Theodor Wieland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hermann Theodor Felix Wieland (* 5. Juni 1913 in München; † 24. November 1995 in Heidelberg) war ein deutscher Chemiker.

Leben

Der Sohn des Nobelpreisträgers Heinrich Otto Wieland legte 1931 das Abitur in München ab. Wieland studierte Chemie in München und Freiburg. Er wurde 1937 bei seinem Vater zum Dr. phil. promoviert. Anschließend wechselte er zu Richard Kuhn an das Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung. 1942 erfolgte seine Habilitation mit dem Thema „Die Biosynthese der Pantothensäure“. Zum Wintersemester 1946/47 erhielt er ein Extraordinat an der Universität Mainz.

1951 wurde er ordentlicher Professor und Direktor am Institut für Organische Chemie der Universität Frankfurt am Main. 1968 wechselte er als Direktor der Abteilung Chemie an das inzwischen in Max-Planck-Institut für medizinische Forschung umbenannte Institut nach Heidelberg zurück.

Seine wichtigsten Forschungsgebiete waren im Bereich der Naturstoffchemie und Biochemie einsetzbare Analysenmethoden wie die Papierelektrophorese. Auf dem Gebiet der Proteinchemie beschäftigte er sich vor allem mit den Giftstoffen des Knollenblätterpilzes (bei denen es sich um zyklische Peptide handelt) und ihrer Wirkungsweise und er entwickelte Gegenmittel (Antamanide). Die Erforschung der Gifte begann schon unter seinem Vater Heinrich Wieland.

Wieland entwickelte auch einen einfachen Zeitungspapier-Test von Amanitin-haltigen Pilzen – man gibt den Pilzsaft auf (Lignin-haltiges) Zeitungspapier, lässt ihn eintrocknen und gibt einen Tropfen hochkonzentrierte Salzsäure dazu. Bei Amanitin-haltigen Pilzen wie dem Knollenblätterpilz (allerdings auch bei anderen Pilzen[1]) gibt es innerhalb einer Viertelstunde eine blaue Farbreaktion. Er beruht auf der säurekatalysierten Reaktion des Lignins mit dem im Amanitin enthaltenen hydroxylierten Indol – das Papier muss dafür also unbedingt Lignin enthalten.[2]

Er gehört zu den Vätern der Native chemical ligation (1953).

Ehrungen

1964 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt,[3] 1986 in die American Academy of Arts and Sciences. Seit 1973 war er Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[4] 1979 wurde er in die American Philosophical Society aufgenommen.[5]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • mit Miklos Bodanszky: The world of peptides. A brief history of peptide chemistry, Springer Verlag 1991[6]
  • Die Praxis des organischen Chemikers (Bearbeitung der Neuauflage des Originals von Ludwig Gattermann), 43. Auflage, De Gruyter 1982
  • Herausgeber mit Gerhard Pfleiderer: Molekularbiologie: Bausteine des Lebendigen. 21 Wissenschaftler berichten verständlich über die wichtigsten Entdeckungen, Umschau Verlag, 3. Auflag 1969 (Vorwort Max Perutz)
  • Herausgeber mit Alex N. Eberle, Rolf Geiger: Perspectives in Peptide Chemistry, Karger, Basel 1981
  • Peptides of poisonous Amanita mushrooms, Springer Verlag 1986 (ISBN 978-3540166412)
  • Amatoxine, Phallotoxine- die Gifte des Knollenblätterpilzes, Chemie in unserer Zeit, Band 13, 1979, Nr. 2, S. 56–63
  • mit H. Faulstich: Amatoxins, phallotoxins, phallolysin, and antamanide: the biologically active components of poisonous Amanita mushrooms, CRC Crit. Rev. Biochem., Band 5, 1978, S. 185–260. PMID 363352.
  • Cyclische Peptide als Werkzeuge der molekularbiologischen Forschung, Westdeutscher Verlag, Opladen 1975.
  • mit Otto Westphal und Heinrich Huebschmann: Lebensregler. Von Hormonen, Vitaminen, Fermenten und anderen Wirkstoffen. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1941 (= Frankfurter Bücher. Forschung und Leben. Band 1).

Literatur

  • Leopold Horner: Nachruf auf Hermann Theodor Felix Wieland. In: Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main 36 Nr. 6. Stuttgart 1999, S. 47–49.
  • Bernhard Witkop, Manfred Eigen: Theodor Hermann Felix Wieland (5 June 1913-24 November 1995), in: Proceedings of the American Philosophical Society, Vol. 142, No. 2 (Jun., 1998), pp. 316–319.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ruth Seeger (Würzburg) fand bei rund 20 % von 335 untersuchten Lamellenpilzarten aus dem süddeutschen Raum eine positive Reaktion, obwohl sie kein Amanitin enthielten. Seeger Zeitungspapiertest für Amanitine- falsch-positive Ergebnisse, Zeitschrift für Mykologie, Band 50, 1984, S. 353
  2. Wieland Zeitungspapier-Test für Giftpilze, Umschau, Band 78, 1978, S. 611
  3. Mitgliederverzeichnis Leopoldina, Theodor Wieland
  4. Theodor Wieland im Mitgliederverzeichnis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
  5. Member History: Theodor Wieland. American Philosophical Society, abgerufen am 17. November 2018.
  6. Leseprobe bei books.google.de