Therm

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therm ist ein Wortbestandteil (Wortkonstituente), der aus dem Griechischen stammt (θερμός „thermós“ „warm, heiß, hitzig“) und in vielen deutschen Fremdwörtern mit entsprechender Bedeutung vorkommt: Thermik, Thermometer und viele andere.

Formen von therm

Der Wortbestandteil therm/ thermo kann am Wortanfang als therm- (z. B. Thermik) oder thermo- (z. B. Thermometer), im Wortinneren als -therm- (z. B. Hyperthermie) und am Wortende als -therm (z. B. endotherm) verwendet werden. Ob therm- oder thermo- gewählt wird, ist davon abhängig, ob der nächste Wortteil mit Vokal beginnt oder nicht. Vor Vokal steht therm-: „thermal“, „thermelektrisch“ oder thermo-: „thermoelektrisch“, „Thermoofen“; vor Konsonant thermo-: „Thermolampe“, „Thermometer“.

Zum Status von therm aus linguistischer Sicht

Therm kann nicht als selbständiges Wort verwendet werden; es muss immer mindestens mit einem Ableitungsmorphem wie -e, -ie oder -ik (z. B. Therme) oder auch mit einem Lexem (z. B. Thermoelement) kombiniert werden. Therm hat aber, wie eingangs genannt, eine klare lexikalische Bedeutung; daher muss man es als gebundenes lexikalisches Morphem auffassen; es gehört damit zu den Lexemen. In der Fachliteratur hat sich dafür auch der Terminus Konfix eingebürgert (Fleischer & Barz 1995).

Die beiden unterschiedlichen lautlichen Formen therm und thermo kann man als Allomorphe dieses gebundenen lexikalischen Morphems auffassen.

Zur Bedeutung und Entwicklung von therm im Deutschen

Schmidt (1987) hat der Wortkonstituente therm eine eigene Untersuchung gewidmet, in der er verschiedene Quellen auswertete: Textkorpora, Wortsammlungen, Werbeträger, Sammlungen von Warenzeichen und Lexika. In einer Liste heute noch gebräuchlicher Verwendungen kommt therm/thermo als Erstbestandteil mit 223 Verwendungen am häufigsten vor, in der Wortmitte 62-mal und am Wortende 14-mal (Schmidt 1987: 437–440). Der größte Teil des ermittelten Wortschatzes gehört mit ca. 85 % den naturwissenschaftlichen Fachsprachen oder der Medizin und nur ca. 15 % der Gemeinsprache an (Schmidt 1987: 436f.). In einer eigenen Liste wird dargestellt, wann erstmals ein Wort mit therm/ thermo als erstem Wortbestandteil auftaucht; es handelt sich dabei um insgesamt 118 datierbare verschiedene Wörter, die seit dem 18. Jahrhundert gebräuchlich wurden. Es lässt sich zeigen, dass dieser Prozess der Ausbreitung dem Sprachwandelgesetz folgt (Best 2005: 82), das in der Linguistik auch als Piotrowski-Gesetz bekannt ist.

Literatur

  • Karl-Heinz Best (2005). Quantitative Linguistik: Ein Plädoyer. In: Gabriel Altmann, Viktor Levickij & Valentina Perebyinis(Hrsg.): Problemy kvantytatyvnoï linhvistyky/ Problems of Quantitative Linguistics: zbirnyk naukovych prac‘. Ruta, Černivci, S. 76–88. ISBN 966-568-783-2 (In diesem Beitrag wird gezeigt, dass die Ausbreitung von therm im Deutschen dem Piotrowski-Gesetz folgt.)
  • Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz, unter Mitarbeit von Marianne Schröder: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Niemeyer, Tübingen 1995. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. ISBN 3-484-10682-4.
  • Günter Dietrich Schmidt: Therm(o). Untersuchungen zu Morphosyntax, Geschichte, Semantik und anderen Aspekten einer produktiven LWB-Einheit im heutigen Deutsch. In: Gabriele Hoppe, Alan Kirkness, Elisabeth Link, Isolde Nortmeyer, Wolfgang Rettig & Günter Dietrich Schmidt: Deutsche Lehnwortbildung. Beiträge zur Erforschung der Wortbildung mit entlehnten WB-Einheiten im Deutschen. Narr, Tübingen 1987, S. 409–440. ISBN 3-87808-464-1