Thietlach

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Thietlach (auch Dietlach und Theotelach, lat. Theodolachus; * im 9. Jahrhundert; † 914) war von vor 891 bis 914 Bischof von Worms.[1][2][3]

Zwar soll Thietlach dem Wormser Chronisten Friedrich Zorn zufolge das Bistum Worms 41 Jahre innegehabt haben, sein Amt also bereits 873 angetreten haben,[4] allerdings gilt diese Angabe als überholt; sein Vorgänger Adalhelm ist bis 888 nachweisbar.[2]

Bischof Thietlach, der vermutlich aus dem Kloster Lorsch hervorging,[3] „stand in engen Beziehungen zu Kaiser Arnulf“.[5] Nach dem Tode Arnulfs 899 unterstützte Thietlach die Regentschaft für König Ludwig das Kind und stand in der Babenberger Fehde an der Seite der mit Arnulf verschwägerten Konradiner.[6][3][7] Nach dem Erlöschen der ostfränkischen Karolinger dürfte Thietlach im Jahr 911 an der Wahl des Konradiners Konrad I. zum König beteiligt gewesen sein.[3]

Während Thietlachs Amtszeit wurden das Bistum Worms und das Cyriakusstift in Neuhausen durch mehrere Schenkungen von Kaiser Arnulf und König Ludwig dem Kind mit Gütern in der Stadt und ihrem Umland ausgestattet. Zusätzlich gelang es Thietlach den Besitz des Bistums und des Stiftes durch weitere Schenkungen aus dem örtlichen Adel zu erweitern. Durch die Übertragung eines wesentlichen Teils des Königsguts in der Stadt auf das Bistum entwickelte sich der Bischof faktisch zum Stadtherrn. Diese Position zeigte sich auch im Erlass einer Mauerbauordnung, womit der Bischof die Verantwortung für die Verteidigung der Stadt regelte. Vermutlich ließ Thietlach die Stadtmauer als Reaktion auf den Normanneneinfall von 882, bei dem Trier zerstört wurde, erneuern und teilweise neu errichten.[2]

Literatur

  • Gerold Bönnen: Stadttopographie, Umlandbeziehungen und Wehrverfassung. Anmerkungen zu mittelalterlichen Mauerbauordnungen. In: Michael Matheus (Hrsg.): Stadt und Wehrbau im Mittelrheingebiet, Franz Steiner, Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08228-X, S. 21–45.
  • Wolfgang Haubrichs: Der Prestarievertrag des Bischofs Theotelach von Worms mit dem Grafen Erinfrid vom Jahre 891. Edition und Untersuchungen zur Onomastik und Siedlungsgeschichte. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, Bd. 16 (1990), S. 1–83 (online).

Einzelnachweise

  1. Manfred Stimming, Peter Acht: Mainzer Urkundenbuch: Die Urkunden bis zum Tode Erzbischof Adalberts I. (1137), Bd. 1, Hessische Historische Kommission, Darmstadt 1972, S. 554.
  2. a b c Thomas Kohl, Franz J. Velten: Worms – Stadt und Region im frühen Mittelalter 600–1000. In: Gerold Bönnen (Hrsg.): Geschichte der Stadt Worms. Konrad Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1679-7, S. 117 f. u. S. 130 ff.
  3. a b c d Andreas Urban Friedmann: Das Bistum von der Römerzeit bis ins hohe Mittelalter. In: Friedhelm Jürgensmeier (Hrsg.): Das Bistum Worms. Von der Römerzeit bis zur Auflösung 1801. Würzburg 1997, ISBN 3-429-01876-5, S. 13–43, darin S. 21 f.
  4. Friedrich Zorn: Wormser Chronik (= Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. 43). Mit den Zusätzen von Franz Berthold von Flersheim herausgegeben von Wilhelm Arnold. Litterarischer Verein, Stuttgart 1857, S. 31 f..
  5. Meinrad Schaab: Die Diözese Worms im Mittelalter. In: Freiburger Diözesan-Archiv. Band 86, 1966, S. 94–219, Zitat S. 201.
  6. Ernst Dümmler: Geschichte des ostfränkischen Reiches. 2. Auflage. Band 3. Leipzig 1888, S. 541 (archive.org).
  7. Ingrid Heidrich: Das Adelsgeschlecht der Konradiner vor und während der Regierungszeit Konrads I. In: Hans-Werner Goetz (Hrsg.): Konrad I. - Auf dem Weg zum "Deutschen Reich"? Bochum 2006, ISBN 978-3-89911-065-4, S. 59–75, darin S. 68.
VorgängerAmtNachfolger
AdalhelmBischof von Worms
vor 891–914
Richowo