein freies Theater, das 1983 im Gebäude der Architektengruppe „Bauturm“ gegründet wurde und daher seinen Namen erhielt.[1] Es liegt im Belgischen Viertel an der Aachener Straße, schräg gegenüber dem Millowitsch-Theater.[2]

Eingangsbereich zum Foyer des Theaters im Bauturm (2012)

Aktivität

Im Durchschnitt werden pro Spielzeit vier bis fünf Neuproduktionen am Haus inszeniert, darunter modern inszenierte Klassiker und Stückentwicklungen, mit denen das Theater auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reagiert. Hinzu kommen ein umfangreicher Repertoirebetrieb und zahlreiche, zum Teil internationale Gastspiele. Thematischer Schwerpunkt sind Theaterstücke, die sich mit gesellschaftlich oder politisch relevanten Problemen und/oder Fragestellungen befassen.

Mit dem 2011 initiierten biennalen africologneFESTIVAL, mit zahlreichen Gastspielen und Aufführungen außerhalb Kölns sowie dem jährlichen SommerGäste-Programm zählt das Theater im Bauturm jährlich bei ca. 300 Veranstaltungen zwischen 22.000 und 26.000 Zuschauer.

Geschichte

Ein Kollektiv von Schauspielern, Regisseuren und weiteren künstlerisch Interessierten gründete 1983 das Theater im Bauturm in dem Gebäude, in dem es bis heute angesiedelt ist.[3] Zu dem Gründungskollektiv gehörte u. a. Hans-Georg Bögner (Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur), der bis heute Vorsitzender des Trägervereins ist.[3] Das Gebäude gehörte der Architekten- und Ingenieurgemeinschaft „Bauturm“, die 1968 von Erich Schneider-Wessling und Peter Busmann in Köln gegründet wurde und der das Theater seinen Namen verdankt. Ab 1972 stieß auch Godfrid Haberer zu der freien Architektengruppe.[4]

Pauken und Trompeten von Bertolt Brecht nach George Farquhar war das erste Theaterstück, das am Theater im Bauturm aufgeführt wurde. Die Premiere fand am 7. Oktober 1983 statt.

Der Kontrabaß von Patrick Süskind hatte am 7. Juni 1984 am Theater im Bauturm Premiere. Die Inszenierung mit Axel Siefer in der Hauptrolle lief bis zum 12. Juni 2016 in insgesamt über 1.000 Vorstellungen.[5]

Zu Beginn kollektiv geführt, erhielt das Theater 1986 mit Axel Siefer seinen ersten Leiter. Seit 1986 gewährt die Stadt Köln dem Theater jährliche Betriebskostenzuschüsse. Nach dem Rückzug von Siefer, aus Protest gegen die Kölner Kulturpolitik, leitete Thomas Wenzel das Haus von 1991 bis 1995. Unter seiner Leitung versuchte der Trägerverein vorübergehend, ein festes Ensemble zu unterhalten.

Von 1995 bis 2016 leitete Gerhardt Haag das Theater.[6] Für seine langjährige verantwortungsvolle Tätigkeit erhielt er 2013 den Kölner Ehrentheaterpreis.[7] Seit August 2016 liegt die Leitung in den Händen von Laurenz Leky (Theaterleitung), Bernd Schlenkrich (Geschäftsführung) und René Michaelsen (Dramaturgie).

1987 wurde der „Verein der Freunde und Förderer für das Theater im Bauturm e.V.“ gegründet. Inzwischen gehören dem Verein mehr als 215 Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen und Spenden zahlreiche Produktionen und Investitionen möglich gemacht haben. Seit 2009 gibt es die „Theaterschwärmer“. Das sind die Mitglieder des Vereins, die unter 34 Jahre alt sind. Sie bringen sich mit eigenen Programmpunkten wie Vorträgen oder Führungen aktiv ins Theatergeschehen ein.[8]

2012 ging der alle zwei Jahre vergebene Kunstpreis des Fördervereins des Theaters im Bauturm an die Familien Schneider-Wesseling, Busmann und Haberer für ihre langjährige Unterstützung als Vermieter.[9] Heute gehört das Gebäude allein der Familie Schneider-Wesseling.

