Tournon-sur-Rhône
Tournon-sur-Rhône | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Auvergne-Rhône-Alpes | |
Département (Nr.) | Ardèche (07) | |
Arrondissement | Tournon-sur-Rhône | |
Kanton | Tournon-sur-Rhône | |
Gemeindeverband | Hermitage-Tournonais-Herbasse-Pays de Saint Félicien | |
Koordinaten | 45° 4′ N, 4° 50′ O | |
Höhe | 115–508 m | |
Fläche | 21,01 km² | |
Einwohner | 10.622 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 506 Einw./km² | |
Postleitzahl | 07300 | |
INSEE-Code | 07324 | |
Website | www.ville-tournon.com | |
Tournon am Fluss Rhône |
Tournon-sur-Rhône ist eine französische Gemeinde mit 10.622 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Ardèche in der Region Auvergne-Rhône-Alpes, etwa 80 km südlich von Lyon am rechten Ufer der Rhone gelegen. In Tournon mündet der aus dem Zentralmassiv kommende Doux in die Rhône. Am anderen Rhône-Ufer befindet sich der Ort Tain-l’Hermitage im Département Drôme; beide zählen inzwischen halbamtlich als Doppelstadt und besitzen überregional bekannte Weinanbaugebiete.
Geschichte
Der Ort Tournon wurde im Jahr 814 erstmals urkundlich erwähnt. Er befand sich im Privatbesitz der Herren von Tournon. Die vorhandene Burg (Schloss St. Just) wurde von ihnen im Jahr 1102 zu einer Festung erweitert, 1316 ließ man eine weitere Schutzanlage errichten, die im 20. Jahrhundert in ein Stift umgewandelt wurde. Dazu gehört die gut erhaltene Stiftskirche St. Julien. Ein 1339 eröffnetes Hospital ist nicht mehr erhalten. Im 16. Jahrhundert begann die wirtschaftliche Entfaltung von Tournon. Als bedeutsam erwies sich der Bau einer Stadtmauer mit insgesamt acht Toren. Eines davon bildete einen Wachturm an der Hauptstraße, der auch zur Erhebung von Zoll diente. Ein weiterer Torturm diente der Hinrichtung von Verurteilten, er wird deshalb Turm der Gehängten genannt. Die Einnahmen der Stadt stiegen und die Bevölkerung, im 14. Jahrhundert um 4060 Personen, wuchs. Für die damit verbundene Zunahme der Kinder wurde 1536 eine Jesuitenschule gegründet. Das Bauwerk erhielt nach seinem Förderer den Namen Gabriel Faure und zählt nunmehr zu den ältesten Schulen in Frankreich. Es wurde im 19. Jahrhundert ein staatliches Gymnasium. Die Burganlage, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, diente später als Gerichtsgebäude und bis 1926 als Gefängnis. Sie ist Besuchern inzwischen zugängig.[1]
Der Stadtkern entwickelte sich um einen zentralen Marktplatz, dessen überdachte Markthalle gut erhalten ist. Zunächst entstanden vielen enge Gassen, zu größeren Teilen mussten sie jedoch dem Ausbau und der Anlage breiterer Straßen weichen.[1]
Am 3. Juli 1954 ereignete sich 10 km nördlich von Tournon ein schwerer Eisenbahnunfall: Aufgrund einer falsch gestellten Weiche stießen ein Güterzug und ein Dieseltriebwagen frontal zusammen. 33 Menschen starben.
Der Namenszusatz sur Rhône wurde der Stadt im Jahr 1989 verliehen.[1]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2016 |
Einwohner | 6878 | 7858 | 8732 | 9099 | 9546 | 9946 | 10.582 | 10.234 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Wirtschaft
Um Tournon und Tain befinden sich die Weinanbaugebiete Côtes du Rhône, also die Ufer der Rhône, als Teil der Weinbauregion Rhône und die bekannten Weinlagen der Herkunftsbezeichnung Hermitage. Außerdem ist Tournon eine bedeutende Schulstadt für die Region mit fast 6.000 Schülern. Der Tourismus spielt seit dem Beginn der Personenschifffahrt auf der Rhône um 1920 eine wichtige Rolle für das Wirtschaftsleben.
Verkehr
Tournon hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Givors-Canal–Grezan, die 1880 von der Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée (P.L.M.) eröffnet wurde. 1973 wurde der Personenverkehr auf dieser regelspurigen, zweigleisigen und elektrifizierten Strecke eingestellt. Für den Güterverkehr ist sie hingegen Abschnitt einer vielbefahrenen Magistrale zwischen Paris und dem Mittelmeer. Nächste Bahnstation mit Reiseverkehr ist der Bahnhof Tain-l’Hermitage - Tournon in Tain-l’Hermitage.
