Col du Tourmalet
Col du Tourmalet | |||
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Passhöhe mit der Skulptur Géant du Tourmalet. | |||
Himmelsrichtung | West | Ost | |
Passhöhe | 2115 m | ||
Département | Hautes-Pyrénées, Frankreich | ||
Talorte | Luz-Saint-Sauveur | Sainte-Marie-de-Campan | |
Ausbau | D 918 | ||
Wintersperre | Dezember–Mai | ||
Gebirge | Pyrenäen | ||
Profil | |||
Bergwertung | Hors Catégorie | Hors Catégorie | |
Ø-Steigung | 7,6 % (1405 m / 18,4 km) | 7,4 % (1270 m / 17,1 km) | |
Max. Steigung | 10,2 % | 10 % | |
Karte (Hautes-Pyrénées) | |||
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Koordinaten | 42° 54′ 31″ N, 0° 8′ 43″ O |
Der Col du Tourmalet ist mit 2115 Metern über dem Meeresspiegel der höchste asphaltierte Straßenpass der französischen Pyrenäen. Er liegt im Département Hautes-Pyrénées und verbindet Luz-Saint-Sauveur mit Campan. Der Col du Tourmalet verdankt seinen hohen Bekanntheitsgrad seiner zentralen Rolle in der Geschichte der Tour de France und der Tatsache, dass er auch in den gegenwärtigen Auflagen der Tour sehr häufig überquert wird. Dadurch wurde der Pass zu einem sehr beliebten Ziel für ambitionierte Freizeitradfahrer. In der Wintersaison verbirgt sich die Straße unter einer dicken Schneedecke inmitten eines Skigebietes. In der Sommersaison werden die umliegenden Weiden zur Nutztierhaltung verwendet.
Zur Herkunft des Namens Tourmalet gibt es zwei Theorien. Die Annahme einer lateinischen Abstammung führt zur Bedeutung schlechter Weg, wohingegen eine Abstammung aus der Gaskognischen Sprache entfernter Berg als Etymologie ergibt.[1]
Streckenführung
Der Aufstieg von der Westseite beginnt in Luz-Saint-Sauveur, geht über Barèges und überwindet auf 18,4 km eine Höhendifferenz von 1405 m bei einer durchschnittlichen Steigung von 7,6 %. Die Ostanfahrt von Sainte-Marie-de-Campan über La Mongie ist 17,1 km lang mit einer Durchschnittssteigung von 7,4 % bei 1270 zu überwindenden Höhenmetern. Beide Aufstiege sind in Abständen von einem Kilometer mit speziellen Schildern für Radfahrer ausgestattet.
An der Passhöhe zweigt eine 5,5 km lange Piste zum Pic du Midi de Bigorre ab, die für den normalen Verkehr gesperrt ist. Ihr Endpunkt Col les Laquets liegt auf 2637 m[2] Höhe und ist damit der höchste anfahrbare Punkt in den Pyrenäen.
Höhere Straßen in den Pyrenäen
Der Col du Tourmalet ist der höchste asphaltierte Straßenpass der französischen Pyrenäen. Entgegen häufig zu lesenden Informationen (siehe zum Beispiel[3][4]) ist er allerdings weder die höchste asphaltierte Straße in den französischen Pyrenäen noch der höchste Straßenpass in den französischen Pyrenäen noch der höchste asphaltierte Straßenpass der Pyrenäen. Die asphaltierten Straßen zu den Bergseen Lac de Cap-de-Long und Lac d'Aumar sind höher, da diese ebenfalls im Département Hautes-Pyrénées gelegenen Seen auf 2161 und 2192 Metern über dem Meeresspiegel liegen.[5] Diese Straßen erfüllen allerdings nicht die Kriterien eines Straßenpasses. Die nicht asphaltierte Straße zum Pass Col les Laquets führt bis auf 2637 m[2] Der höchste asphaltierte Straßenpass in den Pyrenäen ist mit seinen 2407 Metern über dem Meeresspiegel der Port d’Envalira in Andorra.
Tour de France
Der Col du Tourmalet ist vor allem durch die Tour de France bekannt geworden. Im Jahr 1910 wurde der Pass auf Anregung des Luxemburgers Alphonse Steinès als erster Hochgebirgspass überhaupt in das Programm der Tour de France aufgenommen. Damals führte nur ein Pfad über den Pass, und zudem gab es in den Pyrenäen wilde Bären. Bei der Inspektion des Passes wäre Steines fast ums Leben gekommen, telegrafierte aber an seinen Vorgesetzten Henri Desgrange die mittlerweile fast legendären Worte „Bin gut über den Tourmalet gekommen. Stop. Straße in gutem Zustand. Stop. Keine Schwierigkeiten für die Fahrer.“ Als erstem Tour-de-France-Fahrer gelang es dem späteren Gesamtsieger Octave Lapize, die Passhöhe zu überwinden. Einen Anstieg später, am Col d’Aubisque, bezeichnete er wegen der Schwere der Streckenführung die Kontrolleure der Tour-Organisation als Mörder („Vous êtes des assassins. Oui, des assassins!“). Das alljährlich von Fernsehkommentatoren erwähnte Drama von Eugène Christophe und seiner gebrochenen Fahrradgabel, die er nach langem Fußmarsch in einer Schmiede in Sainte-Marie-de-Campan selbst reparieren musste, ereignete sich 1913 ebenfalls am Tourmalet.