Ausstattung

Außenfahne des Theaters im Bauturm mit der Beschriftung anlässlich der Premiere von Deportation Cast im April 2013

Der Theatersaal verfügt über 135 Sitzplätze (Stand 2013). Die Bühnenhöhe beträgt 2,90 m.

An der Fassade des Hauses der Aachener Str. 26 hängt eine große Fahne, die die Premieren des Hauses ankündigt. Anlässlich der Premiere des Theaterstücks Deportation Cast von Björn Bicker, inszeniert von Gerhard Roiß, am 6. April 2013 stand auf der Fahne zum ersten Mal nicht Titel, Autor und Premierendatum der Produktion, sondern eine Aussage, die thematisch zum Inhalt des Stücks passte: „Duldung, Überstellung, Abschiebung – Die Würde des Menschen ist unantastbar?“[10]

Veranstaltungen

africologneFESTIVAL

Das biennal stattfindende africologneFESTIVAL zeigt (west-)afrikanisches Theater und findet in Koproduktion mit internationalen Partnern statt wie dem Festival Récréâtrales in Burkina Faso; es bildet eine Plattform für Netzwerke und interkulturellen Austausch.[11]

Die erste Ausgabe fand vom 22. bis 28. Juni 2011 statt und es wurden sieben Produktionen gezeigt. Die Theaterstücke wurden in französischer Sprache bzw. in Mooré (eine der burkinischen Landessprachen) mit deutschen Übertiteln präsentiert.[12]

Das zweite africologneFESTIVAL fand vom 12. bis 22. Juni 2013 in Köln, am Theater im Bauturm – Freies Schauspiel Köln sowie an der studiobühneköln, der Alten Feuerwache und dem Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt statt. Das Programm wurde über den Bereich des Theaters hinaus in Richtung Tanz und Musik sowie in Kooperation mit FilmInitiativ Köln in Richtung Film erweitert.[13]

2013 wurden neun Produktionen, davon drei Europa-, vier Deutschland- und eine Köln-Premiere, gezeigt.[14]

SommerGäste

Die SommerGäste stellen das jährliche Sommerprogramm dar und fanden zum ersten Mal im Sommer 2006 statt. Die SommerGäste präsentieren Künstler und Ensembles mit Programmen aus den Bereichen Literatur, Theater, Musik, Kabarett und Kleinkunst.

Kölner lesen zu zweit

„Kölner lesen zu zweit“ ist eine Benefiz-Reihe, in deren Rahmen jeweils zwei Kölner Persönlichkeiten pro Veranstaltung aus ihren Lieblingsbüchern lesen.[15]

Bauturm Kunstpreis

Seit 2006 vergibt der „Verein der Freunde und Förderer für das Theater im Bauturm e.V.“ alle zwei Jahre den „Bauturm Kunstpreis“, mit dem Künstler und Personen ausgezeichnet werden, die sich durch besondere Verdienste zur Unterstützung des Theater im Bauturm ausgezeichnet haben. Der „Bauturm Kunstpreis“ hat jedes Mal eine andere Form, denn ein bekannter bildender Künstler stiftet eines seiner Werke, um der Auszeichnung die äußere Erscheinung zu geben. Die Verleihung findet immer im Theater im Bauturm statt.

2006 erhielt die Schauspielerin Renan Demirkan den Preis. Sie hatte sich in einer finanziell schwierigen Situation bereit erklärt, das Stück Love Letters ohne Honorar zu proben und zehnmal zu spielen. Seit 2005 bis heute ist es die erfolgreiche Produktion im Bauturm-Repertoire. Der Objektkünstler Günther Uecker stiftete eine seiner Nagelkonstruktionen. Die Verleihung fand am 22. Oktober 2006 im Theater im Bauturm statt.

