Bergwertung (Tour de France)

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Die Bergwertung der Tour de France wurde erstmals bei der Tour de France 1933 unter dem Namen Grand Prix de la Montagne (frz.: Großer Bergpreis) ausgetragen. Es gewinnt der Fahrer, der die meisten Punkte während aller Etappen sammelt. Die Punkte werden für die Platzierung auf klassifizierten Anstiegen während der Etappe vergeben.

Gepunktetes Trikot

Seit der Tour de France 1975 trägt der Führende der Bergwertung nach einer Etappe am nächsten Tag das rot-gepunktete Wertungstrikot (frz. maillot à pois rouges).

Die markante Gestaltung des Gepunkteten Trikots soll auf den französischen Schokoladenhersteller „Chocolat Poulain“ zurückgehen, der seine Schokolade in weißem Papier mit roten Punkten verkaufte und die Bergwertung ursprünglich sponserte.[1] Obwohl der Sponsor inzwischen gewechselt hat, wurde die Punkte-Optik beibehalten. Andere Quellen stellen dies in Zweifel, da es keinen Beweis für eine solche Verpackung gebe.[2]

Punktevergabe

Der Modus der Bergwertung ist ähnlich wie bei der Punktewertung. Am Ende jeder vom Veranstalter als Bergwertung klassifizierten Steigung werden Punkte vergeben. Die Kategorie beschreibt die Schwierigkeit des Anstiegs. Die höchste Einstufung ist hors catégorie (HC, außerhalb der Kategorien), die niedrigste Einstufung ist die 4. Kategorie. Die Punkte werden je nach Platzierung bei der Bergwertung vergeben. Dabei ist die Vergabe von Bergpunkten nicht auf das Gebirge beschränkt, sondern kann auch bei kleineren Steigungen (Hügeln, bspw. der 4. Kategorie) auf Flachetappen stattfinden.

Bei der Tour de France 2017 galt z. B. folgendes Schema:[3]

Kategorie Punktevergabe nach Platzierung
1 2 3 4 5 6 7 8
Hors Catégorie 20 15 12 10 8 6 4 2
1. Kategorie 10 8 6 4 2 1
2. Kategorie 5 3 2 1
3. Kategorie 2 1
4. Kategorie 1

Sieger ist der Fahrer mit den meisten Punkten. Bei Punktegleichstand zwischen zwei oder mehreren Fahrern ist das entscheidende Kriterium die Anzahl der ersten Plätze bei Bergankünften hors catégorie. Sollte es dabei wiederum einen Gleichstand geben, entscheidet die Anzahl der ersten Plätze bei den Bergwertungen der jeweils nächsten Kategorie. Im Falle eines Gleichstands auch nach Zahl der ersten Plätze in sämtlichen Kategorien ist schließlich die Platzierung der Fahrer im Gesamtklassement maßgeblich.

Gewinner der Bergwertung

Richard Virenque konnte das Gepunktete Trikot insgesamt siebenmal gewinnen, dabei als erster Rennfahrer viermal hintereinander (1994–1997). 1998 war es ihm auf Grund der Verwicklung in den Festina-Dopingskandal nicht möglich, die Serie fortzusetzen. Je sechsmal gewannen Federico Bahamontes und Lucien Van Impe die Wertung des besten Bergfahrers.

