Tolomei (Familie)
Die Tolomei waren eine alte und berühmte sienesische Familie, die eine gefügige Genealogie mit den Ptolemäer-Herrschern des alten Ägypten verbinden wollte, von denen einige wahrscheinlich während der Herrschaft Karls des Großen in die Toskana kamen[1].
Legendärer Ursprung
Die Ursprünge der Familie gehen auf die Ptolemäer, die von den Dardaniden abstammen und auf die mazedonische Königsfamilie der Argeaden, die später zu den Lagiden wurden, zurück. Die Schaffung von Mythen über ihre Vorfahren war für viele edle Herrschaften durchaus üblich.[2]
Die Legende besagt, dass die Vereinigung von Gaius Julius Caesar mit Kleopatra VII. der Königin von Ägypten, Ptolemaios XV. zur Welt brachte, bekannt als Cäsarion, dem einzigen männlichen Sohn des Führers und angeblichen Erbe des römischen Reichsthrons. Nach Cäsars Tod wurde der Junge von Marcus Antonius, einem treuen General, in den römischen Senat gebracht, der ihn als direkten Nachfolger der Julier vorstellte (prestigeträchtiges Geschlecht im Stammbaum, der Gründer Roms, berechtigt zum kaiserlichen Thron). Der Senat jedoch, der die Vereinigung von Cäsar mit Königin Kleopatra nicht anerkannte, wies auf Octavian, den Neffen und Adoptivsohn von Cäsar, als legitimen Nachfolger hin. Octavian ließ Cäsarion aus Angst vor seiner Rache im Erwachsenenalter zum Tode verurteilen. Ein Nachkomme der ägyptischen Könige wäre also auf der Halbinsel gelandet und hätte die Linie fortgesetzt.[3]
Historische Hinweise
Das erste dokumentierte Mitglied der Familie ist Baldistricca Tolomei im Jahr 1121.[1] Im 12. Jahrhundert gründete ein Nachkomme dieses Mannes, der zur Zeit von Papst Gregor I. lebte, Baron Alemanni, die Familie Tolomei in Siena.
Die Tolomei waren eine sehr reiche Kaufmannsfamilie, die in Siena lebte, wo sie den gleichnamigen historischen Palast 1205 erbauen ließen. Nach den qualvollen politischen Ereignissen in der Republik Siena, in denen die Dynastie sehr aktiv war, wurden einige Vertreter der Tolomai aus der Stadt verbannt, was die Entstehung einiger Nebenlinien in anderen Regionen begünstigte. Sie waren Besitzer zahlreicher Lehen in der Toskana.[4]
Der Hauptzweig zog auf Befehl von Innozenz VI. nach Rom: Raimondo Tolomei wurde 1358 an die Spitze des Senats gesetzt. Die Tolomei errichteten ihre römische Residenz im Stadtteil Trastevere, wo man noch heute das Wappen auf dem Turm in der Via dell’Arco dei Tolomei bewundern kann, in dem der Hauptsitz des italienischen Jüdischen Zentrums "Pitigliani" ist.[5]
1503 kauften sie von der Familie Colonna die Lehen von mit den Gebieten der freien Gemeinden Collepardo, Guarcino, Vico nel Lazio, bis zu den Höhen von Anticoli di Campagna. Im Auftrag von Claudio Tolomei wurden das Castello di Collepardo mit seinem Portal aus dem Jahr 1606 und der Palast von Vico in Latium gebaut.[6]
In ihrem Besitz befanden sich administrative, gerichtliche und klerikale Ämter, zur Erinnerung an Graf Maximinus Tolomei, Notar in Guarcino.
Dazu gehörten auch die von Dante, im 5. Gesang des Fegefeuers, erwähnte Pia de’ Tolomei und der Gelehrte Claudio Tolomei.
Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert lebten in Perugia zwei Zweige der sieneser Familie. Die Tolomei della Stella und die Tolomei di porta Santa Susanna:[7] diesen gehörte Scipione Tolomei (1553-1630) an, politischer Schriftsteller und Gerichtssekretär der Della Corgna, Herzog von Castiglione del Lago.[8]
In Ferrara des 14. Jahrhunderts lebte die Linie der Tolomei dell’Assassino: Stella, Tochter von Giovanni und Geliebte von Niccolò III d’Este, war die Mutter von Ugo und den Herzögen Leonello und Borso.[9]
Der Zweig von Pistoia starb mit dem Tod von Gräfin Sofia Manni, Witwe des Grafen Filippo Tolomei, aus.[2]
Heute sind die Zweige von Rom, Collepardo und Florenz erhalten.
Im Kreuzgang der Basilika San Francesco befindet sich ein nobles Grab der sienesischen Tolomei, wo auch die achtzehn von den Salimbeni-Antagonisten ermordeten Bürger begraben wurden.
Referenzen
Literatur
- Bruno Rossi: Gli Estensi. In: Le grandi famiglie d'Europa. Band 13. Mondadori, Mailand 1972 (italienisch).
- E. Agostini: Famiglie perugine. Band 210. Archivio Storico di San Pietro, Perugia (italienisch).
- G. Corradi: voce Tolomei. In: Grande dizionario enciclopedico. Band XII. Turin 1962 (italienisch).
- M. G. Donati-Guerrieri: Lo Stato di Castiglione del Lago e i della Corgna. Grafica, Perugia 1972 (italienisch).
- R. Mucciarelli: I Tolomei banchieri di Siena. Protagon, Siena 1995 (italienisch).
- S. Tolomei: Lettere. Stamperia Augusta,, Perugia 1617 (italienisch).