2008 wurde Axel Siefer, Regisseur und Schauspieler (u. a. in Der Kontrabaß), mit der Auszeichnung für sein Engagement geehrt. Er leitete in den Anfangsjahren den Bauturm und beteiligte sich auch danach immer wieder an der Weiterentwicklung des Theaters.[16] Axel Siefer erhielt eine Stahl-Skulptur des im August 2010 verstorbenen Künstlers Ansgar Nierhoff.[3]

2010 erhielten alle Beteiligten der Benefiz-Lesereihe „Kölner lesen zu zweit“ den Bauturm Kunstpreis in Form einer Holzskulptur von Erwin Wortelkamp. Stellvertretend nahm Gisela Völger, die die Lesereihe die ersten Jahre organisiert und durchgeführt hatte, den Preis entgegen. Die Laudatio hielt der Kölner Rechtsanwalt Louis Peters.

2012 wurde der Preis an die langjährigen Vermieter und Unterstützer des Theaters verliehen: Gabi und Erich Schneider-Wessling, Vreneli und Peter Busmann sowie Gerda und Gottfrid Haberer. Der Preis wurde gestiftet von Gerd Bonfert.[17] Die Verleihung fand am 21. Oktober 2012 im Theater im Bauturm selbst statt.

Im Jahr 2017 wurde der Pantomime Milan Sladek, der 1974 in den Räumen einer ehemaligen Druckerei die Bühne errichtete, auf der heute das Theater im Bauturm spielt, mit dem Preis ausgezeichnet.

Auszeichnung

  • Kölner Kulturpreis 2022 in der Kategorie „Kulturmanager*in des Jahres“ für Kerstin Ortmeier und Gerhardt Haag als Leitung des africologne Festival.[18]

Weblinks

Commons: Theater im Bauturm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. theaterszene-koeln.de (Memento vom 21. Juni 2013 im Internet Archive)
  2. Theater im Bauturm. In: koeln.de. Abgerufen am 19. Juli 2022 (deutsch).
  3. a b c Haus für kreative Dramatik. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ksta.de. 17. Oktober 2008, archiviert vom Original am 13. April 2014; abgerufen am 19. Juli 2022.
  4. Peter Busmann | ORDEN POUR LE MÉRITE. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  5. Andreas Fasel: Theater: Eine lange Ehe mit dem Kontrabass. In: welt.de. 18. Mai 2008, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  6. Theater im Bauturm-Freies Schauspiel Köln: Das Haus / Theater im Bauturm. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  7. Wichtige Inspiration für Kölner Szene. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ksta.de. 2. Dezember 2013, archiviert vom Original am 5. Dezember 2013; abgerufen am 19. Juli 2022.
  8. Theaterschwärmer. In: Theater im Bauturm-Freies Schauspiel Köln. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  9. Martin Boldt: „Bauturm Kunstpreis“: Auszeichnung für die Vermieter. 22. Oktober 2012, abgerufen am 19. Juli 2022 (deutsch).
  10. Bedrückende Schicksale - Theater Pur. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  11. africologneFESTIVAL. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. Juni 2013; abgerufen am 19. Juli 2022.
  12. Archivierte Kopie (Memento vom 10. Juni 2013 im Internet Archive)
  13. Africologne: Köln trifft Afrika. Abgerufen am 19. Juli 2022 (deutsch).
  14. Festival africologne in Köln vom 12. – 22. Juni 2013 - Theater Pur. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  15. Kölner lesen zu zweit. (Nicht mehr online verfügbar.) In: theater-im-bauturm.de. Archiviert vom Original am 8. Mai 2014; abgerufen am 19. Juli 2022.
  16. Rede des Oberbürgermeisters Fritz Schramma zur Verlei-hung des Bauturm-Kunstpreises am 19.10.2008 um 18 Uhr im Theater im Bauturm, Aachener Straße 24, 50674 Köln. (Nicht mehr online verfügbar.) In: stadt-koeln.de. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 19. Juli 2022.
  17. Gerd Bonfert stiftete den Kunstpreis. (Nicht mehr online verfügbar.) 22. Oktober 2012, archiviert vom Original am 5. November 2012; abgerufen am 19. Juli 2022.
  18. Kölner Kulturpreis 2022. In: Koelner Kulturrat. Abgerufen am 19. Juli 2022 (deutsch).