Heute gilt der Col du Tourmalet zusammen mit L’Alpe d’Huez, dem Col du Galibier und dem Mont Ventoux als einer der schwersten und berühmtesten Anstiege der Tour de France (Hors Catégorie) mit besonderer Punktezahl und wird fast jedes Jahr überquert, mittlerweile allerdings auf einer gut ausgebauten Straße. Bei der Tour de France 2010 wurde er anlässlich des runden Jahrestags der Erstbefahrung gleich zweimal bewältigt. Die 16. Etappe (75. Befahrung) ging ihn über die Ostrampe an, auf der 17. Etappe (76. Befahrung) war er zum zweiten Mal nach 1974 Ziel einer Bergankunft. Auch damals war er zweimal Bestandteil des Parcours. Zuletzt endete die 14. Etappe der Tour de France 2019 auf dem Col du Tourmalet.
Der Tourmalet ist somit nicht nur der älteste, sondern auch der am häufigsten befahrene Hochgebirgspass in den 106 Austragungen der Tour. Außer den 79 Passagen des Kulminationspunkts fanden 1974, 2010 und 2019 Berganküfte auf der Passhöhe statt (Stand: 2019). 1970, 2002 und 2004 gab es jeweils Bergankünfte im Skiort La Mongie, ohne dass dabei die Passhöhe überfahren wurde.
An der Passhöhe befindet sich ferner ein Gedenkstein für Jacques Goddet, den langjährigen Direktor der Tour de France (von 1947 bis 1986) sowie eine Gedenktafel für den Straßen- und Brückenbauingenieur Jean-Raoul Paul. Des Weiteren findet sich in den Sommermonaten eine Skulptur, die die erstmalige Überquerung des Tourmalet im Rahmen der Tour de France 1910 symbolisiert. Der französische Fahrer Octave Lapize war der führende Fahrer bei dieser Überquerung, so dass die Skulptur neben ihrem offiziellen Namen „Le Géant du Tourmalet“ (der Riese des Tourmalet) den Beinamen „Octave le Géant“ erhalten hat.[6]
Landwirtschaftliche Nutzung
Wie viele Bergpässe in den französischen Pyrenäen, führt auch der Col du Tourmalet durch Weiden; auf denen sich Nutztiere frei bewegen können. Im Fall des Col du Tourmalet findet man Kühe, Ziegen und Lamas.[7] Die Tiere sind in aller Regel nicht eingezäunt und können frei die Straße betreten. Das tun sie auch häufig, und mitunter kann sie nicht einmal der Trubel einer laufenden Tour de France-Etappe davon abhalten.[8] Die Tiere sind weder scheu noch im Allgemeinen aggressiv. Es ist aber empfehlenswert, sich ihnen nicht mehr als notwendig zu nähern, insbesondere wenn Jungtiere in den Herden sind.[9]
Eine der speziellen Kilometermarken für Radfahrer im Anstieg von Sainte Marie de Campan
Literatur
- Kristian Bauer: Roadbook Tour de France. Rennradführer. Bruckmann Verlag 2006, ISBN 978-3-7654-4477-7.
- Peter Leissl: Die legendären Anstiege der Tour de France. Covadonga Verlag, Bielefeld 2004, ISBN 3-936973-09-1. (Geschichte)
- Philippe Bouvet, Philippe Brunel, Serge Laget, Philippe Le Men, Christian Naitslimane: Cols mythiques du Tour de France. Fotoband. L’Equipe, Issy-Les-Moulineaux 2005, ISBN 2-915535-09-4.
Weblinks
- Information über den Col du Tourmalet für Radfahrer (Streckenprofil, Schwierigkeitsgrad, Bilder)
- Der Tourmalet in der Geschichte der Tour de France (französisch)
- Profil der Westrampe des Tourmalet
- Profil der Ostrampe des Tourmalet
- Profil des Tourmalet bis Les Lacquets
Einzelnachweise
- ↑ Tourmalet : l'hommage au géant – LaRepubliquedesPyrenees.fr (französisch). Abgerufen am 13. Juli 2015.
- ↑ a b Topographische Karte herausgegeben durch IGN Number 1747 ET, Skala 1:25 000.
- ↑ 3. Col du Tourmalet, Top 5 Berge für Radsportler in den Pyrenäen. Abgerufen am 11. Juli 2015.
- ↑ Roaming The Google Streets: Col du Tourmalet – Highest Point in Tour de France [auf Englisch]. Abgerufen am 11. Juli 2015.
- ↑ Topographische Karte herausgegeben durch IGN Nummer 1748 ET, Skala 1:25 000.
- ↑ Le Géant ou Octave Lapize (französisch). Abgerufen am 14. Juli 2015.
- ↑ Les lamas du Tourmalet – La Mongie – Hautes-Pyrénées – Grand Sud Insolite – Week-end et découverte. Abgerufen am 12. Juli 2015.
- ↑ Kühe auf der Straße in der Abfahrt vom Tourmalet in der Tour de France im Jahr 2015, Warren Barguil.. YouTube. Abgerufen am 17. Juli 2015.
- ↑ Karin Jirku: Vor freilaufenden Rindern auf der Alm sollte der Wanderer gebührenden Respekt haben: Trau keiner Kuh. Berliner Zeitung, 8. August 2009, abgerufen am 23. September 2022.