Chronologische Liste der Sieger der Bergwertung

Sieger 1933–1959
1933 SpanienSpanien Vincente Trueba
1934 FrankreichFrankreich René Vietto
1935 BelgienBelgien Félicien Vervaecke
1936 SpanienSpanien Julián Berrendero
1937 BelgienBelgien Félicien Vervaecke
1938 Italien Gino Bartali
1939 BelgienBelgien Sylvère Maes
1947 FrankreichFrankreich Pierre Brambilla
1948 ItalienItalien Gino Bartali
1949 ItalienItalien Fausto Coppi
1950 Frankreich Louison Bobet
1951 Frankreich Raphaël Géminiani
1952 ItalienItalien Fausto Coppi
1953 SpanienSpanien Jesús Lorono
1954 SpanienSpanien Federico Bahamontes
1955 Luxemburg Charly Gaul
1956 Luxemburg Charly Gaul
1957 Italien Gastone Nencini
1958 SpanienSpanien Federico Bahamontes
1959 SpanienSpanien Federico Bahamontes
Sieger 1960–1979
1960 Italien Imerio Massignan
1961 ItalienItalien Imerio Massignan
1962 SpanienSpanien Federico Bahamontes
1963 SpanienSpanien Federico Bahamontes
1964 SpanienSpanien Federico Bahamontes
1965 SpanienSpanien Julio Jímenez
1966 SpanienSpanien Julio Jímenez
1967 SpanienSpanien Julio Jiménez
1968 SpanienSpanien Aurelio González Puente
1969 BelgienBelgien Eddy Merckx
1970 BelgienBelgien Eddy Merckx
1971 BelgienBelgien Lucien Van Impe
1972 BelgienBelgien Lucien Van Impe
1973 SpanienSpanien Pedro Torres
1974 SpanienSpanien Domingo Perurena
1975 BelgienBelgien Lucien Van Impe
1976 Italien Giancarlo Bellini
1977 BelgienBelgien Lucien Van Impe
1978 Frankreich Mariano Martínez
1979 Italien Giovanni Battaglin
Sieger 1980–1999
1980 FrankreichFrankreich Raymond Martin
1981 BelgienBelgien Lucien van Impe
1982 Frankreich Bernard Vallet
1983 BelgienBelgien Lucien Van Impe
1984 Vereinigtes Konigreich Robert Millar
1985 Kolumbien Luis Herrera
1986 Frankreich Bernard Hinault
1987 Kolumbien Luis Herrera
1988 Niederlande Steven Rooks
1989 Niederlande Gert-Jan Theunisse
1990 FrankreichFrankreich Thierry Claveyrolat
1991 Italien Claudio Chiappucci
1992 ItalienItalien Claudio Chiappucci
1993 Schweiz Tony Rominger
1994 FrankreichFrankreich Richard Virenque
1995 FrankreichFrankreich Richard Virenque
1996 FrankreichFrankreich Richard Virenque
1997 FrankreichFrankreich Richard Virenque
1998 FrankreichFrankreich Christophe Rinero
1999 FrankreichFrankreich Richard Virenque
Sieger 2000–2019
2000 KolumbienKolumbien Santiago Botero
2001 FrankreichFrankreich Laurent Jalabert
2002 FrankreichFrankreich Laurent Jalabert
2003 FrankreichFrankreich Richard Virenque
2004 FrankreichFrankreich Richard Virenque
2005 Danemark Michael Rasmussen
2006 Danemark Michael Rasmussen
2007 Kolumbien Mauricio Soler
2008 Osterreich Bernhard Kohl1
2009 Italien Franco Pellizotti2
2010 Frankreich Anthony Charteau
2011 SpanienSpanien Samuel Sánchez
2012 Frankreich Thomas Voeckler
2013 Kolumbien Nairo Quintana
2014 Polen Rafał Majka
2015 Vereinigtes Konigreich Chris Froome
2016 Polen Rafał Majka
2017 Frankreich Warren Barguil
2018 Frankreich Julian Alaphilippe
2019 Frankreich Romain Bardet
Sieger seit 2020
2020 Slowenien Tadej Pogačar
2021 Slowenien Tadej Pogačar
2022 Danemark Jonas Vingegaard

Anmerkung

1 Die Ergebnisse von Kohl wurden gelöscht, nachdem er positiv auf das EPO-Dopingsmittel CERA getestet wurde. Das Klassement wurde aber noch nicht erneuert. Carlos Sastre war der 2. in der Wertung gewesen.
2 Die Ergebnisse von Pellizotti wurden gelöscht, nachdem bei ihm auffällige Blutwerte festgestellt wurden. Das Klassement wurde aber noch nicht erneuert. Egoi Martínez war der 2. in der Wertung gewesen.

