Tubifex tubifex
Tubifex tubifex | ||||||||||||
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Tubifex tubifex | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tubifex tubifex | ||||||||||||
(Müller, 1774) |
Tubifex tubifex (latein. von tubus „Röhre“ und -fex „-macher“), deutsch Gemeiner Schlammröhrenwurm oder Gemeiner Bachröhrenwurm, ist die am längsten bekannte Art der Gattung Tubifex. Sie gehört damit zu den im Wasser lebenden Ringelwürmern. Umgangssprachlich und in der Aquaristik wird vielfach schlicht von Tubifex gesprochen, wobei entweder die Art Tubifex tubifex oder (meist) irgendeine Art der Gattung Tubifex gemeint ist. Tatsächlich gehören die im Handel befindlichen Tiere häufig verschiedenen Tubifex-Arten an.
Äußere Merkmale
Tubifex tubifex ist ein etwa 2,5 bis 9 cm langer, dünner, rötlicher Wurm. Seine Färbung ist auf die hämoglobinhaltige Körperflüssigkeit zurückzuführen, die innerhalb des Blutgefäßsystems transportiert wird. Tubifex-Arten sind heute weltweit verbreitet.
Lebensweise
Tubifex tubifex sowie die verwandten Arten leben normalerweise im Schlamm von stehenden sowie fließenden, auch stark verschmutzen Gewässern und bilden mit Schleim ausgekleidete Schlammröhren. Der Wurm steckt mit dem Kopfteil bis zur Hälfte im Grund des Gewässers, da die Sauerstoffaufnahme über den Enddarm (Darmatmer) erfolgt. Durch die schlängelnden Bewegungen wird Sauerstoff herangeführt, jedoch können sie auch ohne Sauerstoff bis zu 48 Stunden überleben, wobei sie die dafür notwendige Energie mittels Glykolyse gewinnen. Tubifex ernährt sich vorwiegend von Detritus und anderen organischen Zersetzungsstoffen. Aufgrund seines hämoglobinreichen Blutes, das für die rote Farbe sorgt, kann der Wurm auch in sauerstoffarmen Gewässern leben.
Im Rahmen der Gewässergütebeurteilung gilt die Art als Bioindikator für die starke Belastung eines Gewässers mit organischen Stoffen.
Verwendung in der Aquaristik
Tubifex tubifex sowie die verwandten Arten werden von Aquarianern als lebendes Fischfutter genutzt und sind im Zoofachhandel erhältlich. Da belegt ist, dass lebende Tubifex-Arten Krankheitserreger übertragen können (Myxobolus cerebralis und Myxobolus cotti aus der Gruppe der Myxozoa), verfüttern viele Aquarianer diese nur noch in tiefgefrorener oder gefriergetrockneter Variante.
Verwendung in der Ökotoxikologie
Tubifex tubifex wird gelegentlich als ökotoxikologischer Testorganismus zur Testung toxischer Inhaltsstoffe von Gewässersedimenten eingesetzt. Die Tiere gelten zwar als relativ robust gegenüber Schadwirkungen, sind aber dennoch geeignete Testorganismen: Bei starker Belastung tendieren sie dazu, das Sediment zu vermeiden und neigen zu Autotomie (Selbstteilung der Individuen durch Abtrennung von Segmenten). Bei bereits deutlich niedrigeren Konzentrationen reduziert der Wurm seine Grabaktivität, dies kann als sensibler Indikator für die toxische Wirkung des Sediments verwendet werden.[1]
Einzelnachweise
- ↑ M. Meller, P. Egeler, J. Römbke, H. Schallnass, R. Nagel, B. Streit: Short-term toxicity of lindane, hexachlorobenzene, and copper sulfate to tubificid sludgeworms (Oligochaeta) in artificial media. In: Ecotoxicology and Environmental Safety. 39, 1998, S. 10–20.
Weblinks
Quellen
- Gunter Steinbach (Hrsg.), Heiko Bellmann: Leben in Bach und Teich : Pflanzen und Wirbellose der Kleingewässer. (= Orbis-Naturführer). Orbis-Verlag, 2000, ISBN 3-572-01085-3.
- B. Wachs: Die häufigsten hämoglobinführenden Oligochaeten der mitteleuropäischen Binnengewässer. In: Hydrobiologia. Band 30, Nr. 2, September 1967, S. 225–247. (Abstract)
- R. O. Brinkhurst, B. M. Jamieson: Aquatic Oligochaeta of the world. Oliver & Boyd Verlag, Edinburgh 1971.
- Heinz Streble, Dieter Krauter: Das Leben im Wassertropfen. Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers. Ein Bestimmungsbuch. 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-08431-0.
- Wolfgang Engelhardt: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09800-1.