ThyssenKrupp Marine Systems

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thyssenkrupp Marine Systems GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 5. Januar 2005
Sitz Kiel, Deutschland
Leitung Oliver Burkhard[1] (CEO)
Mitarbeiterzahl 6.500[2]
Umsatz 2,1 Mrd. Euro (2021/22)[2]
Branche Werft
Website www.thyssenkrupp-marinesystems.com

Die ThyssenKrupp Marine Systems GmbH (abgekürzt tk MS) mit Sitz in Kiel ist nach eigenen Angaben führender europäischer Systemanbieter für konventionelle U-Boote, Marineschiffe und neue Über- und Unterwassertechnologie. Das Unternehmen beschäftigt laut eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2021/22 rund 6.500 Mitarbeiter mit einem Umsatzvolumen von rund 2 Milliarden Euro.[2]

Hintergrund

Unter der Führung der thyssenkrupp AG entstand im Jahr 2005 aus dem Zusammenschluss der Unternehmen Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) in Kiel, Blohm+Voss in Hamburg, Nordseewerke in Emden, Nobiskrug in Rendsburg, Kockums in Schweden und Hellenic Shipyards in Griechenland ein Werftenverbund unter der Führung der thyssenkrupp Marine Systems AG.[3]

Im April 2008 verkaufte thyssenkrupp seine Beteilung an Nobiskrug an Eagle River Capital. Der Verkauf wurde rückwirkend zum 1. Oktober 2007 vollzogen.[4]

Im März 2010 verkaufte thyssenkrupp wesentliche Teile der Nordseewerke an die Schaaf Industrie AG (SIAG). Von insgesamt rund 1.200 Mitarbeitenden am Standort Emden verblieben rund 450 Mitarbeiter bei thyssenkrupp Marine Systems, vornehmlich zur Konstruktion und Engineering von U-Booten und Marineschiffen.

Im September 2010 trennte sich thyssenkrupp von 75,1 Prozent seiner Anteile an Hellenic Shipyards und verkaufte diese an Abu Dhabi Mar.[5] Die verbleibenden 24,9 Prozent hält weiterhin thyssenkrupp.

2011 trennte sich thyssenkrupp Marine Systems von dem Überwasserschiffbau in Kiel. Es entstand die HDW-Gaarden, die 2015 in German Naval Yards umfirmierte.

Im Februar 2012 wurde der Verkauf der zivilen Sparte von Blohm+Voss an den britischen Private-Equity Fond Star Capital Partners vollzogen[6]. Engineering und Konstruktion verbleiben bei thyssenkrupp am Standort Hamburg.

Im Januar 2013 verschmelzen die Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH und die Blohm+Voss Naval GmbH zu der thyssenkrupp Marine Systems GmbH.

Im Juli 2014 verkaufte thyssenkrupp seine Anteile an Kockums an die schwedische Saab AB.[7]

Anfang 2017 übernahm thyssenkrupp die Minderheitsbeteiligung von Airbus (49 Prozent) an der ATLAS ELEKTRONIK GmbH und wurde somit alleiniger Eigentümer.[8]

Im Juni 2022 übernahm thyssenkrupp Marine Systems den Standort Wismar der insolventen MV Werften.[9][10] Vorgesehen ist an diesem Standort die Fertigung von U-Booten und Marineüberwasserschiffen ab 2024.

Struktur / Geschäftsbereiche

Neben Automotive Technology, Material Services, Multi Tracks, Steel Europe und Industrial Components ist Marine Systems eine eigenständige Business Unit innerhalb der thyssenkrupp AG.

Gemäß der Schiffbauumfrage 2021 (Stand Oktober 2021) der IG Metall wird thyssenkrupp Marine Systems als der größte Arbeitgeber im Schiffbau vor der Meyer Werft Gruppe in Norddeutschland geführt.

thyssenkrupp Marine Systems gliedert sich in vier Geschäftsbereiche:[11]

  • U-Boote Konstruktion und Bau von nicht-nuklearen U-Booten basierend auf außenluftunabhängigen Antriebssystemen (AIP) mit Brennstoffzellen
  • Marine-Überwasserschiffe Konstruktion und Bau von Fregatten und Korvetten für die deutsche und internationale Marinen
  • Naval Electronics Systems Die ATLAS ELEKTRONIK GmbH als Tochter der thyssenkrupp AG wird durch die thyssenkrupp Marine Systems (GmbH) operativ als Geschäftsbereich Naval Electronics Systems geführt. Aufgaben sind die Entwicklung, Konstruktion und Bau von Sonaren, Sensoren, Führungs- und Waffeneinsatzsystemen für U-Boote und Überwasserschiff, Minenaufklärungs- und bekämpfungssystemen, unbenannten Unterwasserfahrzeugen, Radio-, Kommunikations- und Datenüberwachungssystemen, Marinewaffen, Sicherheitssysteme für Häfen und Küsten.
  • Services Dienstleistungen für den gesamten Lebenszyklus eines Schiffes oder U-Bootes, z.B. Ersatzteilbeschaffung (In-Service-Support – ISS), technische Beratung, Mid-Life-Modernisierungsprogramme

Standorte

thyssenkrupp Marine Systems ist in Norddeutschland an folgenden Standorten[12] vertreten:

Die Zentrale von thyssenkrupp Marine Systems ist in Kiel. Hier befinden sich ebenfalls die Docks und Schiffbauhallen für die Produktion und den Service von U-Booten.

