Thomas Niggl (Benediktiner)

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Thomas Niggl OSB (* als Georg Niggl am 28. April 1922 in Murnau; † 10. Dezember 2011 in Ettal) war ein deutscher Benediktinermönch und Abt der Abtei Weltenburg an der Donau.

Biografie

Thomas Niggl, Sohn eines Schmieds, besuchte das Benediktinergymnasium Ettal. Als Schüler der damaligen 7. Klasse wurde er am 1. Oktober 1941 zur Nachrichten-Ersatz-Batterie als Funker und Fernsprecher eingezogen. Zunächst noch in München, wurde er bereits am 27. Dezember 1941 zum Russlandfeldzug beordert. Am 21. Oktober 1944 wurde er in Filipow in den Masuren durch einen Kieferdurchschuß schwer verletzt. Nach Lazarettaufenthalten wurde er am 5. Juli 1945 aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und trat am 15. September 1945 in die Benediktinerabtei Ettal ein. Nach der Profess 1946 studierte er als Alumnus im Kolleg St. Benedikt der Abtei Plankstetten in Eichstätt Katholische Theologie und Philosophie und legte feierliche Profess am 2. Oktober 1949 ab. Am 29. Juni 1950 empfing er von Michael Kardinal Faulhaber die Priesterweihe. Nach einer Tätigkeit als Präfekt und Lehrer in der Abtei Scheyern studierte Thomas Niggl an der Ludwig-Maximilians-Universität München klassische Philologie, Geschichte und Byzantinistik und wurde mit einer Arbeit über den Patriarchen Philotheos Kokkinos von Konstantinopel promoviert. Als Gymnasiallehrer wirkte er in München und Ettal, zuletzt als Studiendirektor für Latein, Griechisch und Geschichte.

1961 wurde Niggl zum Abt der Abtei Schäftlarn gewählt, lehnte die Wahl aber ab und wurde im selben Jahr Prior von Ettal. Seit 1973 war er Prior-Administrator der Abtei Weltenburg. 1976 wurde er dort zum Abt gewählt, am 10. Juli 1976 benediziert und waltete in diesem Amt bis 1995. Im Jahre 1985 wurde er vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Den Altersruhesitz nahm er in seinem Heimatkloster Ettal, wo er auch im Alter von 89 Jahren verstarb. Seine Grabstätte befindet sich in der Klostergruft der Abteikirche Sankt Georg in Weltenburg.

Theologisches und politisches Wirken

Seinem Wahlspruch Per Mariam ad Jesum – Durch Maria zu Jesus – folgend, war sein Denken und Handeln zeitlebens marianisch geprägt. Seit den 1960er Jahren engagierte sich Niggl im umstrittenen Engelwerk.[1] Die Verkündigung der Botschaft von Fatima war Niggl ein Anliegen. Bischof Rudolf Graber von Regensburg und Prälat Georg Ratzinger waren ihm und seiner Theologie eng verbunden. Seit 1995 war er Kurat der Militia Sanctae Mariae e.V. – Orden der Ritter Unserer Lieben Frau. Als Abt stritt er für ein neues kirchliches Mariendogma, in welchem Maria als „Miterlöserin“ definiert werden sollte. Er war geistlicher Leiter des Eucharistischen Liebesbundes der angeblichen Seherin Barbara Weigand.[2]

Im Jahr 2003 unterstützte Niggl die rechtsextreme Deutsche Studiengemeinschaft in einem Artikel der Quartalszeitschrift der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE), indem er sich die deutschlandpolitischen Thesen der DSG zu eigen machte und verbreitete.[3][4][5][6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heiner Boberski: Das Engelwerk. Otto Müller Verlag, Salzburg 1993, S. 235
  2. Tabernakel-Ehrenwache: Weihegebete des Eucharistischen Liebesbundes. Abruf am 7 Mai 2022.
  3. Katholischer Fundamentalismus: Pfadfinder auf Abwegen. (PDF; 82 kB) ARD-Monitor (22. Juli 2004), archiviert vom Original am 8. September 2012; abgerufen am 23. September 2009.
  4. Thomas Niggl: Deutschlands Zukunft. In: Pfadfinder Mariens, 2. Quartal 2003, S. 3 f
  5. Urtext: Felix Buck, Albrecht Jebens, Rolf Kosiek, Uwe Rheingans, Günter Poser, Edmund Sawall, Walter Staffa: Deutsche Studiengemeinschaft: Bekenntnis zum Deutschen Volk. (Memento vom 10. Dezember 2004 im Internet Archive)
  6. Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg: Verfassungsschutzbericht 2003, S. 95 f