Siege nach Nationen

Rang Nation Siege Erfolgreichste Fahrer Letzter Sieger
1 Frankreich Frankreich 22 Richard Virenque (7) Romain Bardet 2019
2 SpanienSpanien Spanien 16 Federico Bahamontes (6) Samuel Sánchez 2011
3 Italien Italien 11 Gino Bartali, Fausto Coppi, Imerio Massignan und Claudio Chiappucci (2) Claudio Chiappucci 1992
BelgienBelgien Belgien 11 Lucien Van Impe (6) Lucien Van Impe 1983
5 Kolumbien Kolumbien 5 Luis Herrera (2) Nairo Quintana 2013
6 Luxemburg Luxemburg 2 Charly Gaul (2) Charly Gaul 1956
Danemark Dänemark 3 Michael Rasmussen (2) Jonas Vingegaard 2022
Niederlande Niederlande 2 Steven Rooks und Gert-Jan Theunisse Gert-Jan Theunisse 1989
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 2 Robert Millar und Chris Froome Chris Froome 2015
Polen Polen 2 Rafał Majka (2) 2016
Slowenien Slowenien 2 Tadej Pogačar (2) 2021
12 Schweiz Schweiz 1 Tony Rominger 1993

Anstiege „hors catégorie“

Kriterien

Als hors catégorie (frz.) abgekürzt HC, übersetzt in etwa außerhalb der Kategorien oder jenseits aller Kategorie[4], im deutschen Sprachraum auch teilweise als Ehrenkategorie bezeichnet,[5] wird durch den Tour-de-France-Veranstalter ASO, der auch andere Radrennen veranstaltet, meist ein Anstieg eingestuft, der entweder mehr als 1500 Höhenmeter oder 1000 Höhenmeter mit einer durchschnittlichen Steigung größer als 6,5 % überwindet. Es gibt bei der Tour de France aber auch Pässe, die diese Parameter nicht erfüllen und trotzdem als Berge hors catégorie gelten. So hat z. B. der Anstieg nach Luz Ardiden nur 870 Höhenmeter. Andererseits überwindet der Port d’Envalira 1685 Höhenmeter, ist jedoch wegen der relativ geringen Steigung ein Berg der ersten Kategorie.

Liste

Folgende Pässe waren bei der Tour de France als Bergwertungen hors catégorie eingestuft:

Legende:

