Transzendentale Erfahrung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Transzendentale Erfahrung ist ein von Karl Rahner in die Theologie eingeführter Begriff, der die Grundlage jedweder Metaphysik und rationalen Rede über Gott darstellen soll. Der Ausdruck knüpft an Immanuel Kants Begriff transzendentaler Möglichkeitsbedingungen an – bei Kant vor allem für Erfahrungsurteile, bei Rahner insbesondere für religiösen Glauben.

Begriffsbestimmung

Rahner entwickelt in seinem Werk Grundkurs des Glaubens Grundlagen seiner sog. Transzendentaltheologie und definiert den Begriff der Transzendentalen Erfahrung als das

„subjekthafte, unthematische und in jedwedem geistigen Erkenntnisakt Mitgegebene, notwendige und unaufgebbare Mitbewusstsein des erkennenden Subjekts und seine Entschränktheit auf die unbegrenzte Weite aller möglichen Wirklichkeit“.[1]

Sie ist eine Erfahrung, weil sie Bestandteil „jedweder konkreten Erfahrung irgendeines beliebigen Gegenstandes ist“. Sie ist transzendental, weil sie „zu den notwendigen und unaufhebbaren Strukturen des erkennenden Subjekts selbst gehört“.

Berührt wird hier das bekannte Problem der synthetischen Urteile a priori. Aussagen über die Inhalte der transzendentalen Erfahrung sind a priori, da sie die Bedingungen der Möglichkeit jedweder Erfahrung darstellen. Zum anderen aber sind sie synthetisch, da sie keine analytischen Urteile sind.

Die transzendentale Erfahrung zeigt sich nicht nur im Erkennen, sondern auch im Handeln. Ihr Inhalt ist letztlich das, was in der philosophischen Tradition unter „Sein“ verstanden wird. Die Explikation dieses Wissens, die niemals an ein Ende kommt, ist Aufgabe der Metaphysik.

Der Begriff und sein theoretischer Kontext nimmt Anleihen und Modifikationen u. a. an Immanuel Kant, Maurice Blondel und Edmund Husserl.

Literatur

  • Karl Rahner: Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christentums. Herder, Freiburg i. Br. u. a. 2004 (10. Aufl. der Sonderausg.). ISBN 3-451-28352-2
  • Karl Rahner: Transzendentaltheologie. In: Herders theologisches Taschenlexikon, Bd. 7, Freiburg 1973, S. 324–329
  • Bernd Irlenborn: Was ist eine transzendentale Erfahrung? Zu den Entwürfen von Krings, Rahner, Lotz und Schaeffler. In: Theologie und Philosophie 79 (2004), 491-510 (als pdf)
  • Nikolaus Knoepffler: Der Begriff „transzendental“ bei Karl Rahner. Zur Frage seiner Kantischen Herkunft. Tyrolia-Verlag, Innsbruck/Wien 1993. ISBN 3-7022-1880-7
  • Gerd Neuhaus: Transzendentale Erfahrung als Geschichtsverlust? Der Vorwurf der Subjektlosigkeit an Rahners Begriff geschichtlicher Existenz und eine weiterführende Perspektive transzendentaler Theologie. Patmos Verlag, Düsseldorf 1982. ISBN 3-491-71057-X (zugl. Univ.-Diss. 1981)
  • Hansjürgen Verweyen: Gottes letztes Wort. Grundriß der Fundamentaltheologie. Patmos Verlag, Düsseldorf 1991, S. 156 ff. und passim
  • Hansjürgen Verweyen: Wie wird ein Existential übernatürlich? Zu einem Grundproblem der Anthropologie K. Rahners. In: Trierer theologische Zeitschrift 95 (1986), S. 115–131

Anmerkungen

  1. Karl Rahner: Grundkurs des Glaubens. S. 31.