Thomas Dugdale, 1. Baron Crathorne

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Thomas Lionel Dugdale, 1. Baron Crathorne PC (* 20. Juli 1897; † 26. März 1977 in London) war ein britischer Politiker der Conservative Party.

Persönliches

Thomas Dugdale war der Sohn von Captain James Lionel Dugdale von Crathorne Hall[1] in der Nähe von Yarm in Yorkshire. Seine Ausbildung erhielt er in Eton und in der Royal Military Academy Sandhurst.

1916 trat er in die Armee und diente im Ersten Weltkrieg bei den Scots Greys und im Zweiten Weltkrieg bei den Yorkshire Hussars. Ab 1936 war er mit Nancy Tennant, Tochter von Sir Charles Tennant, 1. Baronet und dessen Frau Marguerite, verheiratet.[2] Nancy Dugdale war das jüngste von 16 Kindern von Tennant, der bei ihrer Geburt 81 Jahre alt war. Eine ihrer Halbschwestern war die Frau des Premierministers Herbert Henry Asquith. Der Spiegel beschrieb Dugdale 1954, dass dieser „mit seinem jovialen runden Gesicht und seiner Leibesfülle wie der leibhaftige John Bull“ aussehe.[3] Die Familie führte ein angeregtes soziales Leben und bewirtete viele prominente Gäste in Crathorne Hall wie Yehudi Menuhin und Edith Evans.

Thomas Dugdale hatte zwei Söhne. Nach seinem Tod 1977 folgte ihm als Peer sein Sohn James.

Politische Laufbahn

1929 wurde Thomas Dugdale als Abgeordnete für den Wahlkreis Richmond in North Yorkshire in das britische Parlament gewählt. Er vertrat diesen Wahlkreis 30 Jahre im House of Commons. Unter verschiedenen Ministern, darunter Stanley Baldwin, war er als Parliamentary Private Secretary tätig sowie als Parlamentarischer Geschäftsführer. Später war er Vorsitzender der Conservative Party sowie des Landwirtschaftlichen Komitees der Partei. 1945 wurde er zum Baronet, of Crathorne in the County of York, erhoben.

The Crichel-Down-Affäre

Nachdem die Konservativen 1951 die Parlamentswahl im Vereinigten Königreich gewonnen hatten, ernannte Churchill Dugdale zum Minister für Landwirtschaft und Fischerei. 1954 jedoch trat er von seinem Amt zurück und übernahm damit die Verantwortung für die Vorgänge um das Gut Crichel Down in Dorset, die die Öffentlichkeit monatelang beschäftigt hatten.

Das Gut gehörte zu einem Areal, das 1937 vom britischen Luftfahrtministerium gekauft worden war, um es als Übungsplatz für Bombenabwürfe zu nutzen. Nahezu die Hälfte des Bodens, der zwangsweise abgegeben werden musste, gehörte zu Crichel Down, dessen Besitzer Napier Sturt, 3. Baron Alington, gewesen war. 1950 wurde der Übungsplatz nicht mehr benötigt, und das Luftfahrtministerium übertrug das Gelände an das Landwirtschaftsministerium. Captin George Martin, ein ehemaliger Marine-Offizier und Schwiegersohn von Lord Alington, bemühte sich um den Rückkauf. Das Ministerium versuchte zunächst, Crichel Down als Musterfarm zu verwalten. Dann wurde das Gut unter Übergehung der Erben an einen Landwirt verpachtet.[3]

Martin wollte das nicht hinnehmen, doch wurde er über Jahre von der Ministerialbürokratie mit immer neuen Versprechen hingehalten. „Diese Einstellung der Beamten, so kommentierte der mit der Untersuchung des Falles beauftragte Anwalt Sir Andrew Clark, habe von Anfang an die Entschlossenheit der Labour-Politiker widergespiegelt, nichts wieder in private Hände kommen zu lassen, was je aus irgendwelchen Gründen Staatseigentum geworden war. Aber an dieser Haltung habe sich auch nichts geändert, als der Sozialist Attlee vom konservativen Churchill abgelöst wurde.[3] Schließlich konnte Captain Martin bei Dugdale persönlich vorstellig werden, der eine Untersuchung anordnete. Resultat war ein Weißbuch, dass in diesem Fall eine „unsagbare Verfilzung von Dienststellen, Ministerien und Kommissionen“ feststellte.[3] Es stellte sich auch heraus, dass die Beamten Dugdale irregeführt hatten, dem sie verschwiegen hatten, dass Lord Alington sein Land nur unter Zwang verkauft hatte. Daraufhin erklärte Thomas Dugdale am 20. Juli 1954 (seinem Geburtstag) vor dem Parlament seinen Rücktritt als Minister. Seit 1917 hatte kein britischer Minister seinen Rücktritt im Unterhaus persönlich bekanntgegeben. Premier Churchill nahm an und kommentierte: "In hohem Grade ritterlich."[3]

Historische Aufarbeitung

Dugdales Rücktritt wurde in der Geschichte Großbritanniens als ehrenhaft, ja heroisch gehandelt: Ein Minister hatte die Verantwortung für die Handlungen von ihm unterstellten Beamten übernommen. 30 Jahre später jedoch wurden Dokumente veröffentlicht, aus denen hervorging, dass Dugdale von den Handlungen seiner Beamten wusste, diese gut geheißen und ihnen in gewissem Rahmen den schwarzen Peter zugeschoben hatte. Es stellte sich zudem heraus, dass die damalige Untersuchung fehlerhaft und unausgewogen war, da sie von einem konservativen Politiker geleitet worden war, der strikt gegen Beamte und staatliche Einmischung war.

Spätere Jahre

Thomas Dugdale wurde 1959 zum Peer erhoben mit dem Titel Baron Crathorne, of Crathorne im North Riding of Yorkshire. Er engagierte sich politisch in Europa, indem er Netzwerke mit Parlamentariern bildete in der NATO sowie im Europarat.

Einzelnachweise

Literatur

  • Charles Kidd/David Williamson (Hrsg.): Debrett's Peerage and Baronetage. St Martin's Press. New York 1990

Weblinks

VorgängerAmtNachfolger
Titel neu geschaffenBaron Crathorne
1959–1977
James Dugdale