Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus

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Tropenklinik in Tübingen
Tropen- und reisemedizinische Ambulanz
Neubau des Krankenhauses

Die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus gGmbH in Tübingen wurde 1916 als Tropengenesungsheim in gegründet. Der Name geht zurück auf den Stuttgarter Unternehmer Paul Lechler (1849–1925), der 1909 das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) gründete, das der Träger des Krankenhauses ist. Das Tropengenesungsheim führte praktisch die bei Difäm begonnene Arbeit fort. Sein Sitz war das neue repräsentative Gebäude in sogenannter Halbhöhenlage, das eine herrliche Sicht in Richtung der Schwäbischen Alb bot. Nach dem Bau des neuen Sitzes des Krankenhauses neben dem alten, wurde das inzwischen denkmalgeschützte Gebäude 2017 an das Immobilienunternehmen Raisch Projektentwicklung aus Bad Saulgau verkauft. In seinem Auftrag wurden im alten Gebäude 43 großzügige, zum Teil sehr großzügige Seniorenwohnungen durch die Georg Reisch GmbH & Co. KG eingebaut. Die Baumaßnahmen endeten im März 2021 und die Wohnungen werden seit dieser Zeit als Residenz Lechlerhöhe vermietet.[1] Die Bewohner können die von Difäm angebotene Leistungen wahrnehmen.

Ziele und Aufgaben

Das Anliegen des Tropengenesungsheims war, die medizinische Versorgung in wirtschaftlich armen Ländern zu verbessern. Dort wurden damals Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen und Theologen verschiedener Missionsgesellschaften auf ihren Auslandsaufenthalt vorbereitet und in der Tropenmedizin ausgebildet. Tropenrückkehrer konnten im Krankheitsfall qualifiziert behandelt werden. Neben dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg war das Tropengenesungsheim in dieser Zeit die bedeutendste Fachklinik für Tropenmedizin in Deutschland. Heute verfügt die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus über eine der größten tropen- und reisemedizinischen Ambulanzen Deutschlands. Dort steht die Diagnostik und Behandlung von Tropen- und Infektionskrankheiten sowie die reisemedizinische Beratung und Impfsprechstunde im Vordergrund.

Seit den 1950er Jahren besteht zusätzlich ein Versorgungsauftrag für internistische Patienten aus dem Raum Tübingen.
Inzwischen hat sich das 90-Betten-Krankenhaus neben der Tropenmedizin zu einem Zentrum für Geriatrie (Altersmedizin) spezialisiert. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Palliativmedizin. Für das Universitätsklinikum Tübingen und die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus stehen unter dessen Trägerschaft 10 Betten auf einer Palliativstation zur Verfügung. Über 200 Mitarbeiter behandeln jährlich über 2600 stationäre Fälle. Vor dem Hintergrund der diakonischen Trägerschaft ist die christliche Ethik und ein ganzheitlich orientierter Therapieansatz Leitbild für die Behandlung der überwiegend internistisch akutkranken älteren Patienten.

Die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus ist Träger des Tübinger Projekts häusliche Betreuung Schwerkranker, einem spezialisierten Palliativdienst zur ambulanten Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen – meist Tumorpatienten. Mit Unterstützung durch die Robert-Bosch-Stiftung und den Krebsverband Baden-Württemberg startete dieses Modellprojekt 1991. Inzwischen ist das Tübinger Projekt bundesweit der dienstälteste ambulante Palliativdienst.

Geschichte

1916: Eröffnung des Tropengenesungsheims am 15. November. Direktor des Difäm und Chefarzt des Tropengenesungsheims war Gottlieb Olpp.
1922: Bau eines Kinderheims für rückkehrende Missionarskinder oberhalb des Tropengenesungsheims.
1939–1945: Im Winter 1939/1940 großer Ansturm heimkehrender Missionare und ihrer Familien aus Ägypten, Palästina und später auch aus Ostafrika. Bis zum Kriegsende waren 2 Stockwerke des Krankenhauses als Lazarett beschlagnahmt.
1945: Das Tropengenesungsheim wird Referenzkrankenhaus der französischen Besatzungszone für alle tropenmedizinischen Behandlungen und Begutachtungen von Soldaten und Fremdenlegionären.
1951: Vertrag mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse Tübingen zur Umwandlung des Tropengenesungsheims in ein Krankenhaus. Ab diesem Zeitpunkt war die Klinik auch für die internistische Behandlung von Patienten aus dem Raum Tübingen zuständig. Die Bezeichnung „Tropenheim Paul-Lechler-Krankenhaus“ wurde eingeführt.
1957–1959: Umbau und Erweiterung des Krankenhauses.
1967/1968: Erweiterung der Ambulanz und des Labors mit einem Anbau auf der Südseite der Klinik.
1990: Fertigstellung des Erweiterungsbaues Ost. Die Klinik nennt sich jetzt „Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus“.
1991: Gründung des ambulanten Palliativdienstes „Tübinger Projekt häusliche Betreuung Schwerkranker“.
1994: Die Klinik wird Mitglied im neugegründeten Geriatrischen Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen. Ausbau der medizinischen Akutversorgung älterer kranker Menschen.
2007: Einrichtung eines palliativ-geriatrischen Schwerpunkts mit 6 Betten.
2014: Einweihung der gemeinsamen Palliativstation des Universitätsklinikums Tübingen und der Tropenklink Paul-Lechler-Krankenhaus unter dessen Trägerschaft mit 10 Betten.
2015: Beginn der Bauarbeiten für das neue Bettenhaus, welches am 25. Juni 2017 eingeweiht wurde. Verkauf des alten Gebäudes, in dem bis 2021 43 Seniorenwohnungen eingebaut werden.

Nachweise

  1. Residenz Lechlerhöhe bei Raisch Projektentwicklung. – Da die Mieten in diesem Gebäude sehr hoch sind, verläuft die Vermietung nur schleppend und im Juli 2022 gab es immer noch 16 frei Wohnungen.

Weblinks

Commons: Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 31′ 50,9″ N, 9° 3′ 39,5″ O