  • Die vier fettgedruckten Berge gelten als die berühmtesten Anstiege der Tour de France.
  • G. → Gebirge (P=Pyrenäen, A=Alpen)
G. Land Name Passhöhe/
Zielhöhe
überwundene Höhenmeter durchschnittliche Steigung Foto
Seite 1 Seite 2 Seite 1 Seite 2
P Andorra Arcalís 2.225 m 753 m 7,1 % Arcalís
P FrankreichFrankreich Col d’Aubisque 1.709 m 1.190 m 7,2 % Col d'Aubisque
A FrankreichFrankreich Col de Granon 2.413 m 1.049 m 1.009 m 9,2 % 6,6 % Col de Granon
A FrankreichFrankreich Col de Joux Plane 1.712 m 989 m 8,5 % Col de Joux Plane
A FrankreichFrankreich Col de la Bonette 2.715 m 1.502 m 1.565 m 6,8 % 6,5 % Col de la Bonette
A FrankreichFrankreich Col de la Croix de Fer 2.067 m 1.545 m 1.356 m 5,2 % 4,3 % Col de la Croix de Fer
A ItalienItalien / FrankreichFrankreich Col de la Lombarde 2.350 m 1.360 m 1.478 m 5,7 % 7,4 % Col de la Lombarde
A FrankreichFrankreich Col de la Madeleine 1.993 m 1.465 m 1.547 m 5,4 % 8,0 % Col de la Madeleine
P FrankreichFrankreich Col de Soudet 1.540 m 1.090 m 7,3 % Col de Soudet
A FrankreichFrankreich Col d’Izoard 2.360 m 1.095 m 6,8 % Col d'Izoard
A FrankreichFrankreich Col du Galibier 2.645 m 1.226 m 587 m 7,7 % 6,9 % Col du Galibier
P FrankreichFrankreich Col du Tourmalet 2.115 m 1.405 m 1.270 m 7,6 % 7,4 % Col du Tourmalet
A FrankreichFrankreich / ItalienItalien Col Agnel 2.744 m 1.475 m 1.571 m 6,7 % 6,5 % Col Agnel
A Schweiz / ItalienItalien Grosser St. Bernhard 2.469 m 1.752 m 1.878 m 5,9 % 6,2 % Grosser Sankt Bernhard
P FrankreichFrankreich Hautacam 1.520 m 1.037 m 7,2 % Hautacam
A FrankreichFrankreich Alpe d’Huez 1.850 m 1.090 m 7,9 % Alpe d'Huez
P FrankreichFrankreich Luz Ardiden 1.720 m 870 m 6,9 % Luz Ardiden
A (FrankreichFrankreich) ItalienItalien Col du Mont Cenis 2.083 m 1.581 m 5,2 % Col du Mont Cenis
A FrankreichFrankreich Mont Ventoux 1.912 m 1.535 m 1.622 m 7,2 % 7,1 % Mount Ventoux
P FrankreichFrankreich Plateau de Beille 1.780 m 1.248 m 7,9 % Plateau de Beille
P FrankreichFrankreich Port de Balès 1.755 m 1.185 m 6,3 % Port de Balès
P FrankreichFrankreich (SpanienSpanien) Port de Larrau 1.573 m 1.193 m 8,1 % Port de Larrau
P FrankreichFrankreich Port de Pailhères 2.001 m 1.281 m 871 m 6,9 % 8,2 % Port de Pailhères
A FrankreichFrankreich Val Thorens 2.275 m 1.794 m 5,2 % Val Thorens

Träger des Gepunkteten Trikots aus deutschsprachigen Ländern

Fabian Wegmann im Gepunkteten Trikot (2005)

Bisher (Stand: 11. Juli 2022) trugen acht Fahrer aus Deutschland und je einer aus der Schweiz, aus Österreich und aus Luxemburg das Gepunktete Trikot - als Führende oder Vertreter eines anderen Fahrers, der in einer höherrangigen Wertung führte. Von diesen gewannen einzig Tony Rominger und Charly Gaul die Abschlusswertung, während Bernhard Kohls Triumph wegen Dopings nachträglich aberkannt wurde.

Deutschland
  1. Jens Voigt: 1998, 2014
  2. Marcel Wüst: 2000
  3. Rolf Aldag: 2003
  4. Fabian Wegmann: 2005, 2006
  5. Sebastian Lang: 2008
  6. Tony Martin: 2014
  7. Paul Voß: 2016
  8. Simon Geschke: 2022 (9 Tage lang, deutscher Rekord)[6]
Österreich
  1. Bernhard Kohl: 2008
Schweiz
  1. Tony Rominger: 1993
Luxemburg
  1. Charly Gaul: 1955, 1956, 1957 und 1958

Siehe auch

Weblinks

Commons: Gepunktetes Trikot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tour Xtra – The Polka Dot Jersey auf cvccbike.com abgerufen am 20. Juli 2014
  2. 40 Years of the Polka Dot Jersey. In: sicycle.wordpress.com. 16. Juni 2015, abgerufen am 13. Mai 2018 (englisch).
  3. Reglement und Wertungen bei der Tour de France auf Sportschau.de, abgerufen am 12. Juli 2017
  4. Glossar Radsport-Terminologie. Abgerufen am 22. August 2022.
  5. vgl. z. B. radsport-news.com vom 18. Juli 2014: Der erste Berg der Ehrenkategorie
  6. Das Meisterstück des Jonas Vingegaard. In: faz. 21. Juli 2022, abgerufen am 22. Juli 2022.