Torbeschen
Die Torbeschen (mazedonisch: Торбеши, Torbeshi; in Nordmazedonien auch als Mazedonische-Muslime Македонци-муслимани, Makedonci-muslimani bezeichnet) sind eine ethno-religiöse Minderheit. Sie sprechen eine slawische Sprache ähnlich dem torlakischen Dialekt und gehören meist dem Islam an (siehe Islam in Nordmazedonien).[1]
Sie sind eng mit den Goranen im Kosovo und den Pomaken in Bulgarien verwandt, sowie den Čitaci aus dem Sandžak[2]. Die Torbeschen leben hauptsächlich in den westlichen Regionen Nordmazedoniens um Debarska Zupa, Drimkol, Reka, Golloborda (Albanien) und ebenfalls im südlichen Teil Kosovos in den Regionen Prizrenska Podgora und Sredačka Župa um die Stadt Prizren herum.
Geschichte
Die Torbeschen sind hauptsächlich Nachfahren von orthodoxen sowie heidnischen Slawen, die während der Osmanischen Herrschaft freiwillig zum Islam konvertierten (siehe auch Muslimische Slawen im Osmanischen Reich). Sufi-Orden der Khalwati, Rifa'is und Qadiris spielten eine große Rolle bei der Missionierung der Bevölkerung in der Region des Balkan, so kämpften sie auch im Ersten Weltkrieg in der Schlacht von Gallipoli und im Krieg bei Çanakkale für das Osmanische Reich.
Siedlungsgebiete
Die größte Konzentration der Torbeschen findet man im Westen von Nordmazedonien und im Osten von Albanien sowie im Süden von Kosovo. Einige Dörfer der Debar-Region werden beinahe ausschließlich von Torbeschen bewohnt. Auch in der Gemeinde von Struga leben eine große Anzahl an Torbeschen, vor allem in den Dörfern Labunishta, Oktisi, Podgorci und Boroec. Dasselbe gilt für den Kosovo, wobei sie hier seit längerem um eine eigene Gemeinde Rečane kämpfen. Die ältesten Dörfer hier sind unter anderem Mušnikovo, Skorobisht, Mušutište sowie Mališevo und Rahovec, wobei letztere drei heute total albanisiert sind.
Bevölkerung
Die genaue Bevölkerungsanzahl ist schwer einschätzbar. Der Historiker Ivo Banac schätzte, dass im alten Jugoslawien vor dem Zweiten Weltkrieg ca. 27.000 Torbeschen lebten. Nachfolgende Volkszählungen brachten sehr unterschiedliche Zahlen; 1.591 um 1953, 3.002 um 1961, 1.248 um 1971 und 39.355 um 1981. Letztere umfasst auch solche, welche sich vorher als Türken identifizierten.
Die Zahl der Torbeschen in Mazedonien wurde im Jahr 2013 auf etwa 40.000 geschätzt.
Weblinks
- Minorities in Southeast Europe – Muslims of Macedonia (Memento vom 3. Januar 2016 im Internet Archive) In: Center for Documentation and Information on Minorities in Europe – Southeast Europe (CEDIME-SE). (PDF-Datei, 165 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Jane K. Cowan: Macedonia: The Politics of Identity and Difference. In: Anthropology, Culture and Society. Pluto Press, 2000, ISBN 0-7453-1589-5, S. 111 (Online-Version [abgerufen am 9. Februar 2014]).
- ↑ https://www.enciklopedija.hr/natuknica.aspx?id=13426