Westlich parallel zu den Anlagen des Bahnhofs Tournon liegen jene des Ausgangsbahnhofs der Schmalspurbahn nach Le Cheylard. Diese nutzte auf ihren ersten zwei Kilometern die Strecke der Hauptbahn mit und unterquerte dabei auf einem Dreischienengleis in einem Tunnel den Burgberg von Tournon. 1968 verkehrte auf dieser Bahn der letzte reguläre Zug, zwei Jahre später begann dort der touristische Verkehr. 2008 wurde der Betrieb der Museumseisenbahn eingestellt, deren 2013 eröffneter Nachfolger Train de l’Ardèche erreicht den alten Bahnhof nicht mehr.
Durch die Stadt verläuft von Norden nach Süden die ehemalige Nationalstraße 86, die mittlerweile zur Départementsstraße D 86 abgestuft wurde. Von ihr zweigt im Ort die D 95 ab, die über die südliche Rhônebrücke nach Tain-l’Hermitage und dort zur Nationalstraße 7 führt. Nächste Autobahn ist die Autoroute A 7 („Autoroute du Soleil“) auf der anderen Seite der Rhône; deren Anschlussstelle Tain-l’Hermitage ist ca. 4,5 km von der Altstadt Tournons entfernt.
Wappen
Beschreibung: In Blau drei (2;1) gemauerte silberne Zinnentürme mit schwarzem Tor und unbeleuchteten Fenstern.
Bauwerke und Stadtviertel (Auswahl)
Zu den sehenswerten Bauwerken von Tournon gehören:
- historische Altstadt mit Fußgängerzone, Herrenhäusern und Adelssitzen
- Schloss Tournon mit großen Aussichtsterrassen und dem Museum zur Stadtgeschichte, zur historischen Brückenbautechnik des Marc Seguin und zur Rhôneschifffahrt,
- katholische Stiftskirche St. Julien im Stile der Spätgotik, Nachfolgebau eines romanischen Gotteshauses aus dem 11. Jt. an dieser Stelle;
Die Erhebung zur Stiftskirche erfolgte im Juni 1316, sie wurde unter das Patronat des St Julien de Brioude gestellt. Die Kirche wurde in den Religionskriegen zunächst protestantisch (1563–1579), danach war sie «Temple de l'Etre Suprême» und kehrte 1795 in den Schoß der katholischen Kirche zurück.[2] - Statue der Heiligen Jungfrau am Hang über der Stadt, bei deren Errichtung es Probleme gegeben hat;
- Passerelle Marc Seguin, ein Beispiel der ersten Drahtseil-Hängebrücken Europas;
- Gymnasium Gabriel Faure, in späteren Jahren durch Anbauten erweitert;
- Ehemaliger Ausgangsbahnhof der Schmalspurbahn von Tournon nach Le Cheylard;
- Große Brücke (Pont Grand) über den Fluss Doux, erbaut 1379–1583, die zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die größte Spannweite der Welt hatte. Ihr Standort ist in Nähe der Museumsbahn-Trasse.
- Damm Farconnet im Hafenbereich.
- historische Stadtbefestigung
Partnerstädte
Tournon unterhält Beziehungen zu folgenden Partnerstädten:
Persönlichkeiten
- François de Tournon (* 1489 in Tournon; † 1562 in Paris), Kardinal und Staatsmann, spielte eine Rolle in der französischen Geschichte
- Stéphane Mallarmé (1842–1898), französischer Dichter, war von 1863 bis 1866 Englischlehrer in Tournon[3]
- Marcel Antoine Gimond, (* 27. April 1894 in Tournon-sur-Rhône; † 13. Oktober 1961 in Nogent-sur-Marne), Bildhauer und Maler
- Jean-Paul Chifflet (1949–2017), Manager
- Sébastien Joly (* 1979), Radrennfahrer
- Maurice Tavant (1936–2022), Box-Europameister
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Informationsblatt über Tournon, ausgegeben bei einer Kreuzfahrt des Unternehmens CroisiEurope im Juni 2012
- ↑ Flyer: La Collégiale Saint Julien, hrsg. v. Maison Paroissiale, Tournon, Stand vom Juni 2012 (www.paroissestluc.com)
- ↑ Gordon Millan (Hrsg.): Mallarmé à Tournon et au-delà. Garnier, Paris 2018.