In Hamburg ist thyssenkrupp Marine Systems mit den Bereichen Konstruktion und Engineering für Marine-Überwasserschiffe ansässig.

In Emden verfügt thyssenkrupp Marine Systems über Kapazitäten im Bereich Engineering und Konstruktion für U-Boote und Marine-Überwasserschiffe.

In Brasilien am Standort Itajaí verfügt thyssenkrupp Marine Systems über eine Werft zum Bau von Marine-Überwasserschiffen.

Der neuste Standort in Norddeutschland ist Wismar. Hier sollen ab 2024 U-Boote und Marineüberwasserschiffe gebaut werden. Im Zeitraum 2022 bis 2024 müssen die Produktionsanlagen für die speziellen Anforderungen an den Marineschiffbau ertüchtigt werden.

Die Zentrale der ATLAS ELEKTRONIK Gruppe, als Naval Electronics Systems, befindet sich in Bremen (ATLAS ELEKTRONIK GmbH) mit Zweigniederlassungen in Wedel bei Hamburg und Wilhelmshaven. Tochterunternehmen der ATLAS ELEKTRONIK befinden sich unter anderem in Flintbek (Hagenuk Marinekommunikation), Großbritannien (ATLAS ELEKTRONIK UK), USA (ATLAS North America) und Australien (Sonartech ATLAS).

Im November 2019 hat thyssenkrupp Marine Systems angekündigt in den Standort Kiel 250 Millionen Euro zu investieren.[13] Damit soll das Kompetenzzentrum für den konventionellen U-Boot-Bau weiterentwickelt und zukunftsfähig gemacht werden. Im Rahmen des Investitionsprogramms werden unter anderem eine neue Schiffbauhalle errichtet, eine zweite Ausrüstungsline für die U-Boot-Fertigung aufgebaut, ein innovatives Bühnensystem für die Sektionsmontage integriert sowie in die Ertüchtigung des Shiplifts investiert. Weiterhin verspricht das Unternehmen die Schaffung von bis zu 500 neuen Arbeitsplätzen.

Nach dem Baustart im Mai 2021 fand im September 2021 die Grundsteinlegung für die neue Schiffbauhalle statt, die 2023 schlüsselfertig, durch den Bauträger Ed. Züblin AG,[14][15] an thyssenkrupp Marine Systems übergeben werden soll. Die neue Halle wird auf rund 1.200 Pfählen stehen und bei einer Länge von 170 m, einer Breite von 70 m und einer Höhe von 33 m eine Bruttogeschossfläche von rund 15.000 m2 aufweisen. Sie wird der Arbeitsplatz von rund 300 Mitarbeitenden im Schichtbetrieb sein.

Weblinks

Commons: ThyssenKrupp Marine Systems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Our Management. Abgerufen am 12. Januar 2021 (englisch).
  2. a b c About us. Abgerufen am 12. Januar 2021 (englisch).
  3. Rolf Zamponi: Offizieller Startschuß für Werftenverbund. 7. Januar 2005, abgerufen am 23. September 2022 (deutsch).
  4. ThyssenKrupp verkauft Werft Nobiskrug. Abgerufen am 23. September 2022.
  5. Lösung für griechische ThyssenKrupp-Werft HSY. Abgerufen am 23. September 2022.
  6. Verkauf von Blohm + Voss abgeschlossen. Abgerufen am 23. September 2022.
  7. Pressemitteilungen. Abgerufen am 23. September 2022.
  8. THB Täglicher Hafenbericht Thyssenkrupp übernimmt Rüstungsfirma Atlas Elektronik komplett. Abgerufen am 23. September 2022.
  9. tagesschau.de: Kreuzfahrtwerft baut U-Boote - ein Modell für die Branche? Abgerufen am 23. September 2022.
  10. thyssenkrupp Marine Systems acquires MV Werften. Abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
  11. Our Products & Services. Abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
  12. Our Locations. Abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
  13. THB - Täglicher Hafenbericht. Abgerufen am 23. September 2022.
  14. Kieler Nachrichten online - Grundstein für neue Schiffbauhalle (Bilder). Abgerufen am 23. September 2022.
  15. Neue Landmarke am Hafen: ZÜBLIN realisiert imposante Schiffbauhalle für thyssenkrupp Marine Systems in Kiel. Abgerufen am 23. September 2022.